Norbert Wittling sieht am Entenfang in Wesseling nach dem Rechten – Vorkenntnisse sind für dieses Ehrenamt nicht erforderlich.
Verstärkung gesuchtDas macht ein ehrenamtlicher Naturwächter im Rhein-Erft-Kreis
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Der Vorsitzende des Naturschutzbeirats, Uwe Schölmerich, und Naturwächter Norbert Wittling mit seinem Feldstecher am Entenfang in Wesseling.
Copyright: Margret Klose
Das Naturschutzgebiet am Entenfang kennt Norbert Wittling (67) wie seine Westentasche. Ganz genau weiß er, wann die ersten Singvögel Anfang März aus dem Süden zurückkommen und wo sie am liebsten direkt ihre Nester bauen. „Ich habe sogar schon die ersten Kraniche gesehen, die längst wieder auf dem Weg zurück aus dem Süden sind“, berichtet er. Der Entenfang beziehungsweise Wesseling gehöre zu den Hauptzugrouten dieser großartigen Vögel.
Wittling liebt die Ausflüge in die Natur. Schon als Kind wollte er sich für den Naturschutz einsetzen. Als er vor mehr als 30 Jahren von dem Ehrenamt des Naturwächters erfuhr, stand für ihn schnell fest: „Das mache ich.“
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Das Naturschutzgebiet am Entenfang in Wesseling-Keldenich grenzt unmittelbar an das Naherholungs- und Freitzeitgebiet an.
Copyright: Margret Klose
Seitdem zählt er zum Team der ehrenamtlichen Naturwächter des Rhein-Erft-Kreises. Als Naturwächter darf und muss er mitunter sogar tief in die Naturschutzgebiete stiefeln, quasi bis zu den „Wohnzimmern“ der Tierwelt, um dort nach dem Rechten zu sehen. Behutsam sammelt er zum Beispiel den Müll ein, der wie auch immer ans Ufer des Entenfangs geraten ist. „Der Müll ist wirklich zunehmend ein Problem“, merkt er an.
Rhein-Erft: Weitere ehrenamtliche Naturschützer gesucht
Groß sei hingegen die Freude, wenn er im Frühjahr die ersten brütenden Enten erspäht. Dann dauert es nicht mehr lange und der Entenfang verwandelt sich in eine riesengroße Kinderstube in der die Jungen in den Nestern der Baumkronen genauso munter und energisch nach Futter „schreien“, wie die Küken in den Nestern der Bodenbrüter. Mit etwas Glück sieht er sogar die Hasen, Kaninchen, Dachse und Füchse mit ihrem Nachwuchs in ihren Bauten verschwinden.
Freudig überrascht war Wittling, als er vor etwa fünf Jahren erstmals den Gesang des Seidensänger wahrnahm. Der Vogel war bis dato überhaupt nicht in der rheinischen Region zu Hause. „Inzwischen lebt er ganzjährig hier bei uns am Entenfang“, sagt Wittling.
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Am Entenfang haben allerhand Tiere eine Zuhause gefunden. Auch der Seidensänger ist dort heimisch geworden.
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„Früher habe ich hier am Entenfang auch Führungen durchgeführt, um die Menschen an dieser faszinierenden Tier- und Vogelwelt teilhaben zu lassen“, erklärt er. Doch aus Zeitgründen schaffe er das schon lange nicht mehr. Denn inzwischen sind die ehrenamtlichen Naturwächter in Wesseling und im übrigen Rhein-Erft-Kreis rar gesät. „Wir brauchen ganz dringend Verstärkung“, sagt Uwe Schölmerich. Er ist Vorsitzender des Naturschutzbeirats des Rhein-Erft-Kreises. Aktuell fehlen ihm die Naturwächter in fünf Bezirken: Wesseling-Ost, Elsdorf-Süd, Frechen-Nord, Frechen-Süd und Kerpen-Ost.
Wie man Naturwächter im Rhein-Erft-Kreis werden kann
Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Speziell für Naturwächter bietet die NUA, die Natur- und Umweltakademie, Tagesseminare an. Naturwächter werden von der Naturschutzbehörde des Rhein-Erft-Kreises auf Vorschlag des Naturschutzbeirates ernannt. Für ihr Ehrenamt erhalten sie eine Aufwandsentschädigung in Höhe von monatlich 55 Euro und einen Dienstausweis, der sie auch dazu berechtigt, Passanten auf ein mögliches Fehlverhalten in den Naturschutzgebieten hinzuweisen.
„Das Schönste an diesem Ehrenamt ist, den Menschen den Naturschutz erklären zu können“, berichtet Wittling. In den allermeisten Fällen beruhe ein Fehlverhalten nur auf Unkenntnissen. „Und die lassen sich in Gesprächen fast immer ausräumen“, ergänzt er.
Direkt fällt ihm das Beispiel mit den Fütterungen der Enten ein. Am Entenfang leben zum Beispiel Hauben- und Zwergtaucher, aber auch Kolben-, Krick- und Stockenten. Die Natur um sie herum biete ihnen allen genug Nahrung. Eine zusätzliche Fütterung führe zwangsläufig dazu, dass sich die Tiere überfressen. Außerdem bestehe die Gefahr der Überdüngung der Gewässer.
Auch die meisten Hundebesitzer seien einsichtig, wenn Wittling sie darauf hinweist, dass die Vierbeiner auf den Wegen am Entenfang an die Leine müssen. Nur grobe Vergehen wie Müllablagerungen, Baumfällungen oder auch das Sonnenbaden, Zelten oder Picknicken direkt am Wasser mitten im Naturschutzgebiet meldet Wittling unverzüglich den Behörden, die dann ihrerseits weitere Schritte einleiten.
Wer sich für eine Tätigkeit als Naturwächter interessiert, kann sich bei sich beim Geschäftsführer des Naturschutzbeirats, Stefan Kitlas, unter 02271/8316140 oder per E-Mail melden.