Der Künstler und Fotograf Joachim Schmid verriet, warum er sich schon zu Lebzeiten entschieden hat, seinen Nachlass zu regeln.
Grafik-AusstellungPulheimer Archiv gewährte einen Blick hinter die Kulissen
Anna Wondrak klingt ausgesprochen zufrieden. „Die Eröffnung unserer Grafik-Ausstellung ist auf großes Interesse gestoßen“, sagt die Leiterin des Künstler:innenarchivs der Stiftung Kunstfonds. In dem sanierten Gutshof auf dem Abteigelände sind noch bis Sonntag, 17. Dezember, Werke von Renate Anger, Bernd Damke, Eduard Franoszek, Diethelm Koch, Erich Lütkenhaus, Elisabeth Marx und Floris M. Neusüss zu sehen.
Die Arbeiten haben die Künstlerinnen und Künstler dem Archiv als Nachlass vermacht– oder noch zu ihren Lebzeiten, also als Vorlass. „Das Konzept Kunst, Kaffee und Kuchen kommt beim Publikum gut an“, hat Anna Wondrak aus Gesprächen während der Vernissage erfahren. Auch in E-Mails hätten sich die Absenderinnen und Absender sehr positiv geäußert.
„Es hat ihnen gefallen, dass sie einen Blick hinter die Kulissen werfen konnten und der Raum kein weißer Würfel ist, bestehend aus weißen Wänden, an denen Kunstwerke hängen.“ In dem Raum, in dem das Team um Anna Wondrak Gemälde, Grafiken, Skulpturen und andere Kunstwerke fotografiert und erfasst, steht ein Schwerlastregal, liegen Paletten, in der Mitte befindet sich ein Schubladenelement.
In den obersten Schubladen, die sich öffnen lassen, liegen Unterlagen, Archivalien, Zeitungsartikel aus den 60er-Jahren und der erste Katalog des Fotografen Floris M. Neusüss. Apropos Fotograf: Bei der Vernissage mit dabei war auch der Fotograf, Künstler und Autor Joachim Schmid. Anna Wondrak spricht von einem großen Geschenk, dass sie den 68-Jährigen begrüßen und befragen durfte.
Fotograf machte einen Abstecher nach Pulheim
Im Sommer dieses Jahres hatte er dem Künstler:innenarchiv der Stiftung Kunstfonds den ersten Teil seines Vorlasses übergeben, darunter 16 Fotoserien, die seit den 80er-Jahren in Form von Editionen entstanden sind, und Künstlerbücher. Die Vorlasse „sind für uns als Primärquelle wichtig“. Sie seien aber auch eine große Verantwortung.
„Weil wir durch die Auswahl, die wir treffen, unser künftiges Kunsterbe mitgestalten können.“ Anna Wondrak nutzte die Gelegenheit, Joachim Schmid zu fragen, warum er das Künstler:innenarchiv ausgewählt habe. „Er hat schon zwei Nachlässe von Freunden mitabgewickelt und festgestellt, was sich alles ansammelt, wenn man sich nicht rechtzeitig darum kümmert.“
Joachim Schmid habe sich gefragt, was mit seinem Nachlass passiere und was sein Werk ausmache. Daraufhin habe er ein Drittel weggeworfen. „Ihm war wichtig, dass der Kern seines Werkes zusammenbleibt und er selbst entscheiden kann, was mit seinem Nachlass passiert.“ Joachim Schmid habe recherchiert und sei auf das Künstler:innenarchiv gestoßen.
„Wir sind ein bundesweites Modellprojekt und einzigartig“, sagt Anna Wondrak mit einem gewissen Stolz. Joachim Schmid hat sich beworben, die Jury, der Künstlerinnen und Künstler, ein Kurator und ein Galerist angehören, hat den Vorlass angenommen.
Die Ausstellung wird bis Sonntag, 17. Dezember, im Künstler:innenarchiv, Auf der Insel, gezeigt. Sie ist dienstags und donnerstags von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr sowie während des Nikolausmarktes am Sonntag, 10. Dezember, von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Führungen durch die Ausstellung, aber nicht durch das Archiv, finden jeweils um 15 Uhr und nach Vereinbarung statt. Ausgewählte Werke werden verkauft. Eintritt frei.