Rhein-Sieg-Kreis – 10.500 Impfdosen von Astrazeneca bleiben im Kreis nun erst einmal im Fläschchen. Der größte Teil, 8000 Dosen, lagert schon dezentral an 15 Stellen für die angestrebte Verimpfung in insgesamt 35 Arztpraxen. „Damit müssen wir leben“, sagte Landrat Sebastian in der Dienstags-Corona-Pressekonferenz zum am Montag verfügten Stopp für dieses Vakzin.
Betroffen sind Angehörige priorisierter Berufsgruppen: Psycho- und Physiotherapeuten, Ärzte, Zahnärzte, medizinisches Personal, Erzieherinnen, Tagesmütter und Grundschullehrer. Für sei heißt es: abwarten. Die vereinbarten Termine im Sankt Augustiner Impfzentrum entfallen, was bis zu einer Wiederfreigabe auch für alle Zweitimpfungen mit Astrazeneca gilt.
Weil die Terminbuchung in großer Zahl über Berufsverbände gelaufen sei, sei eine persönliche Absage kaum zu bewerkstelligen, hieß es in der Konferenz.„Tatsächlich ein Problem“, so der Leiter der Covid-Fachstelle beim Kreis, Ralf Thomas, sei auch die Flut von Anfragen, die seit Montag zu Hunderten telefonisch und per E-Mail aufgelaufen seien.
Dabei habe die Frage „Wann bekomme ich einen Ersatztermin?“ zurzeit keinen Sinn. Man werde nun versuchen, für die Sondergruppen-Impfung ein Terminvergabe-System zu installieren, sagte Schuster.
Nicht vom Impfstopp betroffen sind die Termine der Über-80-Jährigen. Sie werden weiterhin mit Biontech-Pfizer geimpft. Im März stehen dafür wöchentlich 4000 Dosen zur Verfügung, ab April 3400. Der dritte zugelassene Impfstoff von Moderna bekommt der Kreis hingegen nur in geringer Menge von 1240 Dosen pro Monat geliefert.
Hotspots in Ruppichteroth
Als besorgniserregend beschreibt der Landrat die Entwicklung der auf 74,2 gestiegenen Sieben-Tage-Inzidenz. Bezeichnend sei, dass Infektionsausbrüche da auffällig seien, wo es Lockerungen gegeben habe, in Kindergärten und Schulen.
Noch einmal betonte Schuster sein Unverständnis dafür, dass es vom Land untersagt worden sei, den Präsenzunterricht in Ruppichteroth wieder auszusetzen, nachdem dort der Inzidenzwert auf 230 hochgeschnellt war. Hotspots in der Bröltalgemeinde sind der Fleischbetrieb Willms (inzwischen 28 Infizierte) und das Altenheim Tusculum.
In Seniorenheim ließ sich nur ein Drittel der Bewohner impfen
Unter allen Seniorenheimen im Rhein-Sieg-Kreis sei Tusculum die Einrichtung gewesen, die am wenigsten vom Impfangebot Gebrauch gemacht habe, sagte Schuster. Dort habe sich nur ein Drittel der Bewohner und des Personals impfen lassen.
Hohe (inoffizielle) Inzidenzwerte von über 100 sind indes auch für Siegburg, Hennef und Troisdorf sowie mit 160 für Much zu verzeichnen. Den ungewöhnlichen Anstieg in Much erklärt sich Ralf Thomas mit der Nähe zu Ruppichteroth und zum Oberbergischen Kreis, wo der Wert ebenfalls hoch ist.