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Pfarrer Jansen aus LiblarKritik am Vorgehen des Erzbistums hält an

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Erftstadt-Liblar – Um über die Frage zu diskutieren, wie es in den Gemeinden ohne Pfarrer Winfried Jansen weitergehen soll, hatten am Sonntagmittag das Seelsorgeteam, der Kirchenvorstand und der Pfarrgemeinderat in das Pfarrheim St. Alban in Liblar eingeladen. Über den Sachstand hatte der stellvertretende Gemeinderatsvorsitzende Damian van Melis bei der Messe informiert.

Viel Neues konnte er von Seiten der Generalvikariats in Köln nicht berichten. Immer noch sei die Informationspolitik der Amtskirche gegenüber der Gemeinde äußerst dürftig, kritisierte van Melis. „Es gibt zwar die Zusage, man wolle sich um uns bemühen“, erklärte er, aber konkrete Hilfe zum Beispiel in Form personeller Unterstützung oder der Hinzuziehung eines Mediators blieben bisher aus. „Wir sind empört darüber, dass der Erzbischof und der Weihbischof nicht mit uns sprechen“, sagte van Melis. Er nannte das Verhalten des Generalvikariats „hartherzig“.

Aufenthalt im Ausland

Gleichzeitig griff der Vertreter des Pfarrgemeinderates eine Mitteilung von Pfarrer Winfried Jansen an seine Gemeindemitglieder auf, in der er „sehr stark betone“, die Zeit des Weinens und Haareraufens müsse zu Ende sein und man solle nach vorne schauen. Der beurlaubte Pfarrer halte sich im benachbarten Ausland auf und organisiere seine Verteidigung. Zurückkommen werde der Pfarrer, dem sexuell grenzverletzendes Verhalten in mehreren Fällen vorgeworfen wird, wohl nicht.

Umso wichtiger sei es, die starke und aktive Gemeindearbeit im Sinne von Pfarrer Jansen weiterzuführen, betonte van Melis, unabhängig vom weiteren Verlauf des Verfahrens. Van Melis: „Wir müssen zeigen, wo die Kirche wirklich lebt, politisch, sozial, fromm.“

Doch wie soll die Gemeindearbeit ohne Pfarrer organisiert werden? Wer soll den Kontakt zum Generalvikariat in Köln halten, wer Gruppen und Veranstaltungen organisieren? Das sind die konkreten Fragen, der sich die Gemeindemitglieder jetzt stellen müssen. Einen Anfang machten gut 100 von ihnen nach der Messe im Gemeindezentrum. Dabei wurde vor allem die Verwirrung und Unsicherheit vieler Gläubiger deutlich. Wer zum Beispiel ist Ansprechpartner bei Problemen, der Vorstand des Pfarrgemeinderates, der Kirchenvorstand, die Seelsorger? Gibt es einen Organisator und Entscheider oder werden Gremien gebildet, die Bibelkreise, Gesprächsgruppen, die Zusammenkünfte der Messdiener und Informationsveranstaltungen koordinieren? Und wann kommt Hilfe aus Köln? Die Ratlosigkeit innerhalb der Kirchengemeinde ist groß. Zumindest die Messen und Gottesdienste bis Ostern seien fast alle gesichert, teilte van Melis mit. Er selbst sei auch von den Ereignissen überrollt worden und angesichts der Situation überfordert. Er hofft neben der inneren Stärke der Gemeinde vor allem auf die aktive Unterstützung und Moderation aus Köln.

Was das laufende Verfahren gegen Pfarrer Jansen betreffe, machte er den Anwesenden deutlich, dass es keine Möglichkeit einer Intervention als Kirchengemeinde gebe. Die beiden beteiligten Parteien seien Generalvikariat und Winfried Jansen mit seinem Rechtsbeistand. Auf den Einwand, die Solidarität der vergangenen Wochen könne doch noch nicht zu Ende sein, antwortete van Melis: „Wir kommen nicht in dieses Verfahren rein“. Man könne nur am Ball bleiben, indem man eine Gemeinde bleibt und Geschlossenheit signalisiere. Letztlich seien es die Gläubigen selbst, die ihre Gemeindearbeit so lange am Leben erhalten müssten, bis das Generalvikariat seine Unterstützungsversprechen wahr mache.