Am 27. Juli 2017 wurde ein 24-jähriger Schlosser in Hennef Opfer eines brutalen Überfalls auf einem Schulhof. Nun endete bereits der zweite Prozess mit einem Freispruch. Kann der Fall noch aufgeklärt werden?
Zweiter ProzessAnklage nach brutalem Überfall auf 24-Jährigen in Hennef erneut gescheitert
Möglicherweise kann die Tat nicht mehr aufgeklärt werden: Vor dem Bonner Landgericht ist ein 32-jähriger Mann aus dem Ruhrgebiet vom Vorwurf des schweren Raubes freigesprochen worden. Die Richter der 10. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht sahen nach nur zwei Verhandlungstagen keinen hinreichenden Tatverdacht.
Der junge Mann, der zur Tatzeit am 27. Juli 2017 noch in Hennef gewohnt hatte, war bereits der zweite Angeklagte, der sich wegen eines nächtlichen Überfalls auf einen damals 24-jährigen Schlosser vor Gericht verantworten musste.
24-Jähriger ging Lockanruf von zwei jungen Frauen auf den Leim
In einem ersten Verfahren im Oktober 2019 waren die Verfahren gegen zwei Frauen und einen Mann eingestellt worden, nachdem sie den nun freigesprochenen beschuldigt und sich damit selber entlastet hatten.
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Die Ausgangssituation: Zwei junge Frauen im Alter von seinerzeit 19 und 20 Jahren trafen sich am Abend des 26.Juli 2017 mit drei männlichen Bekannten in der Hennefer Wohnung eines der Männer. Mit ziemlicher Sicherheit wurden gemeinsam Drogen konsumiert, bevor die Beteiligten beschlossen angebliche Schulden einzutreiben. Ein Bekannter soll der 20-Jährigen fünf Euro geschuldet haben. Die Gruppe beschloss, dass sich die 19-jährige als Lockvogel per Facebook-Nachricht mit dem jungen Mann verabreden solle.
Der ging der Anruferin auch tatsächlich auf den Leim und man traf sich am späten Abend auf dem Parkplatz eines Hennefer Möbelhauses. Während die beiden dann in Richtung einer Schule spazierten, soll die 20-Jährige plötzlich dazugestoßen sein und ihre Forderung geltend gemacht haben.
24-Jähriger wurde auf Schulhof in Hennef brutal zusammengeschlagen
Auf dem Schulhof stürmte dann plötzlich ein dunkel gekleideter Mann mit einem Messer auf den 24-Jährigen Schlosser zu und zog ihn hinter einen Container. Die Frauen flüchteten während der Angreifer das Opfer beraubte: Nachdem der Täter von dem Opfer eine Brieftasche, ein Handy und eine Jacke abgezogen hatte, verlangte er auch noch dessen Hose. Weil der Schlosser sich nun weigerte, schlug er ihn brutal zusammen. Der Angegriffene wurde ohnmächtig und wachte erst nach über vier Stunden im Morgengrauen wieder auf.
Im ersten Verfahren vor drei Jahren hatten die beiden angeklagten Frauen und ein damals 26-jähriger Mann das Geschehen im Prinzip eingeräumt, aber behauptet, keiner von ihnen sei der Angreifer gewesen. Stattdessen beschuldigten sie den nun Freigesprochenen, der damals wegen einer anderen Straftat im Gefängnis saß.
Prozess in Bonn: Angeklagter erschien nicht zum Auftakt
Daraufhin waren die Verfahren gegen die beiden Frauen gegen Ableistung von 40 Sozialstunden eingestellt worden. Der männliche Angeklagte wurde nur wegen Hehlerei zu einer Geldstrafe verurteilt. Er hatte die Geldkarte des Opfers für Bestellungen genutzt.
Der nun Angeklagte hielt das Verfahren gegen sich offenbar nicht für besonders wichtig: Am ersten Verhandlungstag war er zunächst gar nicht erschienen und so ließ der Vorsitzende Richter den Mann von der Polizei zwangsvorstellen. Am zweiten Tag fehlte er erneut unentschuldigt, aber da die vor drei Jahren Angeklagten als Zeugen die Aussage verweigerten, weil sie sich selber belasten könnten, war schließlich auch die Staatsanwaltschaft nicht mehr von der Schuld des 32-Jährigen überzeugt. So verkündete das Gericht den Freispruch schließlich in Abwesenheit des Angeklagten.