Fußball-Mittelrheinliga2067 Tage im Amt: Sascha Glatzel überflügelt Marco Bäumer
Hennef – Seit Mittwoch ist Sascha Glatzel der neue Rekordtrainer des FC Hennef 05. Der 46-Jährige überflügelte seinen Vorgänger Marco Bäumer, der 2066 Tage lang an der Seitenlinie gestanden hatte. „Fünf Jahre und acht Monate sind im Fußball eine halbe Ewigkeit“, betont Glatzel.
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Eine solche Kontinuität auf der Trainerposition sei auch im Amateurbereich „längst keine Selbstverständlichkeit mehr“. Etwas scherzhaft fügt er hinzu: „Zumal man meine fordernde Art erst mal über einen solch langen Zeitraum ertragen muss.“
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Die besagte Eigenschaft sehen die Verantwortlichen des Mittelrheinligisten allerdings nicht als Makel, sondern als Erfolgsrezept. „Sascha verlangt viel und holt so alles aus dem Team raus“, erklärt Sportchef Dirk Hager. „Er will den maximalen Erfolg und gibt dafür selbst immer 100 Prozent.“ Auch die jüngsten Ergebnisse zeugen von einer nach wie vor fruchtbaren Zusammenarbeit. Mit Ausnahme des 1:5 beim Bonner SC legte der FCH einen perfekten Start hin; punktgleich mit Wegberg-Beeck steht man an der Spitze. „Man muss den Hut ziehen vor dieser jungen Truppe“, so Hager.
Bonato stärkt Kilic
Vor der Partie beim FC Pesch (So., 15.30 Uhr) fordert Bünyamin Kilic unmissverständlich drei Punkte. „Ich könnte wetten, dass wir bislang mehr Großchancen hatten als der Spitzenreiter Wegberg-Beeck“, sagt der Trainer des Siegburger SV 04. „Jetzt müssen wir uns aber auch endlich mal belohnen.“
Die Hoffnung ruht nicht zuletzt auf Julian Fälber und Kai Schusters, die in Friesdorf (0:1) jeweils ihren ersten Kurzeinsatz verbuchten. Für Mehdi Reichert (Schambeinentzündung) rückt wohl Hussein Hammouda an alter Wirkungsstätte in die Startelf.
Sportchef Oliver Bonato verlangt ebenfalls Ergebnisse, stärkt Kilic allerdings den Rücken: „Die Chemie zwischen Trainer und Team stimmt. Am Ende müssen es die Jungs auf dem Platz richten.“ (tim)
Ganz ohne Routiniers kommt aber auch diese nicht aus. In der Partie am Sonntag (15 Uhr) gegen den Tabellenletzten Arnoldsweiler dürfte einer sogar den anderen ersetzen. Weil Robin Schmidt (29) privat verhindert ist, winkt Dennis Eck (31) sein Startelf-Debüt in dieser Saison. Der im Sommer vom Ligarivalen Siegburg 04 zurückgekehrte Angreifer stand am 16. Juni 2019 letztmals in der Anfangsformation der 05er.
„Wenn Ecki fit ist, kann er ein Spiel aus dem Stand entscheiden“, sagt Glatzel. „Und derzeit ist er sehr fit.“Eck selbst sagt: „Ich bin immer bereit alles zu geben – egal, ob ich beginne oder von der Bank komme.“ Der Stürmer, der in Hennef bereits acht Spielzeiten – darunter die historische Regionalliga-Saison 2014/15 (unter Bäumer) – miterlebte, wurde als Standby-Spieler aus Siegburg zurückgeholt. „Im Moment schafft er es immerhin zwei Mal pro Woche zum Training“, sagt Glatzel über den viel beschäftigten Mitgründer des Start-ups „Coachinho“, das digitales Fußballtraining mit Profispielern auf Basis künstlicher Intelligenz ermöglicht.
Die Einheiten beim FCH sind für Eck eine willkommene Abwechslung zum Joballtag. „Alle geben Gas und keiner will auch nur ein Trainingsspiel verlieren“, sagt er. „So macht es am meisten Spaß.“ Mit diesem Ehrgeiz könnten die 05er den Aufstiegsanwärtern Paroli bieten. „Wir sind klarer Außenseiter, aber im Fußball ist vieles möglich“, so Eck. „Ich persönlich hätte große Lust auf ein zweites Regionalliga-Abenteuer.“
Ein Mann mit vielen Talenten
Und das sieht und hört man. Hager vergleicht den Allrounder mit Thomas Müller vom FC Bayern: „Ecki dirigiert, pusht und sendet an einem Stück – allerdings im konstruktiven Sinne.“ Nur im Dialog mit seinen Gegenspielern greift er schon mal zu anderen Waffen. „Wenn jemand Trash-Talk beherrscht, dann er“, sagt Glatzel. „Er kann dem Gegner nicht nur mit fußballerischen Mitteln den Zahn ziehen.“
Ecks Talente beschränken sich jedoch keineswegs auf den Rasen. Laut Hager stehen ihm nach seiner aktiven Karriere „alle Türen bei uns offen. Sportlicher Leiter, Marketingbeauftragter, Trainer – ich kann mir viele Ämter für ihn vorstellen.“ Noch sind allerdings Ecks Fähigkeiten auf dem Platz gefragt. Zumal Glatzels Tage auf der Hennefer Trainerbank noch längst nicht gezählt sind.