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„Massive Bedrohung“Naturschützer kritisieren den Standort der geplanten ZUE in Frechen

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Bild ist ein Luftbild des Geländes zu sehen, auf dem die ZUE errichtet werden soll.

Die Bezirksregierung Köln will auf dem Gelände eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) für bis zu 300 Geflüchtete errichten.

Ein Schreiben einer renommierten Anwaltskanzlei an die Stadt Frechen und die Bezirksregierung Köln soll erreichen, dass die Pläne eingestellt werden.

Das Statement ist eindeutig: „Die mittlerweile von der Stadt erworbene Fläche für die geplante ZUE ist völlig ungeeignet, und die unmittelbare Nachbarschaft von 300 Menschen stellt für die dortige Fauna und Flora eine massive Bedrohung dar. Das scheint bei der Frechener Politik und Verwaltung auf absolut taube Ohren zu stoßen.“ So bewerten die Naturschützer des Vereins „Waldfreunde Königsdorf“ die Pläne zur Errichtung einer Zentralen Unterbringungs Einrichtung (ZUE) auf dem ehemaligen Zirener-Gelände an der Alten Aachener Straße in Königsdorf.

Frechen: Pachtvertrag für die ZUE soll im zweiten Quartal geschlossen werden

Die Stadt Frechen hatte das rund 98.000 Quadratmeter große Gelände im Oktober 2024 gekauft, rund zehn Prozent der Fläche soll im zweiten Quartal 2025 an die Bezirksregierung verpachtet werden, dort will diese eine Landeseinrichtung für bis zu 300 Geflüchtete bauen und einrichten. Den Rest sieht die Stadt als Ausgleichsfläche für Bauprojekte vor.

Die Naturschützer haben sich mit der Unterstützung der Bürgerinitiative, die sich auch gegen den Standort wehrt, an die renommierte Kölner Anwaltskanzlei Lenz und Johlen gewandt. Beide Gruppen distanzieren sich ausdrücklich von Fremdenfeindlichkeit, kritisieren aber die Art der Unterbringung und vor allem den geplanten Standort scharf.

„Wir haben die Kölner Kanzlei beauftragt, die Bezirksregierung Köln in einem anwaltlichen Schreiben darauf hinzuweisen, dass die Planung eklatant gegen den notwendigen Schutz für das FFH- und Naturschutzgebiet verstößt
Waldfreunde Königsdorf

Die Waldfreunde führen aus, dass das Gelände für die geplante ZUE unmittelbar an das Naturschutz-, FFH (Fauna-Flora-Habitat)- und Wildnisgebiet grenze, in dem sich viele markierte, wertvolle Biotopbäume befinden, die vor allem geschützten Spechtarten als Habitat dienen. Darunter seien Bunt-, Klein- und vor allem Mittel- und Schwarzspechte, die dort brüten.

Auf dem Bild ist ein Schwarzspecht zu sehen, der aus einer Bruthöhle schaut.

Der geschützte Schwarzspecht nutzt die Biotopbäume im Königsforst als Bruthöhle.

„Wir haben die Kölner Kanzlei beauftragt, die Bezirksregierung Köln in einem anwaltlichen Schreiben darauf hinzuweisen, dass die Planung eklatant gegen den notwendigen Schutz für das FFH- und Naturschutzgebiet verstößt“, teilen die Naturschützer mit. Sie bemängeln nicht nur die Störung der Vogelarten, sondern auch die Nähe der geplanten Einrichtung mit einem Abstand von nur 50 Metern zum Waldrand und zum Naturschutzgebiet.

Eingang des Schreibens bestätigt, eine Antwort gibt es noch nicht

In einem mehrseitigen Anschreiben an die Stadt und die Bezirksregierung legte der Rechtsanwalt Dr. Rainer Voß Anfang Dezember ausführlich seine rechtlichen Bedenken gegen die Pläne vor und kommt zu dem Schluss: „Wir bitten, die Planungen zur Errichtung der ZUE auf dem Gelände Alte Aachener Straße 8 unter Berücksichtigung der durchgreifenden naturschutzrechtlichen Beeinträchtigungen einzustellen.“

Er führt neben der Argumentation um die naturschutzrechtliche Verträglichkeit auch an, dass „im konkreten Fall hier keine zwingenden Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses bestehen und zudem zumutbare Alternativen zur Verwirklichung des Unterbringungszwecks der Zentralen Unterbringungseinrichtung bestehen“.

Laut eines Sprechers der Bürgerinitiative wurde von der Stadt und der Bezirksregierung jeweils der Eingang des Schreibens bestätigt, eine Antwort sei bislang noch nicht gekommen.

Ein Sprecher der Stadt Frechen äußerte sich auf Anfrage dieser Redaktion verhalten: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann ich noch keine konkreten Informationen zum angesprochenen Aspekt geben, da das Verfahren noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Die Unterbringung von Geflüchteten bzw. Zufluchtssuchenden ist für uns seit vielen Jahren eine Daueraufgabe. Wir nehmen jede Form der möglichen Unterbringung in Betracht und prüfen diese eingehend, um sicherzustellen, dass wir die bestmöglichen Lösungen finden. Dies gilt auch für die mögliche ,Zentrale Unterbringungseinrichtung' (ZUE) in Königsdorf.“

Tobias Weber, Sprecher der Bürgerinitiative, zeigt sich kämpferisch: „Wir schätzen unsere Chance sehr positiv ein, wir sind bereit, es bis zum Europäischen Gerichtshof auszufechten.“