Von 2015 bis 2018 soll ein Mann die Töchter seiner damaligen Ehefrau sexuell missbraucht haben. Die Mutter sagte gegen ihren Ex-Partner aus.
Prozess im Landgericht KölnMann soll in Rhein-Erft Töchter seiner Ehefrau missbraucht haben
Das Landgericht Köln verhandelt seit Dienstag (13. August) gegen einen 53-jährigen Mann aus dem Rhein-Erft-Kreis. Er soll die Töchter seiner damaligen Ehefrau sexuell missbraucht haben. Zwischen dem 24. Dezember 2015 und dem 1. November 2018 soll es zu mehreren Übergriffen gekommen sein. Unmittelbar nach Verlesung der Anklage legte der Mann über seinen Anwalt ein Geständnis ab.
Der Angeklagte begründete das damit, dass er seine Taten bereue und hoffe, so etwas Druck von den Zeuginnen nehmen zu können. Als die Mutter den Saal betritt, um ihren Ex-Partner auszusagen, bemerkt sie, dass sie mit einem Geständnis nicht gerechnet hat. Auch der vorsitzende Richter äußerte ihr gegenüber: „Das hat uns alle überrascht, um es mal vorsichtig zu formulieren.“
Dem Angeklagten wird unter anderem sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen, sexueller Missbrauch von Kindern und Körperverletzung vorgeworfen. Er soll zudem trotz Anordnung eines gerichtlichen Näherungsverbotes weiterhin Kontakt zu den Betroffenen gesucht haben.
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Landgericht Köln hört am ersten Verhandlungstag die Mutter an
Am ersten von insgesamt sechs angesetzten Verhandlungstagen hörte der Richter die Mutter an. Nachdem ihr erster Ehemann sie betrogen habe, hätten Bekannte auf sie eingeredet, dass ihr ein Mann guttun würde. So sei ihr der Kontakt zum Angeklagten vermittelt worden, den sie kennenlernte und später heiratete. Ihre Töchter brachte sie aus erster Ehe mit, mit dem Angeklagten hatte sie einen Sohn.
Als gläubiger Mensch war er immer wieder Anlaufstelle für ihre geistlichen Fragen. Gegenüber den Töchtern seiner Frau habe er als Vaterfigur auftreten wollen und dabei auch verbieten wollen, dass sie zu enge Sachen trugen oder in den Hundepark gingen, weil dort Jungs seien. Da die Töchter diese Rolle aber nicht annahmen, habe die Mutter klargestellt, dass er in ihrer Familie lediglich ihr Ehemann sein sollte.
Die geistliche Strenge, etwa in seinen Ausführungen, was alles halal sei, bewertet sie rückblickend als Fassade. Ihre Töchter hätten ihr gegenüber aber nie die Übergriffe erwähnt, sie hätten zu große Angst davor gehabt. Sie könne sich lediglich daran erinnern, dass eine ihrer Töchter sie fragte „Was ist, wenn ich nicht mehr Jungfrau bin?“. Die Mutter habe erst gedacht, ihre Tochter habe einen Freund.
Das Urteil soll am 28. August verkündet werden
Erst in den letzten beiden Jahren ihrer Beziehung fielen ihr Dinge auf, die sie misstrauisch machten. Er versteckte sein Handy und seine Brieftasche, schlief immer wieder im Wohnzimmer und wollte irgendwann ein eigenes Konto haben, auf das sie nicht zugreifen konnte. Sie fand heraus, dass er viel Geld in einer Sexhotline ausgegeben hatte und dachte, dass sein merkwürdiges Verhalten auf seine Untreue zurückzuführen sei.
Die Töchter gestanden die Übergriffe schließlich gegenüber Familienmitgliedern, die Mutter kämpfte in dieser Zeit gegen eine schwere Krankheit. „Es war wie ein Schlag ins Gesicht.“ Sie habe sich sofort getrennt und sei mit den Kindern zu ihrer Mutter gezogen. Sie sei zudem danach auch zu einer Frauenärztin gegangen, die bei einer Tochter Verletzungen fand, die auf die Übergriffe hinwiesen.
Das Urteil soll am 28. August verkündet werden.