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Schüler und Schülerinnen setzten sich einErste Stolpersteine in Pulheim verlegt

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Schülerinnen und Schülern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums setzten sich dafür ein, dass die Steine verlegt werden.

Pulheim – Es hat lange gedauert. Doch jetzt erinnern auch in Pulheim Stolpersteine an das Schicksal jüdischer Mitbürger im Nationalsozialismus.

Am Mittwochnachmittag hat der Bildhauer Gunter Demnig sechs Messingplatten im Mühlenort, vor dem Haus Nettegasse 11, in das Pflaster eingelassen. Im Gedenken an Emma und Jakob Stock, deren Kinder Berta, Hans Max und Hilde sowie Jakob Stocks Schwester Helene.

Pulheimer Schülerinnen und Schüler appellierten an Politiker

Schülerinnen und Schülern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums ist zu verdanken, dass es geklappt hat nach all den Jahren, in denen sich eine politische Mehrheit in Pulheim dem Kunstprojekt verweigert und alle Anregungen aus der Bevölkerung, auch auf Pulheimer Stadtgebiet Stolpersteine zu verlegen, abgelehnt hat.

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Die Stolpersteine in Pulheim-Stommeln erinnern an die Familie Stock.

Im Sommer 2021 hat der damalige Projektkurs Kunst/Geschichte beantragt, in Stommeln Stolpersteine verlegen zu dürfen. Mit eindringlichen Worten hatten Ciara Neil und Cem Aykac im Kulturausschuss an die Politiker appelliert, ihr Anliegen zu unterstützen und dem Verlegen von Stolpersteinen zuzustimmen: einem Projekt, das nie an Aktualität verloren habe und heutzutage mehr denn je gebraucht werde.

Den Opfern ein Stück Würde zurückgeben

Über Jahre hatten Kritiker in Politik und Verwaltung erklärt, das Andenken an die Opfer des NS werde durch das Projekt mit Füßen getreten. Außerdem werde das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus durch das Synagogenprojekt hinreichend gewürdigt.

Doch das Kunstprojekt und die zwei Tafeln mit den Namen jüdischer Opfer des NS am Ehrenmal in Stommeln reichten dem Projektkurs nicht aus. Die Jugendlichen wollten „an die Menschen erinnern, die mitten im Leben standen, die mittendrin wohnten, die Nachbarn waren, und zwar vor Ort“. Ihnen wollten sie „ein Stück Würde zurückgeben, indem wir ihre Namen nicht vergessen“.

Ein paar Monate später, im Herbst, stimmte der Bildungsausschuss dem Antrag der Schülerinnen und Schüler zu. Cem Aykac dankte den Politikern im Kulturschausschuss für die „einstimmige Unterstützung“.

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Gunter Demnig hat am Nachmittag sechs Stolpersteine vor dem Haus Nettegasse 11 verlegt

Er glaube, das Projekt verdiene einen Platz in Pulheim, in Stommeln, „es ist absolut gewollt“, sagte Bürgermeister Frank Keppeler mit Blick auf das einstimmige Votum. Den Schülerinnen und Schülern, die in Kürze ihre Abiturprüfungen ablegen, zollte er großes Lob. Sie hätten das Gespräch mit Gunter Demnig und seinem Team gesucht, die Zustimmung zu dem Projekt bei den Nachfahren der Stocks und den Anwohnern eingeholt und das Projekt, das es in 27 Ländern und mehr als 1300 deutschen Kommunen gibt, mit Herzblut vorangebracht. Er sei froh und ein bisschen stolz, dass jetzt auch Pulheim dazugehöre.

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Schüler David Steinkrüger spielte auf die aktuelle Situation an. Er sagte: „Die Familiengeschichte der Stocks zeigt uns, wie wichtig es heute ist, gegen Ausgrenzung, Antisemitismus und Intoleranz anzutreten und sich für Menschenrechte einzusetzen.“