Rhein-Sieg-Kreis – Es sollte ihr großer Tag werden: 34 Jungen und Mädchen hatten sich in den katholischen Gemeinden des Pfarrverbands Ruppichteroth auf die Erstkommunion am Weißen Sonntag vorbereitet. Gemeinsam hatten sie sich auf den festlichen Gottesdienst und eine schöne Feier mit Familien und Verwandten gefreut. Das Corona-Virus durchkreuzte alle Pläne, nur vor dem Bildschirm konnten sie die Messe aus St. Servatius in Winterscheid verfolgen.
Seit Palmsonntag überträgt die Gemeinde Gottesdienste im Internet, auch am gestrigen Weißen Sonntag stand Pfarrer Christoph Heinzen vor der Kamera. Und tatsächlich war es den Verantwortlichen dann doch noch gelungen, die Kommunionkinder in die Gottesdienstgestaltung einzubeziehen: In Fotocollagen waren sie präsent, die Fürbitten waren vorab gefilmt worden und wurden in die Live-Übertragung eingespielt. Und das vor einem ganz großen Publikum: Fast 8000 Aufrufe gab es YouTube schon bis Sonntagnachmittag.
Was man im Fernsehen einen Quotenhit nennt, sind die Gottesdienste aus dem Bröltal schon mehrfach gewesen: Mehr als 10 000 Gläubige verfolgten über Youtube und Facebook am Ostermontag die Heilige Messe. Und damit nicht genug: Wie die Reaktionen von Gläubigen zeigten, feierten Menschen aus allen Teilen Deutschlands am Bildschirm. Aber auch Gläubige in den USA und Uganda, in Italien, Österreich und Norwegen.
„Es gibt immer eine persönliche Beziehung“, berichtet Pfarrer Heinzen: Aus Colorado schrieb eine ausgewanderte Ruppichterotherin, aus Uganda ein Priester, der einst im Bröltal wirkte. Bekannte Heinzens meldeten sich aus Rom. Wie derzeit der Unterricht in den Schulen gehe die Kommunionvorbereitung in Ruppichteroth vonstatten, so Heinzen. Auf digitalem Weg nämlich.
683 Besucher des Online-Angebots
Und mit Blick auf einen Termin, von dem noch niemand weiß, wann er kommt. Für die Zeit nach den Sommerferien haben die Verantwortlichen der Pfarrgemeinde Termine ins Auge gefasst. Aber noch ist „alles ungewiss“.
Ende September oder Anfang Oktober wollen die Katholiken in Troisdorf die Kommunionsgottesdienste feiern. Die Vorbereitung der Kinder ruhe derzeit, sagte der Leitende Pfarrer Hermann-Josef Zeyen. Auch er feiert wie viele Kollegen landauf landab die Messe vor laufender Kamera, in der Osternacht haben immerhin 683 Besucher das Angebot angeklickt. „So eine große Reichweite haben wir nicht“, vergleicht Zeyen die Klickzahlen mit denen aus Ruppichteroth.
Mehrheit der Besucher gehören zur Risikogruppe
Und: „Wenn man alle Kirchen zusammennimmt“ hätten traditionelle Gottesdienste wohl immer noch mehr Besucher – wenn sie denn stattfinden dürften. Gleichwohl hat Zeyen Verständnis dafür, dass die Kirchen vorerst für solche Feiern noch geschlossen bleiben. „Es ist nicht so steuerbar“, überdies gehöre die Mehrheit der Besucher zur Risikogruppe der älteren Menschen. In den Chor der Kritiker – „Möbelhäuser öffnen, die Kirchen bleiben zu“ – will der Geistliche ebenfalls nicht einstimmen.
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„Im Möbelhaus oder Baumarkt macht jeder sein Ding, im Gottesdienst geht es um Gemeinschaft.“ Man müsse den Gottesdienst als Veranstaltung sehen und mit anderen Veranstaltungen vergleichen. Alles andere bedeute, „Äpfel mit Birnen zu vergleichen“. Für das private Gebet seien die Kirchen ja ohnehin offen, die Ausgabe von Palmzweigen und Osterkerzen habe auch viele Menschen angezogen, „die sonst nicht in die Kirche kommen“.