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StichwahlMatthias Großgarten ist neuer Bürgermeister von Niederkassel

Lesezeit 3 Minuten
Matthias Großgarten jubelt.

So sehen Sieger aus: Matthias Großgarten jubelte schon, bevor alle Bezirke ausgezählt waren.

Der bisherige SPD-Vizebürgermeister konnte alle 20 Wahlbezirke gewinnen. Die Wahlbeteiligung lag bei 40,8 Prozent.

Zum ersten Mal nach 1984 bekommt Niederkassel wieder einen Bürgermeister mit SPD-Parteibuch, zum ersten Mal überhaupt stellen die Sozialdemokraten künftig einen hauptamtlichen Bürgermeister. In der entscheidenden Stichwahl um den Chefposten im Rathaus setzte sich am Sonntag (10. Dezember) im Duell der beiden bisherigen Vize-Bürgermeister Matthias Großgarten mit einem Erdrusch-Sieg gegen den CDU-Kandidaten Marcus Kitz durch.

Für Großgarten, der bereits in der ersten Runde der Wahl deutlich vorne gelegen hatte, stimmten 66,09 Prozent der Wählerinnen und Wähler. Kitz kam bei einer Wahlbeteiligung von gerade einmal 40,8 Prozent auf einen Stimmenanteil von 33,91 Prozent.

Auch Uckendorf, der Wohnort von Marcus Kitz, fiel an den SPD-Kandidaten Matthias Großgarten

Der Jubel im Rheidter Markthaus, wo sich die SPD und ihre Anhänger getroffen hatten, um die Auszählung der Stimmen zu verfolgen, kannte keine Grenzen. „Dieser Sieg ist umso erfreulicher, weil ich nicht gegen einen No-Name-Kandidaten gewonnen haben, sondern gegen Marcus Kitz, der seit vielen Jahren für die CDU in Niederkassel steht“, sagte der sichtlich bewegte Matthias Großgarten, der in den 20 Niederkasseler Wahlbezirke mehr Stimmen auf sich vereinigen konnte.

Klatschende Menschen stehen an einer Theke.

Im Rheidter Markthaus verfolgte die SPD das Auszählen der Ergebnisse.

Ihm war es in der zweite Runde der Bürgermeisterwahl gelungen, auch traditionelle CDU-Hochburgen wie den Stadtteil Mondorf zu gewinnen. Besonders groß war der Jubel der SPD-Anhänger, als das Ergebnis von Kitz' Wohnort-Wahlkreis Uckendorf verkündet wurde. Auch er geht an Großgarten, wenn auch denkbar knapp.

Bürgermeisterwahl in Niederkassel: Zusammenarbeit mit dem Stadtrat dürfte große Herausforderung werden

Großgarten wird am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Stephan Vehreschild antreten. Der Christdemokrat, der seit 2009 an der Spitze von Stadtrat und Stadtverwaltung stand, scheidet zum Jahresende auf eigenen Wunsch aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus dem Amt.

Marcus Kitz zeigte sich am Abend als fairer Verlierer. „Ich wünsche Matthias Großgarten für seine Arbeit in den kommenden sieben Jahren eine glückliche Hand bei einer Aufgabe, die nicht einfach sein wird.“ Enttäuscht zeige er sich, dass es ihm und der CDU offenbar nicht gelungen war, Stimmen von jenen für sich zu gewinnen, die in der ersten Runde der Wahl den parteilosen Benjamin Meybohm gewählt hatte.

Kitz vermutet, dass die unpopulären Entscheidungen der Niederkasseler Kommunalpolitik aus den vergangenen Wochen – vor allem die Erhöhung der Grundsteuer B auf ein historisch hohes Level – vor allem der CDU angekreidet haben. „Das scheint ein Thema zu sein, dass unsere ureigene Klientel uns offenbar übel genommen hat. Viele traditionelle CDU-Wähler seien deshalb offenbar bei der Wahl zu Hause geblieben.

Die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat dürfte für den neuen Bürgermeister eine Herausforderung werden. In dem 40-köpfigen Gremium ist die CDU mit 18 Mandaten die stärkste Fraktion. Großgartens SPD, die bei der Kommunalwahl im September 2020 neun Sitze errungen hatte, stellt inzwischen nur noch sieben Ratsmitglieder. Auch wenn man die Bürgermeister-Stimme hinzurechnet, bleiben den Sozialdemokraten nur acht Stimmen im Stadtrat.

Vor knapp einem Jahr hatten Gabriela und Christina Neidel ihren Austritt aus Fraktion und Partei verkündet. Seither gehören sie dem Stadtrat als Fraktionslose an. Im zurückliegenden Bürgermeisterwahlkampf hatten sie zuletzt demonstrativ CDU-Kandidat Marcus Kitz unterstützt.