Weil die Braut in anderen Umständen war, musste wegen der strengen Eltern alles ganz schnell gehen.
Diamant-Hochzeit in HennefAnnemarie und Franz Schenkelberg trafen sich im Kaufhof in Bonn
Am 1. Mai 1963 trafen Franz Schenkelberg (82) und Annemarie Niffka (80) zum ersten Mal aufeinander. Als beruflicher Weg war für beide die Führungskarriere in einer großen deutschen Kaufhauskette vorgesehen. Erste Station ihrer zweijährigen Ausbildung in mehreren Filialen der Republik war für sie der Kaufhof am Bonner Münsterplatz.
Sie war in der Abteilung AFK, „Alles fürs Kind“, er bei DOB, „Damenoberbekleidung“, wie das Paar im Gespräch in seinem gepflegten, üppig bepflanzten Garten mitten in der Stadt verrät. „Unsere Gruppe bestand aus zehn Leuten, alle mit dem gleichen Ziel,“, berichtet Franz Schenkelberg. „Annemarie lief mir gleich am ersten Tag über den Weg. Wir waren ein Clique, unternahmen auch privat viel zusammen.“
Bis zur kirchlichen Heirat musste das Paar in getrennten Betten schlafen
Das junge Paar fand Gefallen aneinander, den gemeinsamen Unternehmungen entwuchs große Liebe. Die war so stark, dass sie sich am Samstag, 16. August, vor genau 60 Jahren im bayrischen Ruhpolding vor dem Traualtar ewige Treue schworen.
Während die Eltern des Bräutigams diese Trauung organisierten, da sie zu der Zeit in Bayern Urlaub verbrachten, hatten sich ihre Eltern um die standesamtliche Hochzeit drei Tage vorher in Bad Godesberg gekümmert. „Ich war in anderen Umständen, da drängten meine Eltern auf eine umgehende Heirat“, erzählt die Jubilarin.
Aber auch des Bräutigams Vater, Franz Schenkelberg Senior, hatte eine gestrenge Meinung zur Ehe. Die wurde für ihn erst durch die kirchliche Trauung zur richtigen Ehe. Was zur Folge hatte, dass das standesamtlich frisch verheiratete Ehepaar nach seiner Ankunft in Ruhpolding die Nächte bis zur kirchlichen Trauung in getrennten Betten verbringen musste.
Im Hause Niffka wurde allzeit streng auf die richtige Anwendung der deutschen Sprache geachtet, auch nachdem sie sich in Bad Godesberg niedergelassen hatte, erzählt die Diamant-Braut: „Uns war es verboten, Platt zu sprechen.“ Dass dies unterhaltsam sein konnte, zeigte sich etwa bei Kegelabenden mit Freunden. Franz Schenkelberg: „Wenn ein Witz erzählt wurde, hat sie kein Wort verstanden. Ich musste dann übersetzen, was nochmals zum Lachen war.“
Der im damaligen Geistinger Krankenhaus geborene Sövener war früh in den Vereinen integriert, spielte beim HTV Handball, wurde später leidenschaftlicher Segler. Auch das junge Ehepaar Schenkelberg fasste schnell im Vereins- und Gesellschaftsleben Fuß, spielte Tennis bei Blau-Weiß, Volleyball, fuhr Ski, wanderte, reiste durch die Welt.
Im Saal Wingen in Hennef wurde das Ehepaar Schenkelberg proklamiert
1971 wurden sie als Franz I. und Annemarie II. Hennefer Prinzenpaar, das zugleich das letzte war, das im Saal Wingen proklamiert wurde und das eine eher seltene Tollitäten-Anwerbung vorweisen kann: Am zweiten Weihnachtstag wurden sie vom Besuch einiger Freunde überrascht, die nur scheinbar am Weihnachtsambiente der Schenkelbergs teilhaben wollten.
Der wahre Grund sei deutlich geworden, als Heinz Bohlscheid, seinerzeit Präsident der Ersten Hennefer KG, plötzlich verschwand und mit einem Koffer zurückkam, berichtet das Diamant-Paar. Im Koffer: das rot-weiße Ornat des Hennefer Prinzen. Unter Prinzessin Annemarie wurde zudem die Gewohnheit gebrochen, dass nur der Prinz zum närrischen Volk spricht.
Wie überzeugend die Prinzessin die Sympathien gewann, verdeutlichen Karnevalsparagrafen wie dieser: „Alle fremden Frauen gegenüber gemachte Komplimente und Versprechungen müssen nach Karneval der eigenen Frau gemacht und gehalten werden.“
Im Hennefer Kurhäuschen, Stammsitz der Hennefer Stadtsoldaten, denen der diamantene Bräutigam seit 41 Jahren von Anbeginn angehört, werden die Eheleute bei einer Messe heute ihr Jawort erneuern. Als Zeugen dabei sind die Stadtsoldaten nebst Partnerinnen, viele Freunde und Wegbegleiter sowie die Kinder Gabi und Michael mit Partnern und den Enkeln Lilly und Lukas.