Ärger mit der Telefonverbindung, langsames Internet: Die Bürger in Neßhoven in Much sind es leid.
Eine 4,5 MBit-Verbindung ist in dem kleinen Dorf fast schon ein Grund zum Feiern.
Wie geht es weiter?
Much – Sie haben unzählige Verhandlungen mit der Telekom über deren Hotline geführt, stets wechselnde Ansprechpartner an der Strippe gehabt und nach eigenen Angaben fast immer andere Auskünfte erhalten. Dieter Hollburg und Dieter Noa aus dem Dörfchen Neßhoven im Homburger Bröltal sind „not amused“.
Der Konzern, der immerhin noch zu 14,5 Prozent direkt und zu 17,4 Prozent indirekt über die Kreditanstalt für Wiederaufbau der Bundesrepublik Deutschland gehört, habe ihre ISDN-Anschlüsse gekündigt, aber keine akzeptablen Alternativen angeboten. Verärgert sind die Telekomkunden vor allem über den mangelnden Service. Zunächst sei telefonisch die Kündigung bis auf weiteres aufgeschoben worden. Mit der Begründung, er habe nicht reagiert, habe die Telekom ihm dann doch ohne Vorwarnung die Firmenanschlüsse gekappt, berichtet Noa, der in Neßhoven einen Pflegedienst und ein Ingenieurbüro betreibt. Plötzlich sei es dann auch mit ISDN wieder gegangen.
Auch Hollburg bekam von wechselnden Mitarbeitern immer andere, zum Teil auch widersprüchliche Auskünfte. Statt wie bisher drei Rufnummern via ISDN-Technik für 38,95 Euro soll er laut dem jüngsten Angebot für eine Rufnummer 49,95 Euro bezahlen.
Mitten im technischen Niemandsland zwischen den Gemeindehauptorten Much und Ruppichteroth haben auch Ingo Brass und Andreas Mommers ihre Erfahrungen mit dem Telefonnetz gemacht. Wie Noa und Hollburg wohnen sie an der einzigen Durchgangsstraße, die vom Bröltal Richtung Marienfeld führt. Noa, Brass und Mommers, der bereits seit einiger Zeit eine alternative Kombination aus Festnetz und LTE nutzt, erleben täglich, dass auch die Funknetze von Telekom und Vodafone in Neßhoven nicht einmal die Geschwindigkeiten bringen, die andernorts belächelt, hier aber wünschenswert wären. 4,5 MBit sind in dem kleinen Dorf fast schon ein Grund zum Feiern.
„Wir gehören zu den drei Prozent, die auf der Strecke bleiben – das ist Politik“, stellt Noa resignierend fest. Die Neßhovener trifft es gleich doppelt. Zum einen steht der Glasfaserausbau bevor. Die Telekom-Konkurrenten Innogy Telnet und Netcologne wollten ab 2020 den Ort im Rahmen eines Programmes, das der Rhein-Sieg-Kreis mit Fördergeldern des Bundes aufgelegt hat, mit Glasfaserkabeln aufrüsten, heißt es aus der Pressestelle des Kreises. Bis dahin sind alle auf die Kupferkabel der Telekom und die LTE-Funkverbindungen angewiesen.
Zum anderen stellt die Telekom bundesweit seit 2015 sukzessive alle Telefonanschlüsse auf das Internetprotokoll, kurz IP, um. Die Kunden werden informiert, mit Vorlauf wird ihr bisheriger Vertrag gekündigt und ein neuer angeboten. In der Regel, so teilt der Konzern auf Anfrage mit, könne er danach „zusätzliche Leistungsmerkmale bieten“. 86 Prozent der Kunden seien bereits umgestellt. Nur in Ausnahmefällen sei das nicht der Fall. Dann werde mit einer Kombination aus Festnetz und Mobilfunk eine Lösung gesucht.
„Die Frage, ob ein Wettbewerber in Much ausbaut, spielt für die IP-Umstellung der Telekom keine Rolle. Mit der Umstellung auf IP machen wir unser Netz fit für die Zukunft“, schreibt die Pressestelle des Konzerns.
Die Vorwürfe der Neßhovener zum Thema Service bewerten die Bonner hingegen als „Unterstellungen“ und schreiben wörtlich: „Zu Ihren allgemeinen Unterstellungen hinsichtlich unseres Kundenservice kann ich keine Aussage treffen. Fakt ist, dass unser Kundenservice regelmäßig getestet wird und dabei sehr gut abschneidet.“