Eitorf – Im blauen Wasser des Hermann-Weber-Bads ist ganz schön was los: Da wird sich getummelt und versteckt, es wird gespielt und geschwommen. Allerdings nicht in den Becken, die immer noch trocken und leer sind, sondern auf der großen Wand am Spaßbecken. Die Wale, das Wahrzeichen des Schwimmbades, haben Gesellschaft bekommen.
Angelika Bornstein hat an ihr 2001 geschaffenes Riesengemälde noch einmal Hand angelegt, Algen, Korallen, Fische, Delfine und eine Schildkröte dazu gemalt. Und so einiges repariert, das bei der Sanierung gelitten hat: Putz war abgeschlagen, Macken in die Wand gehauen, eine ganze Tür in die Wand gebrochen worden.
Am Spaßbecken fließt die Sieg entlang
20 Tage am Stück hat die gelernte Gestaltungstechnische Assistentin für die Verschönerung der Wand aufgewendet, die mit einem Speziallack versiegelt ist. Gegenüber, am Kinderbecken, macht sie weiter. Während am Spaßbecken atlantische Meeresbewohner schwimmen, entsteht hier ein Stück der Sieg.
„Aber in optimistischer Form“, schränkt die engagierte Tierschützerin ein, die in Bach die Wildvogelstation des BUND betreibt. Sie malt die Sieglandschaft, wie sie sein sollte: als renaturierten, sauberen und ungestörten Lebensraum für viele Arten mit Sandbänken und Böschungen. Allerdings ist der Abschnitt, den sie mit Künstler-Kollegin Carmen Boss aus Ruppichteroth malt, auch ein bisschen überbevölkert – den Kindern zu Liebe, die sich satt sehen sollen an der liebevoll gestalteten Landschaft. „Das muss vollgepackt sein!“
Also schwimmen, watscheln, fliegen, sitzen und stehen jede Menge heimische Arten am einladenden Ufer: Enten und ein Schwan, Türkentaube, Reiher und ein Schwarzstorch, ein Eisvogel, der einen Fisch fängt, und ein Mauersegler, der im Flug das Siegwasser trinkt. Auch Nutrias, Frösche, Fische und ein Kormoran haben Platz.
Kormoran Bernie hat die Künstlerin inspiriert
Letzterem hat Bornstein sogar ihr Wandgemälde gewidmet: „Bernies Welt“ heißt ihr Stück Sieglandschaft, benannt nach dem fast zahmen Kormoran, der nun schon das dritte Jahr in ihrer Vogelhilfe lebt und sie durch seine Pfiffigkeit immer wieder zum Lachen bringt. „Das macht so einen Spaß mit dem Kerlchen! Kormorane sind so tolle Vögel, und die wenigsten Menschen wissen, dass sie eine seit Jahrhunderten heimische Art sind.“
Aufklären über die Tiere, deren Lebensraum die Sieg ist – das will Bornstein mit ihrem Bild auch. Dazu soll an der Wand nebenan eine Legende entstehen, mit kurzen Informationen über das dargestellte Tier. Zum Beispiel über den unscheinbaren Flussregenpfeifer, der auf ihrem Bild zwischen den Steinen am Siegufer brütet, und der mittlerweile äußerst selten geworden ist. „Er legt seine Eier in den Sand, und weil sie aussehen wie Kieselsteine, werden sie von den Leuten einfach zertreten. Dabei ist das Ufer geschützt, Spazierengehen darf man hier gar nicht“, weiß die Vogelexpertin.
Seit vielen Jahren kümmert sie sich in ihrem Haus und Hof um gefiederte Notfälle. In den Frühjahrs- und Sommermonaten nahezu ein 24-Stunden-Job. Malerei, die sie „im Urlaub“ immer mal dazwischen schiebt, um Aufträge wie Wandgemälde oder eigene Projekte wie einen Vogelschutzkalender zu verwirklichen, ist da nicht drin.
Suche nach Schadensursache dauert an
Noch kein Ergebnis liegt zu den Schäden an den Edelstahlbecken des Sportbades vor. An mehreren Stellen war die Stahlplatten der Stahl der Güte V4A 1.4404 von Lochfraß befallen, winzig kleine Schäden, entstanden durch eine chemische Reaktion. Wie es geschehen konnte, dass im rund 350.000 Euro teuren Becken Lochfraß entstand, obwohl es im Zuge der Generalsanierung erst vor kurzem eingebaut wurde, müssen Experten klären. Dazu wurden an mehreren Stellen Stücke ausgeschnitten und an Gutachter zur Prüfung verschickt.
Auch im Spaß- und im Kinderbecken waren bei einer Prüfung solche Schäden, jedoch in deutlich kleinerem Umfang, festgestellt worden. Eine Schadenssumme von 90.000 bis 100.000 Euro hatte der Erste Beigeordnete Karl Heinz Sterzenbach genannt. (seb)
Ein Schicksal, das sie mit Carmen Boss teilt. Denn die Ruppichterotherin betreibt ebenfalls eine Auffangstation, kleiner allerdings und ausschließlich für Tauben. Dass sie jetzt fast drei Wochen gemeinsam malen können, genießen die beiden, auch wenn der raue Putz der Wand den Pinsel manchmal in eine andere Richtung zwingt, als sie wollen. Ein weiteres Wandbild ist schon geplant: Nebenan, auf der Querwand, soll das Leben in der Sieg entstehen, „mit Muscheln, Pflanzen und dem Edelkrebs“.