Ruppichteroth – Bianca liebt Musik und trällert gern ins Mikrofon. Kein Wunder, ihr Vater ist Rainer Zöpel, Mitglied im Vokalensemble Hennef, Sänger und Gitarrist bei den Mitsingabenden. Diverse Saiteninstrumente stehen im Wohnzimmer in Hatterscheid, wo Zöpel an diesem Herbstnachmittag eine Sozialarbeiterin der Caritas empfängt.
„Ich bin in einer bedrohlichen Lage“, sagt der 59-Jährige. Seine Tochter (13) mit Down-Syndrom kann er nicht länger als eine Stunde allein lassen. „Unter der Woche lebt Bianca bei mir, am Wochenende bei meiner Ex-Frau in Sankt Augustin.“
Bislang hat die Betreuung, die an vier Tagen in der Woche für jeweils ein paar Stunden nötig ist, lückenlos funktioniert. „Die Caritas war ein verlässlicher Partner. Das hat mir ermöglicht, Vollzeit in Köln zu arbeiten“, sagt der Einzelhandelskaufmann. Doch der Wohlfahrtsverband habe ihm mitgeteilt, dass sie sich aus den familienunterstützenden Diensten zurückziehe, weil die Gegenfinanzierung nicht gewährleistet sei.
Dies treffe nicht zu, stellt Hartmut Pöplau klar, Bereichsleiter Familie und Gesundheit bei der Caritas. Man habe zwar die Betreuerin, die lange Jahre bei der Familie arbeitete, abgezogen, allerdings neue Mitarbeiterinnen angeboten. „Die wurden aber abgelehnt.“ Es gehöre jedoch zum pädagogischen Konzept, „dass sich eine Bindung aufbaut, aber auch eine gewisse Distanz. Es soll keine Abhängigkeit entstehen.“
Letztere aber sei gegeben, wenn sich Eltern auf eine bestimmte Betreuerin fixieren, was Pöplau immer stärker bei Betroffenen erlebt. „Wenn diese Person dann krank wird, bricht für die Eltern eine Welt zusammen. Sie akzeptieren nur schwer eine Vertretung.“ Auch organisatorisch sei dieser Anspruch von der Caritas nicht einzulösen. „Wir finden ohnehin schwer Personal für diese häuslichen Begleitungen.“
Verlängerung bis März 2019
Nach dem Gespräch mit der Sozialarbeiterin der Caritas ist für Zöpel mittlerweile klar, dass es eine Verlängerung bis Ende März 2019 geben wird. Eine Studentin springt ein. Eine Verlängerung sei nicht ausgeschlossen. Doch wie Pöplau betont, erwartet die Caritas auch, „dass der Betroffene Eigenverantwortung zeigt und sich selbst um eine Betreuung bemüht“, etwa über Vereine wie Der Karren oder die Lebenshilfe. Beide hat Zöpel kontaktiert, bislang ohne Erfolg.
Der Vater braucht eine Betreuung mit flexiblen Zeiten. In einem Baumarkt arbeitet er im Schichtdienst, kommt mal nachmittags, mal erst um 21 Uhr nach Hause. Seine Tochter, die eine Förderschule besucht, wird mit dem Taxi um 15.30 Uhr nach Hause gebracht. „Bislang ist mir meine Firma sehr entgegen gekommen, doch nun fürchte ich, meine Arbeit zu verlieren.“
Die Krankenkasse gibt dauerhaft 2400 Euro im Jahr für die Betreuung. „Das hat nie gereicht, aber es geht mir in erster Linie nicht ums Geld, sondern um geeignetes Betreuungspersonal“, sagt der Ruppichterother. In eine Wohneinrichtung will er seine Tochter nicht geben.
Auch Bürgermeister sucht nach Lösung
In der Bürgermeistersprechstunde hat er Mario Loskill von seinem Problem erzählt. Der Gemeindechef von Ruppichteroth hat sich mit dem Jugendamt des Kreises in Verbindung gesetzt. „Doch dieses Amt kann nur in Aktion treten, wenn erzieherische Defizite bestehen. Das ist hier allerdings nicht der Fall.“
Loskill will Zöpel nun einen Kontakt zum Sozialamt vermitteln, das ebenfalls mit freien Trägern zusammenarbeite und hier möglicherweise Hilfe leisten könne.