Rhein-Erft-KreisBetrüger lassen sich immer wieder neue Maschen einfallen
Rhein-Erft-Kreis – Wer bei seiner Bank höhere Geldsummen abhebt, kann die neuen Warnhinweise nicht übersehen. In großen Buchstaben steht „Trickbetrüger suchen sich ältere Menschen als Opfer aus“ auf den Umschlägen. In fünf kurzen Sätzen wird vor Betrug am Telefon gewarnt, beispielsweise vor dem Enkeltrick. Damit hofft die Polizei, die steigende Zahl an Telefonbetrügereien reduzieren zu können.
Banken, Kreissparkasse und Polizei ziehen dabei an einem Strang. Bankangestellten sind sensibilisiert, wenn ältere Menschen höhere Geldbeträge in bar abheben wollen. Die Kunden werden angesprochen und auf die mögliche Betrugsmasche hingewiesen.
Tipps der Polizei
Wenn der angebliche Enkel oder ein anderer Verwandter telefonisch um Geld bittet, sollte man hellhörig werden. Die Polizei rät, den Hörer wieder aufzulegen. Hilfreich ist dann ein Rückruf um sicherzugehen, dass wirklich die Verwandtschaft am anderen Ende der Leitung ist.
Auf gar keinen Fall sollten Geld oder Wertsachen an unbekannte Personen übergeben werden. Kein echter Polizist würde jemals Geld oder Wertsachen abholen. Sofort sollte auch die Polizei informiert werden, wenn ein Anruf verdächtigt erscheint und wenn auf dem Telefondisplay die 110 erscheint.
Angehörige sollten ihren Eltern und Großeltern regelmäßig von den Tricks der Betrüger berichten und darauf achten, dass keine großen Bargeldbeträge und Schmuck im Haus sind. Zudem sollte überlegt werden, ob eine Kontovollmacht sinnvoll ist.
Um ihre Opfer ausfindig zu machen, nutzen die Täter öffentlich zugängliche Telefonverzeichnisse, wo sie nach älter klingenden Vornamen suchen. Die Polizei rät, zu prüfen, ob der eigene Eintrag aus Sicherheitsgründen gelöscht werden kann.
Allein im Rhein-Erft-Kreis erbeuteten Betrüger im vergangenen Jahr in 90 Fällen 289.000 Euro. 2019 wurden bei 41 vollendeten Taten 262.000 Euro erbeutet. Doch nicht nur mit dem Enkel- und „falschen Polizisten-Trick“, bereichern sich Betrüger an den älteren Opfern. Bei 780 Straftaten gegen Rentnern und Rentnerinnen im Jahre 2020 summierte sich der Schaden auf mehr als eine Million Euro. (mkl)
Die folgenden Fälle haben sich im Rhein-Erft-Kreis ereignet. Sie sind typisch für das Vorgehen der Betrüger.
Ein Unbekannter gab sich am Telefon als „Enkel“ eines 71-jährigen Mannes aus Bergheim aus. Er habe einen schweren Unfall verursacht. Für den Schaden müsse er in Vorkasse gehen. Der Betrüger klingt glaubwürdig. Wenig später überreicht der Bergheimer einem weiteren Betrüger, der das Geld bei ihm zu Hause abholt, 23.000 Euro in bar. So geschehen am 28. April 2021.
Ende Mai 2021 erbeuten „falsche Polizisten“ 12.000 Euro. Wieder erfolgt die Kontaktaufnahme über den Festanschluss. Glaubhaft kann der Betrüger einer 79-jährigen Frau aus Kerpen vermitteln, dass ihr Geld auf der Bank nicht mehr sicher sei. Sie solle niemanden glauben, selbst die Bankmitarbeiten würden zu den Ganoven gehören, gibt der Anrufer vor. Die 79-Jährige hebt ihr Erspartes vom Konto ab und deponiert es vor ihrer Haustüre, wo es von einem weiteren Täter abgeholt wird.
Täglich zwei bis drei Betrugsfälle
Täglich werden der Polizei im Rhein-Erft-Kreis zwei bis drei solcher Betrugsfälle gemeldet. „Telefonbetrüger sind versiert und sprachlich gut ausgebildet. Sie können auf alle Zweifel der Seniorinnen und Senioren reagieren“, erklärt Polizeihauptkommissar Heinz Schmickler vom Kommissariat Opferschutz. Viele Telefonate begännen mit dem Satz: „Rate mal, wer am Telefon ist.“ Die Täter riefen bei älteren Menschen an und gäben sich als Verwandte oder gute Bekannte aus. Um an das Geld ihrer Opfer zu kommen, täuschten sie eine Notlage vor und setzten ihre Opfer psychisch unter Druck. „Es gibt sogar Vorfälle, die über mehrere Tage liefen, mit fast stündlichen Anrufen“, erklärt Polizeisprecher Bernd Mauel.
Derzeit machen sich die Betrüger die Pandemie zunutze, indem sie ihren Opfern erzählen, Angehörige an Corona erkrankt und benötigten Geld für ein teures Medikament.
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Falsche Polizisten nutzen mitunter eine Technik, bei der im Telefondisplay ihrer Opfer die Notrufnummer 110 oder die der örtlichen Polizeidienststelle erscheint. Der Täter gibt sich als Polizist oder Staatsanwalt aus. Am Ende geht es stets darum, die Opfer dazu zu bewegen, Geld und Wertsachen auszuhändigen.