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Gastro, Hotels, FreibäderPersonalmangel und Regen trüben die Ferienbilanz in Rhein-Sieg

Lesezeit 4 Minuten
Ein Zettel hängt am Fenster eines Restaurants.

Hilfe gesucht: Vielen Betrieben, hier das Troisdorfer „Bistro Nemo“, fehlt seit der Pandemie das Personal.

Trotz steigender Zahlen beobachtet die Hotelbranche im Rhein-Sieg-Kreis ein Abflauen des „Booms“, in Deutschland Urlaub zu machen.

Mit wenig sommerlichem Wetter gehen die langen Sommerferien in NRW in die letzte Woche. Ist die Bilanz der Gastronomen, Hoteliers und Freibadbetreiber ähnlich trübe?

Wirtschaftsförderern bereiten verkürzte Öffnungszeiten große Sorge

Die Statistiker von IT NRW hatten für den Mai „Rekordergebnisse bei Gästeankünften und Übernachtungen“ gemeldet. Dieser Trend habe sich in den vergangenen beiden Monaten verstetigt, berichtet Carmen Döhnert von der „Naturregion Sieg“ beim Rhein-Sieg-Kreis. Insbesondere Betriebe mit besonderen Angeboten, wie der Schäferwagen, das Baumhaus und der Eulenhof in Windeck, seien gut ausgebucht.

Als besonders großes Problem habe die Wirtschaftsförderung des Kreises allerdings die gastronomische Versorgung der Gäste ausgemacht. „Gefühlt werden die Öffnungszeiten immer weiter reduziert, schlicht weil das Personal fehlt“, erklärt Döhnert. So müsse das Angebot an der Oberen Sieg für die Gäste neu sortiert werden. Mangels Gastronomie gewännen Picknickboxen wie in Windeck, Hofläden und Automaten an Bedeutung.

Dass ausgerechnet im touristischen Hotspot Stadt Blankenberg ein Besitzer gleich zwei Betriebe geschlossen habe, sei unglücklich gewesen. Damit habe es ausgerechnet an so einem prägnanten Standort nur noch wenige Alternativen gegeben. „Zum Glück gibt es ja jetzt Nachfolger, die bald wieder öffnen“, sagt Döhnert.

Die Wirtschaftsförderung werde den Personalmangel im Herbst mit eigenen Aktivitäten angehen. So sei geplant, in Bonn und Köln mit der Attraktivität der Arbeitsplätze in den Gemeinden entlang der Sieg offensiv zu werben.

Urlaub in Deutschland: Hotelbranche beobachtet Abflauen des Booms

„Grundsätzlich positiv“ bewertet Ruth Maria Winterwerp-van den Elzen die laufende Saison. „Wir bewegen uns auf einem zufriedenstellenden und guten Niveau in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis“, erfasst die Hotelmanagerin aus Bonn und Vizepräsidentin der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg zusammen. Bis auf die vergangene Woche könne sich die Außengastronomie ebenfalls nicht beschweren. Sowohl bei Tagungen als auch bei touristischen Besuchern sei in der Beherbergungsbranche das Vor-Corona-Niveau erreicht. Zu beobachten sei, dass zunehmend fahrradfahrende Gäste in die Region kämen.

Als „ganz okay“ empfindet Ulrich Keinath vom „projekt2508“ in Königswinter die laufende Saison. Das Hotel der Gruppe sei sehr gut besucht, an Wochenenden sogar überbucht. Viele Besucher übernachteten zwei bis drei Nächte, einige aber auch fünf, um die Region kennen zu lernen.

Leichtes Minus gegenüber 2019 bei den Übernachtungen in Rhein-Sieg

Auch bei der Gastronomie laufe es gut. Trotzdem sei zu beobachten, dass der coronabedingte Boom, in Deutschland Urlaub zu machen, in diesem Jahr abgeflaut sei. „Ich vermute, dass viele Menschen wieder ins Ausland wollten“, sagt Keinath. Grund zum Jammern gebe es aber überhaupt nicht.

Mit Zahlen untermauert Professor Stephan Wimmers die Einschätzung der Gastronomen. Für den Rhein-Sieg-Kreis sei bei den Übernachtungen bis Mai ein Plus von 5,8 Prozent gegenüber 2022 errechnet worden. Im Vergleich zu 2019 gebe es noch ein knappes Minus von 0,6 Prozent, erklärte der Geschäftsführer der Sparten Verkehr, Handel, Tourismus und Kultur bei der IHK. In Bonn gab es 13,2 Prozent mehr Übernachtungen im Vergleich zu 2022 und ein Plus von immerhin 2,1 Prozent gegenüber 2019. Zahlen für Juni und Juli liegen noch nicht vor.

Siegfähre in Troisdorf konnte das Küchenpersonal komplett halten

Auf einen „ganz normalen deutschen Sommer“ schaut Alexander Adscheid zurück, der seit mehr als 30 Jahren die Gaststätte „Zur Siegfähre“ in Troisdorf-Bergheim führt. „Nicht vergleichbar mit dem letzten Jahr“, betont der Pächter. Aber da sei es teilweise zu heiß gewesen, „dann kommen auch kaum Leute“.

Ein Mann mit einer Brille blickt in die Kamera.

Alexander Adscheid ist seit 30 Jahren Betreiber des Ausfklugslokals Zur Siegfähre in Troisdorf-Bergheim

Beim Blick in die Natur des Schutzgebiets ringsum wisse er den Regen ebenfalls zu schätzen: „Jetzt ist alles wieder grün.“ Wenn jetzt nicht noch Hochwasser komme, sei er zufrieden mit dem Geschäft.

Den Sommer hat Alexander Adscheid auch ohne Personalnöte überstanden: „Wir sind sehr gut aufgestellt.“ Das Küchenpersonal blieb komplett dabei, zwei Abgänge aus dem Serviceteam gab es. „Das zu kompensieren war schwierig“, dann aber hätten sich doch Kräfte gemeldet.

Oktopus Freibad in Siegburg leidet unter dem regnerischen Wetter

„Der Juni war hervorragend“, sagt André Kuchheuser, Vorstand der Stadtbetriebe Siegburg, beim Blick auf die Besucherzahlen für das Oktopus-Freibad: 29 446 Menschen besuchten im Juni 2023 das Bad, fast doppelt so viele wie im Juni des vergangenen Jahres. „Sehr bescheiden“ war hingegen die Bilanz des zweiten Ferienmonats Juli 2023: Nur 15.040 Besucherinnen und Besucher lösten eine Eintrittskarte.

Schlechtes Wetter trifft nicht nur die Ferienkinder, sondern auch das Siegburger Schwimmbad: „Wir können wegen der jährlichen Grundreinigung im Hallenbad nur das Freibad offen halten“, sagte Kuchheuser. Und dann ist es egal, ob die Sonne scheint oder Regen fällt.

Einen guten Start hatte das Troisdorfer Aggua nach der Wiedereröffnung des Freibads – „doch jetzt spielt das Wetter nicht mit“, bedauert Sprecherin Daniela Simon. „Wir hoffen auf den August.“ Umso besser besucht ist unterdessen das Hallenbad, das auch im Sommer durchgängig geöffnet ist. „Da gibt es zum Teil sogar Warteschlangen.“ Beim Personal „passt alles“, so Simon. Allerdings „sind wir beim Freibad noch nicht an die Grenzen gekommen“.