Zweiter WeltkriegBunker unterm Gestrüpp in Liblar entdeckt
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Erftstadt-Liblar – Bei den Rodungsarbeiten auf dem Gelände zwischen der Carl-Schurz-Straße und dem Stadtgarten erlebten die Mitarbeiter der Fachfirma eine Überraschung. Unter dem meterhohen Gestrüpp aus Brombeerranken und Efeu, das zwischen einer Reihe Nadelbäume wucherte, entdeckten sie drei Kegel aus Stahlbeton. Die rund zwei Meter hohen Klötze sind innen hohl. In den dicken Betonwänden sind jeweils eine Türöffnung, eine Notluke und mehre Luft- beziehungsweise Sichtscharten eingebaut.
Es handelt sich um drei Einmannbunker oder Splitterschutzzellen, die während des Zweiten Weltkriegs in Liblar aufgestellt worden sind. Gedacht waren sie für ein oder auch zwei Menschen, die sich im Fall einer Bombardierung dort in Sicherheit bringen konnten.
Seltenes Ensemble
„Es ist ein seltene Ensemble, das hier entdeckt worden ist“, sagte der Vorsitzende des Geschichtsvereins Erftstadt, Professor Horst Matzerath. Er möchte sich dafür einsetzen, dass die drei Splitterschutzzellen erhalten bleiben und einem Dokumentations- und Gedenkort in Liblar dienen.
Dass sie an der Fundstelle bleiben, sei unmöglich, heißt es von der Pressestelle der Stadt Erftstadt. Das Grundstück ist verkauft, und die Pläne für den Bau mit rund 20 geförderten Wohnungen, einem Seniorenpflegezentrum, einem Bereich für betreutes Wohnen und einem Appartementhaus mit Tiefgarage am Stadtgarten stehen.
„Da sich die Bunker aller Wahrscheinlichkeit in dem Besitz der Stadt befinden, wird geprüft, was mit ihnen geschehen soll“, sagte städtische Pressesprecherin Margret Leder. Mitarbeiter des Bauordnungsamtes und des Stadtarchivs waren Anfang der Woche vor Ort und haben den Fund dokumentiert.
Horst Matzerath war mehrere Male an den Bunkern und ist nach wie vor begeistert von diesen „einzigartigen historischen Dokumenten“, wie er sie bezeichnete. Dass diese drei Bunker ausgerechnet an dieser Stelle installiert worden sind, erklärt der Historiker damit, dass dort früher die Flutsch verlaufen ist – die Schmalspurbahn, die bis Ende der 1950er Jahre Liblar über Lechenich, Euskirchen und Arloff miteinander verbunden hatte. „Hier in der Nähe war der Bahnhof“, erklärte er.
Die Schutzzellen sollten die Mitarbeitern der Bahn vor Bombensplitter, Detonationswellen und Beschüssen schützen. Diese Bunker seien in Serie gebaut worden, berichtet Matzerath. Nach den Baurichtlinien der Reichsanstalt für Luftschutz hatte es ab 1944 eine Sammelkennnummer für diese Einmannbunker gegeben. Auf einem der Liblarer Bunker ist die Zahl 719 eingearbeitet. Was diese zu bedeuten hat, gilt es noch herauszufinden. Matzerath hofft, dass sich einige Erftstädter an die drei Bunker erinnern und ihr Wissen beisteuern.