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Kurs für MännerVäter und Söhne backen in Ruppichteroth die Torte für den Muttertag

Lesezeit 5 Minuten
Die Konditorin Anja Rump mit einem Kuchen in der Hand, umringt von Väter und Söhnen im Backkurs.

Konditorin Anja Rump zeigt im Männerbackkurs Vätern und Söhnen, wie eine prächtige Motivtorte gemacht wird.

Unter Anleitung von Konditorin Anja Rump entstehen in Winterscheid prächtige Torten. 18 Männer und einige Söhne nahmen am Kurs vorm Muttertag teil.

Die einzige Frau im Raum gibt die Kommandos: „Ihr könnt jetzt mit dem Biskuitteig anfangen.“ Der Lärm von 18 Rührmixgeräten erfüllt das Pfarrheim von St. Servatius. 18 Personen haben bei Anja Rump in Winterscheid den Männerbackkurs „Überraschung“ gebucht. Als Zeitungsreporter will ich nicht nur darüber berichten, sondern habe auch selbst Schüsseln, Mixer, Löffel, Messbecher und Tortenhaube angeschleppt.

Die Zutaten liegen auf den Tischen. Zucker, Vanillezucker und Eier landen in den Rührschüsseln – hier und da auch ein paar Stückchen Eierschale. „Das wird der Crunch“, meint neben mir Jürgen Gehlen aus Much. Wir lachen. Für den richtigen Crunch gibt es unter anderem Pistazienkerne.

Ein Man mit karierter Küchenschürze mit zwei Handmixern in zwei Teigschüsseln.

Mit dem Biskuitteig geht es los: Jürgen Gehlen rührt kurz für den Nachbarn mit.

Mit Humor geht es auch David Lamott an. Er hat als Notersatz einen Akkuschrauber zum Handmixer umfunktioniert. Der Troisdorfer zählt mit dem kleinen Brain zu den Vater-Sohn-Gespannen, die am Muttertag mit einer selbst gemachten Blumenstrauß-Torte aufwarten wollen.

Ein Mann hält einen Akkuschrauber, der Aufsatz ist ein Teigrührer.

Für alle Fälle hat David Lamott seinen Akkuschrauber zum Handmixer umfunktioniert

Mir schräg gegenüber lässt Pascal Wüste aus Winterscheid seine „KitchenAid“ den Teig rühren, während er schon seine beiden Springformen mit Backpapier auskleidet. Ich bin im Rückstand, aber die Kursleiterin beruhigt: „Lasst euch Zeit, es hetzt euch keiner.“ Ein Pflaster wird benötigt, jemand hat sich am Papier geschnitten.

Erdbeeren waschen und schneiden ist die nächste Aufgabe. Wer zwei Früchte gebucht hat, muss außerdem Heidelbeeren halbieren. Anja Rump und ihr Helfer Ronny Böhland füllen derweil zwei große Backöfen mit den gefüllten Springformen.

Die Creme ist in zwei Minuten gemacht oder versaut.
Anja Rump, Konditorin

In der Backzeit wird wieder fleißig gerührt; die Buttercreme aus Puderzucker, Milch und Butter solange, bis sie schön weiß ist, wie es im Rezept heißt. Vor der anschließenden Zubereitung der Mascarpone-Sahne-Masse für die Tortenfüllung warnt Rump eindringlich: „Die Creme ist in zwei Minuten gemacht oder versaut, entweder es klappt oder es klappt nicht.“

Da ich Kursplatz 13 erwischt habe, rechne ich mit dem Schlimmsten. Los geht es: Erst den Mascarpone mit Zucker aufschlagen, dann bei laufendem Mixer die Sahne von der Seite in die Schüssel laufen lassen, und wenn die Masse fest ist, sofort mit dem Rühren aufhören. Geschafft, wer sagt's denn!

Blick in den Backofen, in dem mehrere Springformen mit aufgegangenem Teig stehen.

Buckel, Krater oder glatt: Im Backofen geht der Biskuitteig in den Springformen auf.

Anja Rump ist Konditorin im Rang einer Meisterin und sogar mit Fernsehshow-Erfahrung (Sat.1, „Das große Backen“). Bei der 39-Jährigen sitzt jeder Handgriff. Sie zeigt den Laien, wie die mittlerweile fertig gebackenen und herunter gekühlten Biskuitkuchen mit einem Spezialmesser in gleich breite Scheiben geschnitten werden und man diese in einem Ring aus Tortenrandfolie im Wechsel mit der Mascarpone-Creme, eingestreuten Fruchtstückchen und Crunch übereinander schichtet.

Die Buttercreme dient dazu, die Ränder abzudichten. Heimwerker erinnert das an das Aufbringen einer Silikonfuge – nur halt mit Spritzbeutel statt Kartuschenpresse.

Zu viel Buttercreme mag keiner mehr.
Anja Rump, Konditorin

Mit der übrigen Buttercreme „verputzen“ die Männer und Jungen später noch den gesamten Tortenzylinder. Rump rät dazu, die buttrige Masse dabei nicht zu dick aufzutragen: „Zu viel Buttercreme mag keiner mehr, das Leckere ist die Füllung.“

Ein Mann mit dunkelblauer Schürze und ein kleiner Junge mit Mütze beim Füllen der Torte mit Früchten.

Paul und Papa Daniel Weber haben Spaß im Männer-Tortenbackkurses.

Die Torten stehen wieder in der Kühlung, beim Spülen der Schüsseln kommt man ins Gespräch. „Den Kurs habe ich von meiner Tochter geschenkt bekommen“, erzählt Franz Gantenbrinker. Der Winterscheider, der zu Hause nur „normale Kuchen“ backt, ist mit 72 Jahren der Älteste im Kurs; Milan und Paul sind mit sieben die Jüngsten. „Das ist Dissen über WhatsApp“, ruft Rump und teilt die scherzhafte Nachricht der Frau von Pauls Papa Daniel Weber aus Much mit: „Ich soll ihm besser eine Backmischung hinstellen.“

Darüber können natürlich alle nur lachen, denn bisher ist alles prima gelaufen. Bucklige Biskuitscheiben – hier wurde nach dem Einfüllen des Teigs die Form nicht ausreichend geklopft – und solche mit Krater aufgrund eines Rührfehlers sind kaschiert beziehungsweise von Anja Rump gerettet worden. „Bei mir ist noch niemand ohne eine Torte nach Hause gegangen“, berichtet die Kursleiterin.

Im letzten Schritt erfolgt die Verzierung. Wer gedacht hatte, das sei ein Kinderspiel, hat sich gründlich getäuscht. Der aus Fondant geflochtene Korbrand der Torte entpuppt sich als größte Herausforderung. Die Zuckermasse in Form zu bringen, ist eine Geschicklichkeitsübung.

Misslungene Zöpfe werden selbstkritisch kommentiert: „Er hat sich stets bemüht im Rahmen seiner Möglichkeiten.“ Während ich jedes einigermaßen gelungene Flechtwerk direkt an die Torte klebe, verfolgen andere die Strategie, erst einmal den ganzen Fondant zu modellieren.

Zwei Hände auf einem Holzbrett modellieren eine braune Zuckermasse.

Um Zöpfe flechten zu können, wird die Zuckermasse erst modelliert.

Das Problem dabei ist, dass die Zöpfe mit der Zeit brüchig werden. „Anja, könnte man da nicht etwas anderes rumschmeißen?“, lautet ein Vorschlag. Wegen der gebeugten Arbeitshaltung klagen einige Männer zudem über „Rücken“.

Eine Hand steckt Blüten in die Tortenoberfläche.

Zum Schluss wird das Werk mit Blüten dekoriert.

Im letzten Akt dominiert klar die Freude über die wirklich sehenswerten Ergebnisse, die mehrstöckigen Motivtorten aus Profihand in nichts nachstehen. Die Männer und Söhne dekorieren ihre Torten mit bunten und weiße Blüten, ehe sie die Prachtstücke mit Stolz aus dem Pfarrheim tragen.

Ich selbst bin auch sehr zufrieden mit meinem Werk. Zumal ich von Anja Rump das Kompliment erhalte, dank eines optimal aufgegangen Biskuitteigs die höchste Torte des Kurses hinbekommen zu haben. Sie passt mit Blumentop nun leider nicht mehr unter die Tortenhaube, aber das kann den Spaß, den wir in den vergangenen vier Stunden hatten, nicht trüben.

Der Zeitungsreporter mit seiner mit Blumenblüten dekorierten Torte.

Stolz auf seine Torte: Zeitungsreporter Klaus Heuschötter.

Zum Schluss gibt Rump noch einen Tipp fürs Aufschneiden der Torte: „Bloß keine Dreiecke!“ Stattdessen Scheiben abschneiden und diese dann teilen. „Dann bekommt man locker 30 Stücke aus so einer Torte.“


Tortenkurse im Familienzentrum

Konditorin Anja Rump bietet im katholischen Familienzentrum Bröltal fast jeden Monat zwei Familienbackkurse an, in denen Motivtorten angefertigt werden. Bis zu 20 Interessierte können mitmachen, die Teilnahme kostet 20 Euro für Erwachsene und Jugendliche, für Kinder in Begleitung fünf Euro.

In Winterscheid bei sich zu Hause richtet die 39-Jährige auch Kinderbackgeburtstage aus. Dank mobiler Öfen kann sie Gruppen besuchen. Auf Anfrage sind individuell gestaltete Backschürzen gegen Aufpreis im Paket enthalten.