Rhein-Sieg-Kreis – Auf einen solchen Ansturm war man im Impfzentrum des Kreises nicht vorbereitet: Am Montag bildeten sich vor der Asklepios-Klinik in Sankt Augustin zeitweise lange Warteschlangen. „Zusätzlich zu den ohnehin vorgesehen 750 Impfungen hatte die Kassenärztliche Vereinigung ohne Rücksprache mit uns für diesen Tag 200 weiteren Leuten einen Termin gegeben“, erläuterte Landrat Sebastian Schuster am Dienstag den Grund des Gedränges.
An den bislang sechs Anmeldeplätzen in der Leichtbauhalle vor der Klinik habe dieses Aufkommen nur mit großen Verzögerungen bearbeitet werden können. Hinzugekommen sei, so Schuster, dass viele Impfwillige, die bereits einmal geimpft worden waren, die entsprechenden Unterlagen nicht mitgebracht hätten, was den Aufwand für die Anmeldungen erhöht habe.
Anstatt wie gewohnt bis 20 Uhr sei das Impfzentrum deshalb bis 21 Uhr in Betrieb gewesen. Immerhin habe man Wartende mit Getränken und Sitzgelegenheiten versorgen können. Bereits am Dienstag sei die Zahl der Anmeldeplätze auf zehn erhöht worden.
Auf eine weitere Zahl von Impfungen muss man sich im Siegburger Kreishaus längerfristig einstellen, nachdem das Land die entsprechenden Anforderungen erhöht hat.
Kritik an NRW-Gesundheitsminister Laumann
Lautete die Vorgabe bislang, dass der Kreis pro 70 000 Bewohner monatlich 7000 Menschen impfen muss, so sollen es künftig 8000 Impfungen pro 70 000 Bewohner sein. Bei 600 000 Einwohnern kreisweit steigt die Zahl der monatlich erwarteten Impfungen so von rund 60 000 auf mehr als 68 000.
Damit rückt das Thema einer zweiten Impfstelle in Meckenheim näher. „Das ist das, was ich bereits seit drei Monaten fordere“, sagte der Landrat, der verärgert darüber ist, dass das Landesgesundheitsministerium einzweites Impfzentrum bislang nur sogenannten Flächenkreisen zubilligt. „Wir sind kein Flächenkreis, trotzdem müssen Impfwillige hier weite Strecken zurücklegen. Unser Problem ist zudem unsere große Bevölkerungszahl.“
Unverständlich ist für Schuster auch, dass Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann die Zahl der Schwerpunkt-Hausarztpraxen, in den künftig auch gegen das Coronavirus geimpft werden soll, auf fünf pro Landkreis beschränkt. „Das ist für einen Kreis mit 19 Kommunen und 600 000 Einwohnern absoluter Quatsch und viel zu kurz gedacht“, kritisiert er seinen CDU-Parteifreund. Im Gespräch mit der Regierungspräsidentin will er heute auf eine Erhöhung der Zahl der Schwerpunktpraxen drängen.
Anteil der Mutationen nimmt zu
Als „besorgniserregend“ bezeichnet der Landrat, dass Mutationen des Coronavirus auch im Rhein-Sieg-Kreis immer häufiger festgestellt werden. Inzwischen seien rund 28 Prozent der Neuinfektionen hierzulande auf eine Virus-Mutante zurückzuführen. Bis Mittwoch seien bei Infizierten aus dem Kreis bereits in 249 Fällen Mutanten nachgewiesen worden, überwiegend die britische Variante B 1.1.7 (231 Fälle). Hinzu komme in sieben Fällen die südafrikanische Variante sowie elf Mutationen, die nicht näher zugeordnet werden könnten.
In der kommenden Woche sollen auch im Rhein-Sieg-Kreis Lehrerinnen und Lehrer von Grund- und Förderschulen geimpft werden. Ob diese dazu ins Sankt Augustiner Impfzentrum kommen müssen oder aber mobile Impfteams die einzelnen Schulen ansteuern werden, will man im Krisenstab des Kreises in den nächsten Tagen entscheiden.