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Klarer Strich und kühne EntwürfeKunsthaus in Brauweiler eröffnet

Lesezeit 3 Minuten

Melanie Schmitt, Leiterin des Kunsthauses, stellte die neue Homepage vor.

Pulheim-Brauweiler – Elias von Martial hat ein Ziel: Er will studieren. Diesem Ziel ist der 25-Jährige einen großen Schritt näher gekommen. Denn im kaethe:k Kunsthaus hat er nicht nur ein Atelier gefunden, sondern auch Leute, die seine künstlerische Begabung fördern. Elf Menschen mit Behinderung haben derzeit einen Platz in dem Kunsthaus, das die Gold-Kraemer-Stiftung am Guidelplatz in Brauweiler gebaut hat, einige wohnen gleich nebenan.

Die offizielle Eröffnung des Projekts ist der Pandemie zum Opfer gefallen, jetzt nutzte die Stiftung die Gelegenheit, nicht nur die neue Homepage, sondern das ganze Projekt vorzustellen. Passanten fallen derzeit die Arbeiten von Andrea Wolf ins Auge – große Glasgefäße, die im Fenster stehen. Der Inhalt wirkt ein bisschen gruselig, ist aber ganz harmlos. Sie hat Kauknochen und andere Dinge, die man Hunden zum Knabbern kaufen kann, in Flüssigkeit eingelegt. Mit der Zeit quellen sie auf, ändern ihre Form und ihre Konsistenz.

Elias von Martial will seine utopischen Metropolen demnächst zu Filmen animieren.

„Irgendwann werden wir sie wohl entsorgen müssen“, sagt Melanie Schmitt, die das Kunsthaus leitet. Acht Kolleginnen und einen Kollegen hat sie, künstlerische Fachkräfte ebenso wie handwerkliche und sozialpädagogische, dazu eine Expertin für Inklusion.

Ihre Aufgabe ist nicht nur, den Künstlerinnen und Künstlern mit Beeinträchtigung Techniken und Wissen zu vermitteln, damit sie ihre Fantasie und Kreativität ausleben können. Sondern die Fachleute sollen auch die Arbeiten auf dem Kunstmarkt platzieren. „Innovative berufliche Perspektiven für Menschen mit Beeinträchtigungen“ werden hier entwickelt, so steht es auf der neuen Homepage. Perspektiven wie die von Elias von Martial: Dank einer Kooperation mit dem Hamburger Verein Eucrea und Kontakten zu diversen Hochschulen stehen die Chancen nicht schlecht, dass er es wirklich an die Universität schafft.

Firat Tagal malt im großen Format, mit klaren Farben und Formen.

Wie viel Kreativität und Fantasie die elf Kunstschaffenden mitbringen, zeigt sich beim Rundgang über die vier Etagen. Da sieht man die großformatigen Bilder, die Firat Tagal mit kühnen Strich malt, oder Merten Fellmanns kleine, präzise, detailverliebte Zeichnungen. Seine Frau Nicole Fellmann schreibt Texte in gestochen scharfer Handschrift. Minh-Duc Co hat eine bunte Comic-Welt erschaffen, in der auch das Coronavirus vorkommt, und Elias von Martial entwirft ganze Metropolen. Demnächst, erzählt er, bekomme er ein Tablet zur Verfügung gestellt, mit dem er seine Bilder auch animieren und seine Figuren zum Leben erwecken könne.

Merten Fellmann zeichnet kleine, feine Bilder voller Details.

Damit das Schaffen im Kunsthaus – den Namen kaethe:k haben alle gemeinsam ausgesucht – einer breiten Öffentlichkeit zugänglich wird, ist seit einigen Tagen die neue Homepage im Netz, die alle Künstlerinnen und Künstler mit ihren Arbeiten vorstellt (sofern die das möchten). Möglich wurde der schicke, klar strukturierte Internetauftritt durch eine Spende des Pulheimer Rotary Clubs. Holger Hagedorn, selbst Künstler, hat sich als derzeitiger Präsident dafür stark gemacht, das Projekt mit 7500 Euro zu unterstützen. „Der neue Webauftritt unterstreicht die Einmaligkeit des Gesamtprojekts und stellt die Künstlerinnen und Künstler und ihre Arbeiten in den Mittelpunkt“, sagte sich Prof. Dr. Hans Josef Deutsch, Vorstandsvorsitzender der Gold-Kraemer-Stiftung.

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Aber nicht nur im Netz wollen die Künstlerinnen und Künstler sichtbar werden, sondern auch ganz analog im Herzen Brauweilers ankommen. Deshalb werden die Ateliers beispielsweise zu den Kunsttagen Rhein-Erft, die im September in der Abtei stattfinden, geöffnet sein. Und beim Literaturherbst Rhein-Erft macht kaethe:k ebenfalls mit.