Innerhalb von zwei Monaten überfielen Räuber aus Köln insgesamt zehn Tankstellen – unter anderem im Rhein-Sieg-Kreis und im Kreis Euskirchen. Am Landgericht Bonn wurden beide zu langen Haftstrafen verurteilt.
Lange HaftstrafenKölner Räuber-Duo überfällt zehn Tankstellen in der Region
Drei Tage vor Weihnachten 2019 traf sich ein Liebespaar auf einem Parkplatz, setzte sich in seinen Seat und plante einen gemeinsamen Urlaub. Ganz in der Nähe lauerte ein Räuber-Duo, das sich ausgerechnet dieses Auto unter den Nagel reißen wollte. Mit wilden Bremsübungen versuchten sie, das Paar herauszulocken, aber die beiden waren mit sich beschäftigt.
Erst als das Räuber-Duo mit seinem Auto in den Golf des jungen Mannes fuhr, entstand Gesprächsbedarf – so hieß es nun im Bonner Urteil. Entrüstet stieg das Paar aus dem Wagen aus. Der Mann bekam sofort Pfefferspray ins Gesicht, die Frau konnte ausweichen. Als sie versuchte, ihre Handtasche aus dem bereits gekaperten Seat zu retten, legte der Fahrer den Rückwärtsgang ein, gab kräftig Gas und schleifte die junge Frau einige Meter mit, bis sie verletzt liegen blieb.
Räuber-Trio überfiel innerhalb von zwei Monaten zehn Tankstellen
Dieser Auto-Raub auf einem Parkplatz in Remscheid ist einer von sieben Raubüberfällen, für die die 2. Große Strafkammer das Kölner Duo – 23 und 28 Jahre alt – zu acht und siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt hat. Das Verfahren gegen einen dritten Täter, der zum Auftakt noch mit auf der Anklagebank saß, musste krankheitsbedingt abgetrennt werden.
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Innerhalb von zwei Monaten zwischen Dezember 2019 und Februar 2020 hatte das Trio in Bedburg, Köln, Leverkusen, Euskirchen, Mechernich sowie im Rhein-Sieg-Kreis – in Troisdorf und Königswinter-Oberpleis – zehn Tankstellen überfallen, aber auch eine Spielhalle und einen Schnellimbiss. Die Beute betrug gesamt rund 8000 Euro. Von den ursprünglich zehn angeklagten Fällen wurden nach Geständnissen schließlich drei eingestellt.
Viele Opfer der Raubüberfälle sind immer noch traumatisiert
Sämtliche Auftritte der bewaffneten und mit Sturmhauben vermummten Gang waren so martialisch und furchteinflößend inszeniert, dass viele Opfer der Raubüberfälle seither traumatisiert sind, führte Kammervorsitzender Wolfgang Schmitz-Justen im Urteil aus.
Viele seien in Therapie, einige hätten sogar ihren Job aufgeben oder ihre Ausbildung abbrechen müssen. Auch die junge Seat-Fahrerin habe die „brutale Parkplatz-Szene nicht gut verkraftet“. Drei Jahre nach der Tat wirkte sie als Zeugin mitgenommen von den Erinnerungen an einen „Alptraum“.
Auto von Troisdorfer wurde auf offener Straße gekapert
Erschüttert von der hohen kriminellen Dreistigkeit der Täter zeigte sich auch der Geschäftsführer eines Troisdorfer Unternehmens, dessen Auto am 3. Februar 2020 auf offener Straße gekapert wurde. Der Zeuge, der offenbar spontanes Opfer der Räuber geworden war, hatte an diesem Nachmittag Unterlagen aus einem Firmenwagen in ein anderes Auto umladen wollen, als die Täter neben ihm anhielten und ihn mit Pfefferspray außer Gefecht setzten.
Dann fuhren sie mit dem Wagen des Mannes davon, einem BMW M3 für 70.000 Euro. Nach dieser „brutalen Art von Carsharing“, so Schmitz-Justen, hatten sie an dieser Beute allerdings keine dauerhafte Freude. Denn sie hatten, wie sie später erst begriffen, den falschen Autoschlüssel ergattert. Die Polizei stellte die verlassene Limousine später sicher.