Besondere Bäckereien in Rhein-SiegDaniel Stommel führt die Tradition des Vaters fort
- Brötchen, Brot, Croissants oder ein leckeres Stück Kuchen – die Backkunst kennt keine Grenzen. Wir haben Bäckereien im Rhein-Sieg-Kreis besucht, die noch selber backen und ganz besonderen Wert auf ihre traditionelle Handwerkskunst legen.
Neunkirchen-Seelscheid – Daniel Stommel ist in der Backstube des elterlichen Betriebs aufgewachsen. „Wir wohnten ja direkt darüber“, sagt er lächelnd. Zur Leitung der Bäckerei und Konditorei Stommel mit Sitz in Wolperath und Neunkirchen kam der heute 34-Jährigen aber doch erst über Umwege. Nach einer Ausbildung zum Elektriker – „doch nicht das Richtige“ – und dem plötzlichen Tod der Mutter 2010 stieg er in den Betrieb ein. 2015 legte er die Meisterprüfung ab, mit Ehefrau Nadine führt er seither den Betrieb.
1961 hatte sein Vater Karl-Heinz Stommel den Grundstein gelegt. Damals begann er die Ausbildung, 1970 fing er mit einer eigenen kleinen Backstube in Wolperath an. Fünf Jahre später eröffnete er die Bäckerei und Konditorei, die sich noch heute an der Hennefer Straße präsentiert. „Es gibt nicht mehr so viele, die hinter dem Laden alles produzieren“, betont Daniel Stommel nicht ohne Stolz.
Seien es Brot und Brötchen, Kuchen und Torten oder anderes Feingebäck. Eine Wissenschaft für sich ist das Gießen von Schokoladenfiguren, das hier ebenfalls stattfindet. „Es ist halt aufwendig“, erklärt der 34-Jährige, warum das nur noch wenige Konditoreien aus eigener Fertigung anbieten. „Es passiert schnell, dass die Schokolade grau wird“, ganz genau muss daher die Temperatur beachtet werden.
Ab 22 Uhr wird der Ofen befüllt
Um 21 Uhr beginnt der Teigmacher seine Schicht – ein Mann mit großer Erfahrung, der schon 1975 mit Vater Stommel am Start war. Die Brotteige setzt er als erstes an, „weil die Ruhe brauchen und liegen müssen“; der Ofen wird ab 22 Uhr befüllt, weitere Beschäftigte stoßen um 23 Uhr dazu.
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Am frühen Morgen beginnt gegen 4 Uhr die Schicht der Konditoren, zwischen 5 und 7 Uhr leert sich die Backstube wieder. Dafür füllen sich das Ladengeschäft in Wolperath und das Café in Neunkirchen neben der Kirche St. Margareta mit Kunden und Gästen.
Über die Gemeindegrenzen hinweg sind die Torten der Stommels ein Begriff, bis vor wenigen Jahren fuhren Vater und Sohn noch über Land und lieferten Backwaren in die Dörfer.
Dass sie nicht nur Tradition beherrschen, zeigten die Stommels und ihre 30 bis 35 Beschäftigten – im Service schwankt die Zahl – in der Corona-Pandemie: Im Onlineshop konnte die Kundschaft bestellen, im Umkreis von 15 Kilometern wurde täglich geliefert.
Inzwischen beschränkt das Team diesen Service auf dienstags, freitags und samstags. „Extrem“ sei die Nachfrage an Weihnachten und Silvester gewesen, erinnert sich Daniel Stommel. „Silvester sind wir zu dritt den ganzen Tag gefahren.“
Über 30 Jahre sind zwei Mitarbeiterinnen der Stommels nun im Unternehmen. Sie haben den heutigen Chef aufwachsen sehen, dem bis heute der Vater, inzwischen 75, bisweilen zur Hand geht. Sie können bereits die nächste Generation in der Backstube begrüßen: Die demnächst zweijährige Tochter wird im Januar ein Geschwisterkind bekommen.