Mit einer Prozession und einem Hochamt mit Rainer Maria Kardinal Woelki feierten die katholischen Christen in Hennef-Bödingen das Kompassionsfest, das Mit-Leiden der Muttergottes.
Woelki-BesuchKompassionsfest wird in Hennef-Bödingen seit 600 Jahren gefeiert
Trotz des außergewöhnlichen Jubiläums, trotz oder wegen des hohen Besuchs – das Kompassionsfest in Hennef-Bödingen hatte schon mehr Besucher. Gleichwohl waren es gut 200 Menschen, die am Freitag dem Gnadenbild der schmerzhaften Mutter, der Pietà, folgten. Seit 600 Jahren wird das Kompassionsfest in Hennef-Bödingen gefeiert.
Kompassion, so hat es Pfarrer Reinhard Friedrichs einmal erklärt, meint mehr als Mitleid, nämlich Mit-Leiden. Im Kölner Provinzialkonzil von 1423 hatte Erzbischof Dietrich von Moers das „Fest der Betrübnis und Schmerzen Mariens unter dem Kreuz“ für den vierten Freitag nach Ostern für das gesamte Erzbistum angeordnet. Der Papst übernahm es 1424 für die gesamte katholische Kirche.
1425 pilgerte der Kölner Erzbischof nach Hennef-Bödingen
1425 pilgerte einer der Vorgänger des heutigen Erzbischofs, Kardinal Rainer Maria Woelki, selbst nach Bödingen und traf dort Herzog Adolf VII: von Berg. Seine Nachfolger kamen immer wieder in die hochgotische Wallfahrtskirche, um zu Maria zu beten. Friedrichs erklärte im Gespräch, dass Maria nicht angebetet wird, das sei Gott vorbehalten. Alles andere sei Götzendienst.
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Nach einer Prozession mit der Madonnenstatue und dem Allerheiligsten durch das Dorf sowie einer Zwischenstation am Sakramentsaltar vor dem Marienheim ging es zurück in die Hochkirche, wo der Kölner Erzbischof das Hochamt feierte. Im Kirchenraum hing dicht der Weihrauch, als Friedrichs ihn begrüßte. „Es ist mir eine große, herausragende Freude“, sagte er zu seinem Studienkollegen Woelki, mit dem ihn eine jahrzehntelange Freundschaft verbindet.
Kardinal Woelki nannte das Bödinger Kompassionsfest ein besonderes. Es ist der einzige Ort, an dem es noch gefeiert wird. Nur an wenigen Tagen sei es ausgefallen, so 2020 während der Corona-Pandemie. Zur Einführung im Spätmittelalter habe es eine Vermehrung von Marienverehrungen gegeben.
Dietrich von Moers hat im selben Jahr, 1424, dazu beigetragen, dass Kloster der Augustinerchorherren zu gründen, das bis zur Säkularisierung 1803 Bestand hatte. Er war ein umtriebiger Politiker, ein rechter Haudegen und glühender Marienverehrer, sagte er über seinen Vorgänger.
Das Gnadenbild selbst stammt vermutlich vom Ende des 14. Jahrhunderts, ab 1397 begann der Kirchenbau. Woelki zitierte den Historiker Lucien Febvre, der das 15. Jahrhundert als das kirchenfrömmste bezeichnet habe. Anschließend predigte der Erzbischof über die Leiden Mariens und ihr Vorbild, durch Anteilnahme und Mitgefühl Schmerz in Freude zu verwandeln.
Etliche Gläubige blieben dem Kompassionsfest fern – offenbar, weil Kardinal Woelki beteiligt war
Friedrichs bezeichnete Bödingen, wie andere Pilgerstätten, als Wallfahrtsoasen. „Manches Wunder geschieht hier, das man nicht immer direkt sieht“, erklärte der Pfarrvikar. Er nannte die Gegenwart eine gnadenlose Zeit, die der Schmerzensmutter bedarf. Am Sakramentsaltar hatte er mit dem Kreisdechanten Hans-Josef Lahr und Woelki aus dem Kölner Brevier gebetet. Seiner Einschätzung nach stamme das aus der Entstehungszeit der Madonna.
Zahlreiche weitere Geistliche, Messdiener, Kommunionskinder, Kirchenchor und die Schützenbruderschaft bildeten den Prozessionszug, dem sich zahlreiche Gläubige anschlossen. Aus ihren Reihen war zu hören, dass es manchen gegeben habe, der wegen der Beteiligung des umstrittenen Woelkis nicht gekommen sei. Beim Pilgerfest im Klostergarten gab der sich durchaus leutselig.