Martin Lanig wohnte vor fünf Jahren in Pulheim. Der ehemalige Profi spielte für den 1.FC Köln und den heutigen Gegner Eintracht Frankfurt. Matthias Breuer hat mit ihm gesprochen.
Ehemaliger FC-Profi im InterviewMartin Lanig: „Köln wird läuferisch bis ans Maximum gehen“
Am Sonntag treffen im Rhein-Energie-Stadion der 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt aufeinander. Fußballprofi Martin Lanig durfte von 2010 bis 2015 erleben, was es bedeutet, für die jeweiligen Vereine zuhause aufzulaufen. Im Gespräch mit Matthias Breuer vergleicht der frischgebackene Co-Trainer des Oberligisten FSV Hollenbach, der vor fünf Jahren noch in Pulheim gewohnt hat, nun aber wieder in seiner alten Heimat nahe Würzburg lebt, die Vergangenheit und Gegenwart seiner beiden ehemaligen Spielstationen.
Herr Lanig, beide Vereine sind bekannt für ihre lautstarke Fanszene, sie sind die einzigen Klubs mit lebenden Maskottchen in ihren Stadien und pflegen momentan eine offensive Fußballkultur. Welche Unterschiede können Sie ausmachen?
Ein großer Unterschied war die unheimliche große Aufmerksamkeit innerhalb der Stadt Köln. Die Kölner leben den Effzeh und jeder Spieler ist ihnen bekannt. Als ich vom VfB Stuttgart zum 1. FC Köln gekommen bin, habe ich quasi meine Anonymität verloren, was ich vor allem dann zu spüren bekam, als wir gegen den Abstieg gespielt haben. Im Gegensatz dazu lebte ich in Frankfurt, wo es ebenfalls eine große aktive Fanszene gibt, mit seinem Finanzwesen und seinen internationalen Gästen viel anonymer.
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Ein Jahr nach Ihrem Abgang bei der Eintracht spielten die Hessen in der Saison 2015/16 noch um den Klassenerhalt. Darauf folgten zwei DFB-Pokal-Finalteilnahmen mit einem Pokalsieg und 2022 der Gewinn der Europa League. Kam diese Entwicklung für Sie überraschend?
Mit meinem Wechsel nach Frankfurt habe ich natürlich mitbekommen, was für ein Potenzial die Frankfurter Mannschaft schon immer hatte. In meiner ersten Saison konnte ich mich mit dem Team bereits für die Europa League qualifizieren. Über die damaligen Erfolge wurden gute Spieler verpflichtet – Frankfurt hat da ein extrem gutes Scouting –, und mit den Fans, der Finanzstadt Frankfurt im Rücken hat sich der Erfolg hoch potenziert und sehr, sehr gut entwickelt. Zu meiner Zeit war das aber so noch nicht hervorzusehen.
Trauen Sie dem 1. FC Köln einen ähnlichen Aufstieg zu, wie er der Frankfurter Eintracht gelungen ist ?
Was die Unterstützung der Fans anbelangt, würde ich sagen: ja. Von außen ist das aber schwierig zu bewerten. Wenn die Kölner es schaffen, eine gewisse Ruhe und Konstanz hereinzubringen, was mit Trainer Steffen Baumgart aktuell gelungen ist, dann können sie sich auch perspektivisch weiter nach oben orientieren. Aber in Köln bewegt man sich immer auf einem schmalen Grat, da in dem Verein sehr schnell Unruhe entstehen kann.
Die Trainer Stefan Baumgart und Oliver Glasner wollen stets offensiven Fußball bieten. Muss einer im direkten Aufeinandertreffen sein System umstellen, um den Kontrahenten zu besiegen?
Nein. Beide Trainer haben eine gewisse Spielidee und werden diese etwas an den Gegner adaptieren. Die Kölner werden unter Baumgart auch gegen Frankfurt körperlich und läuferisch an ihr Maximum gehen und über ihre Spielweise versuchen, die Fans im Stadion mitzunehmen. Ich glaube auch nicht, dass sie ihr Spiel gegen Frankfurt erfolgreich abändern könnten. Die Teams sind sehr gut beraten, wenn sie ihr erfolgreiches Spiel aus den letzten Wochen beibehalten.
Wenn Sie einen Tipp an den FC-Trainer übermitteln könnten, wie er seinen Spielstil an die Hessen anpassen sollte, was würden Sie ihm raten?
Der wird selber ganz gut wissen, was zu tun ist (lacht). Es ist schon so, dass sie dem Gegner frühzeitig das Selbstbewusstsein nehmen und auf ein frühes Tor drängen sollten. Wenn Sie die Zuschauer früh auf ihrer Seite haben, wird der Gegner sicherlich nervös werden und Unsicherheiten in Ballbesitzsituation zeigen.
Sollten Sie heute nochmals vor der Wahl stehen, um für eines der Teams auflaufen zu dürfen, unter welchem Spielsystem würden Sie bevorzugt spielen?
Das ist schwer zu sagen. Von außerhalb betrachtet könnte ich mir vorstellen, dass ich bei der Eintracht einen größeren Mehrwert haben würde. Die Wahl treffe ich aber auch, weil ich in Frankfurt eine tolle Zeit hatte. Dass sowohl der 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt ihren Reiz haben und in Deutschland die beste Stimmung im Stadion haben, steht außer Frage. Aber wenn ich darauf blicke, wie die Zeit zu meiner aktiven Karriere war, wohin sich Frankfurt entwickelt hat, da wäre ich schon gerne wieder dabei.
Im neuen Jahr mussten beide Teams noch keine Niederlage einstecken. Wird sich daran am Samstag etwas ändern?
Ich gehe schon davon aus, dass es einen Gewinner geben wird. Ich tippe auf einen 2:1-Sieg für Frankfurt.