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Neubauprojekt in ErftstadtWohngruppen ziehen nach Liblar um

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Erftstadt-Liblar – In der Carl-Schurz-Straße schließt sich bald ein Kreis. 1988 fanden in der Gaststätte Schwarz, Einheimischen besser bekannt als Traditionskneipe „Em Rööches“, erste Vorgespräche zur Gründung eines Vereins zur Unterstützung von Behinderten und Suchtkranken statt. An dieser Stelle entsteht jetzt ein vereinseigenes Wohnheim für psychisch kranke Menschen.

„Ich bin schon ein bisschen aufgeregt“, gesteht Ludger van der Straeten. Der 59-jährige Diplom-Psychologe und Psychotherapeut ist Geschäftsführer der von ihm mitgegründeten Arbeitsgemeinschaft Innovative Sozialprojekte (Agis). Das Haus ist das erste Neubauprojekt, das er betreut. Bisher betreibt der Verein drei Wohnheime, zwei in Bad Münstereifel und eins in Erftstadt-Lechenich. Dort leben an der Klosterstraße zurzeit 13 Bewohner und in einer Außenwohngruppe drei weitere von der Agis betreute Menschen. Doch das unter Denkmalschutz stehende Stadthaus entspricht nicht mehr den Anforderungen, die der Landschaftsverband Rheinland als Kostenträger an die Unterbringung der Bewohner stellt. Seit einer Gesetzesänderung sind künftig Einzelzimmer vorgeschrieben, höchstens zwei Bewohner dürfen sich ein Bad teilen. In dem um 1900 errichteten Stadthaus war das nicht umzusetzen, so van der Straeten. Daher war ein Neubau unumgänglich.

Barrierefreie Bäder

An der Carl-Schurz-Straße fand er einen geeigneten Standort. Auf dem Grundstück der Gaststätte, die seit Jahren leer stand, entsteht jetzt das neue Haus mit 760 Quadratmetern Wohnfläche für die 16 Bewohner. Im ersten und zweiten Stock sowie im Dachgeschoss werden drei Wohngruppen eingerichtet. Im Erdgeschoss sollen Verwaltungs- und Therapieräume untergebracht werden. Geplant sind mehrere behindertengerechte Bäder und ein Aufzug. Zur Straße hin wird die Fassade geschlossen sein bis auf eine Tordurchfahrt in den Innenhof. „Ich denke, unser Projekt passt gut in den neuen Masterplan für Liblar“, so van der Straeten. Das Grundstück ist 900 Quadratmeter groß. Investieren wird der Verein 1,37 Millionen Euro für die Baukosten, weitere 220 000 Euro hat das Grundstück gekostet. 320 000 Euro Zuschuss bekommt Agis von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW. Die Stiftung finanziert sich aus Gewinnen der nordrhein-westfälischen Spielbanken und schüttet in diesem Jahr mehr als 4,2 Millionen Euro aus.

Als junger Mann hatte der Liblarer van der Straeten selbst „Em Rööches“ gefeiert und war daher etwas wehmütig, als vor ein paar Monaten das traditionsreiche Gebäude abgerissen wurde. Er sicherte sich Erinnerungsstücke wie ein Ölgemälde, das ein Gast einst von der Rückseite der Kneipe angefertigt hatte, und die alten Gästebücher. Sie sollen in dem neuen Gebäude einen Ehrenplatz bekommen. Im Herbst kommenden Jahres soll der Umzug stattfinden, dann läuft auch der schon einmal um ein Jahr verlängerte Mietvertrag an der Klosterstraße aus.

In Liblar erwarb van der Straeten neben der ehemaligen Gaststätte auch das angrenzende Grundstück mit einem Einfamilienhaus, in dem im Erdgeschoss bis zuletzt ein Modegeschäft betrieben wurde. Dort soll ein Gemeinschaftsraum für Freizeitaktivitäten entstehen, eventuell auch ein von den Bewohnern mitbetriebenes Café. Die haben sich inzwischen bereits persönlich davon überzeugen können, dass nach vierjähriger Planung nun endlich mit dem Neubau begonnen wird. Bei einem gemeinsamen Ausflug nach Liblar nahmen sie die Baustelle in Augenschein.