Die Komparsen des Films „In bester Verfassung” durften die ZDF-Politsatire schon vorab sehen – in Ruppichteroth, wo der Film gedreht worden ist.
Wenn er als Kleines Fernsehspiel Erfolg hat, wird eine Serie daraus.
Den Ruppichterothern hat der Dreh Spaß gemacht, und der Ort profitierte auch.
Ruppichteroth – Wenn ein Landwirt mitten in Ruppichteroth ausländerfeindliche Parolen heraushaut, der Regionaldirektor der örtlichen Bank zustimmend die Stimmung aufheizt und die Anwohner dazu applaudieren, dann kann das nur eine Inszenierung sein.
Dass der Mob den Besitzer der Dönerbude zusammenschlägt und sein Mobiliar zerstört, so etwas kann es im Bröltal doch nicht geben. Tatsächlich hat Regisseur und Autor Thomas Bolz im vergangenen Jahr in Ruppichteroth die Youtube-Serie und den Film „In bester Verfassung“ gedreht. Am Donnerstag hat er Premiere. Die Komparsen konnten ihn schon am Mittwochabend sehen.
Wie brüchig die Stimmung in dem beschaulichen Dörfchen Niederlützel irgendwo im Rhein-Sieg-Kreis ist, beschreibt Bolz mit einem gehörigen Schuss Humor. Ab und an blieb den Zuschauern im Gasthaus an Sankt Severin auch das Lachen im Halse stecken.
Ausgangspunkt der Geschichte ist die drohende Versetzung der beiden Verfassungsschützer Dombrowski und Horner, dargestellt von Gudrun Landgrebe und Uke Bosse, ins ferne Rostock. Mit den Mitteln der RAF, die sie früher einmal verfolgt haben, inszenieren sie eine angeblich islamistische Bedrohung und platzieren eine Bombe, um ihren Posten zu sichern. Die Dinge geraten indessen völlig außer Kontrolle, als eine Gruppe den einzigen Muslim in Niederlützel verprügelt.
Den ersten Lacher erntet der Film, als Verfassungsschützer Horner nachts im Auto die Dönersoße auf die Bombe klatscht. Dass ausgerechnet ein Schwein die Bombe klaut und zum nahen Bauernhof bringt, wo sie explodiert, zeugt von feinem Humor, der sich durch den Film zieht.
Dreh machte Rupperichterothern Spaß
Nachdenklich stimmt dagegen, dass Parolen des Schweinebauern wie „Wer kein Schwein kauft, ist Islamist!“ ausreichen, um die Niederlützeler gegen ihren Nachbarn aufzubringen. Die Idee zum Film sei ihm und Bolz in einer langen Nacht im November 2015 gekommen, berichtete Martin Brindöpke, Executive Producer bei Warner Bros. Deutschland. Auf Ruppichteroth als Drehort kam Bolz, der in Schönenberg geboren und aufgewachsen ist. „Die Landschaft ist eine einzige Inspiration“, schmeichelte Brindöpke.
Spaß gemacht haben die Drehs auch den Ruppichterothern. Sie sind an vielen Stellen zu sehen, einzelne auch mit kurzen Sprechrollen, wie Christina Ottersbach, die morgens im Hotel das Frühstück aufs Zimmer bringt. Es sei eine interessante Erfahrung gewesen, für den Film etwas laut auszusprechen, das absolut nicht der eigenen Überzeugung entspreche, berichtet Markus Neuber. Wie die übrigen Komparsen war auch er zuvor über den Inhalt des Films unterrichtet worden.
Auch der Bürgerverein hat profitiert
„Es ist interessant, die ganze Szenerie mal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen“, kommentierte ein zufriedener Bürgermeister Mario Loskill. Profitiert habe auch der Bürgerverein, berichtete Wolfgang Steimel. Der bekam die Gage von 2400 Euro und finanzierte damit die Weihnachtsbeleuchtung.
Offiziell vorgestellt wurde „In bester Verfassung“ am gestrigen Donnerstag im Kino „Off Broadway“ in Köln. Seit Donnerstag um 16 Uhr sind die Acht-Minuten-Folgen zudem auf Youtube zu sehen. So solle die Netzcommunity mit der politischen Botschaft erreicht werden, erklärte Producerin Gebriele Meyer. Im ZDF wird der gesamte Film am 17. Juni um 23.55 Uhr als „Kleines Fernsehspiel“ gezeigt. Wenn er gut ankommt, könnte daraus eine Serie werden – natürlich mit Ruppichteroth als Kulisse.