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Landratskandidatin nominiertSPD in Rhein-Erft geht auf Nummer sicher

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Arbeiter demontieren einen SPD-Schriftzug vor dem Willy-Brandt-Haus.

Die SPD im Rhein-Erft-Kreis sucht nach ihrem Platz im Parteiengefüge. Sie will die CDU nicht enteilen lassen und hat als erste Partei eine Kandidatin für die Landratswahl vorgeschlagen.

Iris Heinisch soll es für die Sozialdemokraten richten. Sie ist kein unbeschriebenes Blatt, aber zuletzt agierte sie eher aus der zweiten Reihe heraus.

Elf Monate hat die SPD im Rhein-Erft-Kreis benötigt, bis eine eigens eingesetzte Findungskommission eine Landratskandidatin für die Kommunal- und Kreistagswahl im September gefunden hat. Der Fahrplan aus dem April 2024 war indes ein anderer: Im Oktober, noch vor den Herbstferien, sollte das Gremium eine Bewerberin oder einen Bewerber dem Kreisvorstand präsentieren, für November war die öffentliche Vorstellung bei einer Pressekonferenz geplant. Für den 16. November war der Parteitag terminiert, bei dem der Herausforderer von Landrat Frank Rock (CDU) von den Mitgliedern nominiert werden sollte.

Das geschieht nun am 29. März. In Erftstadt stellt sich Iris Heinisch dem Votum der Parteibasis – und es würde verwundern, wenn die Sozialdemokraten sie nicht mit einem überzeugenden Ergebnis in den Wahlkampf schicken würden. Zum einen würde sich eine Partei, die eine Kandidatin öffentlich derart demontieren würde, selbst entleiben.

Von 2019 bis zur Kreistagswahl 2020 stellvertretende Landrätin

Zum anderen dürfte die Empfehlung des Vorstands bei weiten Teilen der Mitglieder auf Zustimmung stoßen: Iris Heinisch gilt als beliebt und kompetent, kann auf viele Jahrzehnte politischer Erfahrung zurückblicken, kennt die Kreispolitik – und war von 2019 bis zur Kreistagswahl 2020 stellvertretende Landrätin.

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Dennoch hatten Beobachter der politischen Landschaft ihren Namen nicht auf dem Zettel, wenn es um die Frage ging, wen die SPD ins Rennen gegen Amtsinhaber Frank Rock (CDU) schicken würde. Da wurde als Erstes Helge Herrwegen aus Wesseling genannt – der seit September als Nachfolger von Heike Steinhäuser an der Spitze der Kreispartei steht.   Spekuliert wurde hier und dort auch über Nadine Eilenberger aus Frechen. Und natürlich wurde auch Dierk Timm genannt. Der Pulheimer hat sich schon mehrfach in den Dienst seiner Partei gestellt und war bereits 2020 gegen Rock angetreten. In der Stichwahl unterlag Timm.

Auf dem Foto ist die SPD-Politikerin Iris Heinisch zu sehen.

Iris Heinisch soll Landratskandidatin der SPD werden.

Iris Heinisch dagegen spielte zuletzt parteipolitisch im Rhein-Erft-Kreis keine große Rolle, auch in der Kreistagsfraktion sitzt sie nicht mehr in der ersten Reihe. Ihren Schwerpunkt hatte die Kerpenerin auf ihre politische Arbeit in den Gremien des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) gelegt. In der SPD-Fraktion dort gehört sie dem geschäftsführenden Vorstand an. Ihr werden Ambitionen auf den Fraktionsvorsitz in der kommenden Wahlperiode nachgesagt. Da für würde ein engagiert geführter Wahlkampf im Rhein-Erft-Kreis und ein gutes Abschneiden bei der Landratswahl nicht hinderlich sein.

Heinisch ist erprobte Wahlkämpferin – 2015 verlor sie in Kerpen

Ob es wie bei vorherigen Wahlen zu einem Zweikampf zwischen dem CDU- und dem SPD-Bewerber kommen wird, ist nach den Ergebnissen der Bundestagswahl freilich fraglicher denn je. Die AfD wurde zwischen Bedburg und Wesseling zur drittstärksten Kraft. Noch am Wahlabend hat sie angekündigt, nicht nur Kandidaten für alle Rathäuser aufzustellen, sondern auch einen Landratskandidaten. Dadurch werden sich die politischen Gewichte wahrscheinlich verschieben – und wird den anderen Parteien überzeugende Antworten abverlangen, auch den Bewerbern ums Landratsamt.

Rock hat den Vorteil, dies aus der Erfahrung von fünf Jahren aus dem Amt heraus zu machen. Iris Heinisch kann damit punkten, dass sie bereits 2015 Erfahrung für eine solche Kandidatur gesammelt hat – als Bürgermeisterkandidatin für Kerpen. Sie unterlag Dieter Spürck (CDU) im ersten Wahlgang deutlich. Die SPD wird vermutlich alles daran setzen, dass sich Geschichte nicht wiederholt.