Vergleich zu HeinsbergCorona-Studie von Hendrik Streeck läuft im Rhein-Sieg-Kreis
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Rheinbach – Auch eine Stadt im Rhein-Sieg-Kreis ist nun Untersuchungsort einer Corona-Studie von Professor Hendrik Streeck. Als Vergleichskommune der Folgestudie der „Heinsberg-Studie“ wurde Rheinbach ausgewählt. Die ersten Probeentnahmen haben bereits stattgefunden, die Ergebnisse werden derzeit ausgewertet.
Die Studie in Rheinbach ist genau so konzipiert wie die in Gangelt (Kreis Heinsberg), um die Infektionslage zu untersuchen. 500 Haushalte wurden über die Kreisverwaltung eingeladen, an der Studie teilzunehmen, sagt Hendrik Streeck, Institutsdirektor der Virologie an der Universitätsklinik Bonn. „Wie viele Probanden letztendlich teilgenommen haben, weiß ich bisher noch nicht. Der Zulauf war aber sehr gut.“
Corona-Studie: Vier Mal werden Proben in Rheinbach entnommen
Insgesamt wird das Team rund um Hendrik Streeck vier Mal in Rheinbach Proben entnehmen, immer im Abstand von drei Monaten. Dabei wird ein Rachenabstrich gemacht, das Antikörperlevel getestet, Spuckproben entnommen und ein Fragebogen zur Symptomatik abgefragt, so Streeck.
Dass Rheinbach für die Studie ausgewählt wurde, war eigentlich gar nicht so vorgesehen. Ursprünglich sollte die Studie auch schon früher starten. Doch es sei schwer gewesen, einen Ort zu finden, wo genügend Hausärzte kooperieren.
„Die Hausärzte sind für die Studie nötig, weil es für Rheinbach nicht leistbar gewesen wäre, wie in Gangelt eine Infrastruktur vor Ort aufzubauen. Dort haben wir in der ersten Runde alle Proben selber entnommen“, sagt Hendrik Streeck. „In Rheinbach und später auch in Gangelt arbeiten wir mit den Hausärzten zusammen. Ein Team der Uni Bonn unterstützt die Ärzte bei der Arbeit.“
Rheinbach: Nähe zu Bonn spielt auch eine Rolle
In Rheinbach sind es nun drei Hausarztpraxen, die bei der Studie aushelfen, ab dem zweiten Durchlauf vier. Die Wahl fiel aber auch auf Rheinbach, weil die Demografie mit der von Gangelt vergleichbar sei, auch der strukturelle Aufbau sei ähnlich. „Zudem war wichtig, dass als Vergleichskommune ein Ort ausgewählt wurde, der eben nicht als Hotspot galt“, sagt der Virologe. Auch die Nähe zu Bonn spiele eine Rolle. Logistisch sei es so gut umsetzbar, dass die Proben nach der Entnahme zur Aufbereitung schnell ins Labor gebracht werden können.
Auf die Anfrage des Universitätsklinikums Bonn habe Bürgermeister Ludger Banken sofort die Unterstützung der Stadt zugesagt. „Zur Bewältigung der Corona-Pandemie ist eine Erforschung des Coronavirus und seiner Auswirkungen eine der wichtigsten Voraussetzungen. Die Unterstützung der Wissenschaft ist daher Pflicht und Ehre zugleich“, so der Bürgermeister.
In Rheinbach kommt der Faktor der Impfung hinzu
In dieser „Napro-Studie“ („Natural Protection against SarsCov2 reinfection Study“) soll unter anderem untersucht werden, ob einmal infizierte Menschen gegen erneute Infektionen mit dem Coronavirus immun sind. „In Gangelt haben wir im April das vierte und letzte Mal Proben entnommen. Der Ort hatte zu Beginn der Pandemie eine hohe Infektionszahl – nach unseren Ergebnissen mit einer Dunkelziffer von 15 bis 20 Prozent“, sagt Hendrik Streeck. Das sei heute nicht mehr zu erwarten. „Die Frage ist: Wie ist heute das Infektionsgeschehen in Gangelt? Hat es sich verlangsamt? Erreicht der Ort schneller eine Herdenimmunität?“, so der Virologe.
Auch für Rheinbach seien die ersten Ergebnisse interessant. Wie ist das Infektionsgeschehen, wie hoch ist die Dunkelziffer? „Allerdings beraten wir uns noch mit den Biostatistikern, wie viele Ergebnisse wir während der laufenden Studie veröffentlichen, um das Verhalten der Menschen vor Ort nicht zu beeinflussen.“
Da die Studie in Rheinbach verspätet begonnen hat, sei nur der Zeitpunkt im April vergleichbar, wo zur gleichen Zeit Proben in Gangelt und in Rheinbach entnommen wurden. Für die Studie in Rheinbach kommt nun der Faktor der Impfung hinzu, so Streeck. Deshalb werde der Fokus der Studie in Gangelt auf der natürlichen Infektion liegen, während in Rheinbach der Effekt der Impfung untersucht werde.