Rhein-Erft-Kreis – In Kneipen und auf den Straßen gibt es keine kölsche Musik, kein Schunkeln und kein Alaaf. Wegen Corona können die Jecken in diesem Jahr den Beginn der fünften Jahreszeit, den Elften im Elften, nicht feiern. Wolfram Kämpf und Niklas Pinner haben Dieter Horchem (62), Präsident des Festausschusses Badorf-Eckdorfer Karnevalsfreunde, und Martin Jansen (72), Vorsitzender und Präsident der Bergheimer KG Einigkeit, zwei langjährige Karnevalisten, elf Fragen gestellt, um herauszufinden, wie die Jecken mit der Situation umgehen.
Herr Horchem, Herr Jansen, was haben Sie heute vor einem Jahr gemacht?
Horchem: Ich bin wie immer zur Vorstellung des Brühler Dreigestirns in den Kapitelsaal und anschließend in die Hofburg zum Feiern gegangen.
Jansen: Ich war um 11.11 Uhr wie in jedem Jahr bei der Eröffnung der jecken Zeit vor dem Medio in der Bergheimer Innenstadt.
Was werden Sie in dieser Session am meisten vermissen?
Horchem: Das Schönste am Karneval ist, mit Menschen Zeit zu verbringen, die man schon lange kennt und mag, aber viel zu selten trifft. Das wird mir fehlen. Und selbstverständlich auch die Feiern – vor allem die kleinen und urigen Veranstaltungen. Und die Gestaltung unseres Karnevalsordens.
Jansen: Die Sitzungen im Verein oder das große Zelt vor dem Aachener Tor. Höhepunkt war immer der Zug. Das wird mir schon komisch vorkommen, dass der nicht stattfindet.
Was werden Sie am Karneval nicht vermissen?
Horchem: Ganz ehrlich, da fällt mir nichts ein. In diesem Jahr hätte ich mich noch nicht einmal morgens nach dem Feiern aus dem Bett quälen müssen, denn ich bin jetzt Rentner.
Jansen: Ich glaube, es gibt nichts, das ich nicht vermissen werde.
Glauben Sie, die Menschen werden trotzdem feiern?
Horchem: Das hängt von der Entwicklung der Pandemie ab. Ich werde mich zur Not an den Karnevalstagen mit wenigen Leuten draußen mit einer Kiste Bier und Musik treffen und dreimal um den Block ziehen.
Jansen: Viele bleiben sicherlich lieber zu Hause, aber es gibt auch welche, die gerne feiern. Auch draußen. Allerdings ist ja alles geschlossen, es bietet sich nicht wirklich an. Und es ist verboten.
Würden Sie Sich an den typischen Karnevalstagen kölsche Tön im Radio wünschen?
Horchem: Auf jeden Fall. Das schadet niemandem und macht gute Laune.
Jansen: Die Medien sollten auf jeden Fall Karnevalslieder bringen. An erster Stelle kommen für mich immer die Bläck Fööss, Brings höre ich allerdings auch gerne.
Wen hätten Sie heute am liebsten getroffen?
Horchem: Meine Nachbarn, Freunde und meine Mitspieler vom FC Linde.
Jansen: Meine Mitstreiter, die man über Jahre schon kennt. Mit denen hätte ich gerne ein Glas Bier getrunken. Das werde ich vermissen, aber auch an den anderen Tagen.
Wie hätten Sie ohne Lockdown gefeiert?
Horchem: Ich wäre von Januar an jedes Wochenende unterwegs gewesen und zum Abschluss wäre ich wie seit 1979 jedes Jahr im Badorfer Karnevalszug mitgegangen.
Jansen: Am Elften im Elften in der Innenstadt. Wenn sich die Feier da zerstreut, gehen die Gesellschaften gerne in die umliegenden Kneipen. Wir sind ab und zu im Pittermännchen.
Als was hätten Sie Sich in dieser Session verkleidet?
Horchem: Am 11.11. im Outfit des Festausschusses. Über ein Kostüm für den Zug habe ich mir schon keine Gedanken mehr gemacht. Eine Pappnase habe ich sowieso immer dabei.
Jansen: Ich verkleide mich nicht allzu viel, weil ich meistens in Komiteejacke unterwegs bin. Wenn, dann nur privat. Und dann eher schlicht.