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Stadtbahnprojekt Linie 17Neue Stadtbahn soll von Köln nach Bonn führen

Lesezeit 4 Minuten
Wie diese Brücke zwischen Kehl und Straßburg könnte die Stadtbahnbrücke aussehen, die zwischen den Kölner Stadtteilen Godorf und Porz-Langel über den Rhein führen soll.

So ähnlich könnte sie aussehen: Die Brücke, die die neue Stadtbahnlinie 17 Köln–Niederkassel–Bonn über den Rhein führt. Hier die Straßenbahnbrücke von Straßburg nach Kehl.

Für die Verlängerung der Stadtbahnlinie 17 muss bei Godorf eine Rheinbrücke gebaut werden. Sowohl in Niederkassel, als auch in Köln setzt man große Hoffnungen auf das Projekt.

„Was haben Niederkassel und die isländische Hauptstadt Reykjavík gemeinsam?“ NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer begann seinen Besuch in Niederkassel am Donnerstagmittag mit einer Quizfrage. Die Antwort: Beide Städte sind bislang nicht an den Schienenpersonenverkehr angeschlossen. Zumindest im Fall der 40 000 Einwohner zählenden Rhein-Sieg-Kommune soll sich das auf absehbare Zeit ändern – mit der geplanten rechtsrheinischen Stadtbahnlinie 17, die in spätestens 20 Jahren in den Stoßzeiten im 10-Minuten-Takt zwischen Köln, Niederkassel und Bonn verkehren soll und gemeinsam von den Städten Köln, Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis geplant wird.

Zum Planungsstart übergab der Verkehrsminister   einen Förderbescheid des Landes, das zu den Planungskosten rund 5,2 Millionen Euro beisteuern wird. Krischer bezeichnete die neue Stadtbahn, die für geschätzte Kosten von rund 510 Millionen Euro (Stand November 2021) von Köln-Godorf aus über eine noch zu bauende Rheinbrücke und Niederkasseler Stadtgebiet nach Bonn rollen soll, als einen Baustein der Mobilität der Zukunft. „Nur durch mehr solcher regionalen Vorhaben überzeugen wir die Menschen, ihr Auto ohne Komforteinbußen stehen zu lassen und auf die Bahn umzusteigen.“

Nur durch mehr solcher regionalen Vorhaben überzeugen wir die Menschen, ihr Auto ohne Komforteinbußen stehen zu lassen
Oliver Krischer, NRW-Verkehrsminister

Auch mit der Linie 17 wolle die schwarz-grüne Landesregierung ihr Ziel eines 60-prozentigen Fahrgastzuwachses im öffentlichen Nahverkehr erreichen. Der Niederkasseler Bürgermeister Stephan Vehreschild sprach für seine Stadt von „einem mit nichts zu vergleichenden Schritt in Bezug auf Mobilität und ökologische Verkehrsentwicklung“. In Niederkassel werde, so Vehreschild, „sehnlichst“ auf die neue Bahnverbindung gewartet. Seit den 90er Jahren steht das Projekt auf der Agenda der Stadt.

Offizieller Startschuss für die Planung der rechtsrheinischen Stadtbahn-Linie 17: NRW-Verkehsminister Oliver Krischer (3.v.r.) übergab den Vertretern der am Projekt beteiligten Kommunen am Donnerstag in Niederkassel für die Planungskosten einen Förderbescheid über rund 5,2 Millionen Euro.

Noch rollen auf der RSVG-Strecke nur Güterzüge. Künftig soll die Trasse von der neuen Stadtbahnlinie 17 genutzt werden. Die Vertreter der beteiligten Kommunen feierten den offiziellen Auftakt der Stadtbahn-Planung mit Verkehrsminister Oliver Krischer (3.v.r.).

Ascan Egerer, Beigeordneter der Stadt Köln für Mobilität, sieht in dem Projekt den Schlüssel, um weitere Pendlerinnen und Pendler zum Verzicht auf die Pkw-Nutzung zu motivieren. Wir alle stehen im Sinne der Klimaschutzziele und der angestrebten Klimaneutralität unserer Städte in der Verantwortung, den Umweltverbund massiv auszubauen.“ Gerade für Bürger aus Porz wäre die neue Linie ein Segen, um schnell in den linksrheinischen Kölner Süden zu gelangen. Bisher müssen sie über Deutz fahren und auf der anderen Rheinseite wieder zurück in den Süden.

Grafik zur Stadtbahn Linie 17

Grafik zur Stadtbahn Linie 17

Landrat fordert klares Bekenntnis zur Stadtbahn

Rhein-Sieg Landrat Sebastian Schuster forderte von allen an der Stadtbahn-Planung beteiligten Verwaltungen und politischen Gremien ein klares und dauerhaftes Bekenntnis zu dem Stadtbahn-Projekt. „Ich freue mich über den Förderbescheid und verbinde damit den Wunsch, dass alle heute hier Anwesenden dieses wichtige Projekt immer unterstützen werden.“ Nötig sei dafür ein langer Atem. Wie viel Zeit bis zur Inbetriebnahme der Linie 17 vergeht, ist derzeit allerdings noch nicht absehbar. „Es ist klar, dass wir das in deutlich weniger als 20 Jahre hinbekommen müssen“, sagte Verkehrsminister Krischer.

Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner erinnerte daran, dass von der Verbindung mehr als 60 000 potenzielle Fahrgäste profitieren können, die im unmittelbaren Einzugsgebiet der geplanten Trasse leben. Das sei ein weiterer wichtiger Baustein der Mobilitätswende.

Die neue Stadtbahn-Verbindung war im Frühjahr 2022 vom NRW-Verkehrsausschuss in den ÖPNV-Bedarfsplan und den Infrastrukturfinanzierungsplan des Landes aufgenommen.


Zahlen und Fakten

21,3 Kilometer lang ist die neue Strecke der Stadtbahnlinie 17, die Köln-Godorf im Linksrheinischen und Köln-Zündorf im Rechtsrheinischen mit Niederkassel und Bonn verbinden soll.

Für die Verlängerung der Linie 17 soll zwischen Godorf und Köln-Porz-Langel sowie Niederkassel-Lülsdorf eine neue Rheinbrücke gebaut werden. Im Norden von Niederkassel soll die Stadtbahnlinie 17 perspektivisch mit der Stadtbahn-Linie 7 verknüpft werden, die bislang in Porz-Zündorf endet. Von dort gibt es aktuell nur Busverbindungen nach Niederkassel.

Nach dem Willen der Verkehrsplaner soll die Linie 17 nach der Fertigstellung in den Hauptverkehrszeiten im 10-Minuten-Takt fahren, in den Nebenverkehrszeiten im 20-Minuten-Takt und in den sogenannten Schwachverkehrszeiten im 30-Minuten-Takt.

Streckenführung: In Niederkassel soll die Stadtbahnlinie auf einer Länge von rund sieben Kilometern zwischen Lülsdorf und Mondorf über die bislang eingleisige Güterbahnstrecke der Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG) verlaufen. Diese soll für den Stadtbahn-Betrieb zweigleisig ausgebaut werden.

Neugebaut werden müsste auf rund 5,6 Kilometern Länge der Lückenschluss zwischen Niederkassel-Mondorf und Bonn-Beuel, der über die Trasse der Linie 66 eine Anbindung der Linie 17 an den Bonner Hauptbahnhof ermöglichen würde. Zwischen Niederkassel-Mondorf und Bonn-Schwarzrheindorf ist entlang der Siegauen nur ein eingleisiger Betrieb auf der bisherigen Busspur der L269 geplant.

Noch ist nicht klar, ob sich die Linie 17 die Gleise mit Güterzügen teilen muss, was rechtlich möglich ist. Es gibt aber auch Pläne für einen Güterbahnverkehr vom Hafen in Niederkassel-Lülsdorf zur DB-Strecke bei Köln-Porz-Wahn. (pf)


Airportanbindung

Der Traum von einer direkten S-Bahnanbindung des Bonner Hauptbahnhofs an den Flughafen Köln Bonn ist durch die neue Stadtbahnlinie 17 i geplatzt. Die im Nahverkehrsplan 2016 noch perspektivisch enthaltene Linie S 18 wird nicht weiter verfolgt, sagte auf Anfrage ein Sprecher des Zweckverbandes go.rheinland.

Auf der noch zu bauenden Rheinbrücke zwischen Godorf und Langel sei nur Raum für die Stadtbahn. Im Zuge des Ausbaus der S13 auf der rechten Rheinseite werde es aber einen neuen Knoten in Bonn-Vilich geben und damit neben der Regionalbahn 27 eine weitere Verbindung von Bonn zum Airport. (kmü)