Kerpen-Horrem – Rund 140 Familien kommen Woche für Woche zur Kerpener Tafel, um ihr schmales Budget durch günstige Lebensmittel zu entlasten – Tendenz steigend. Etwa 40 Ehrenamtler kümmern sich um die Bereitstellung der Lebensmittel und deren Ausgabe – Tendenz abnehmend. Jetzt geht die Tafel in die Offensive und sucht Helferinnen und Helfer für die allwöchentliche Arbeit.
Seit 2007 gibt es die Kerpener Tafel mit der Ausgabestelle neben dem Seminarhaus des Klosters Mater Salvatoris. Kerstin Höfer hat sie vor 14 Jahren mitgegründet, später eine „längere Babypause“ gemacht, wie sie selbst sagt, und ist vor einem Jahr wieder zum Team gestoßen. Im sechsköpfigen Leitungsteam hält sie die Fäden zusammen – schwer genug in Zeiten der Pandemie. Denn Treffen des Kernteams sind ebenso wenig möglich, wie gesellige Veranstaltungen oder der jährliche „Betriebsausflug“ der Ehrenamtler.
Auf der anderen Seite gibt es Mehrarbeit. Um die Kontakte bei den wöchentlichen Ausgaben – dienstags ab 11 Uhr, freitags ab 14 Uhr – so knapp wie möglich zu halten, bereiten die Helferinnen und Helfer Tüten vor, jeweils eine mit Obst und Gemüse, eine mit Brot und Frischwaren.
Fast täglich sind Teams, deren Einsatz Wilfried Odendall seit Jahren koordiniert, mit den beiden Tafeltransportern unterwegs, um die Waren bei den Supermärkten abzuholen. Ein Dutzend Ehrenamtler steht am Ausgabetag hinter der Theke im Tafelcontainer, wo die Waren gegen einen Euro pro Familientüte abgegeben werden. Sie sorgen dafür, dass das „Einkaufen“ Spaß macht, wie früher im Tante-Emma-Laden, mit Ansprache und gelegentlich einem Rezeptvorschlag für die Kundschaft. „Das macht uns alles große Freude, und auch die Dankbarkeit, die uns entgegenschlägt, ist uns immer wieder Ansporn“, sagt Gisela Hilger vom Kernteam.
Doch sie und Odendall aus dem Orga-Team sowie vier weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben jetzt ihren Ausstieg aus Altersgründen angekündigt. „Allein in diesem Monat gibt es dagegen acht Neuanmeldungen bei den Abnehmern“, sagt Höfer. Um die Arbeit zu bewältigen „und auf mehrere Schultern zu verteilen“, sei weitere Unterstützung erforderlich.
„Die Tafel ist wichtig und lebt vom ehrenamtlichen Engagement. Wir könnten das aus dem Rathaus heraus kaum leisten“, sagt Hans-Arnold Maus, Leiter des städtischen Sozialamts. Die finanzielle Unterstützung Bedürftiger sei knapp bemessen und reiche nur so eben aus. „Durch die Tafeln können die sozial schwachen Familien sich gelegentlich mal eine besondere Anschaffung erlauben“, sagt Maus. Auch er berichtet aus der Wahrnehmung im Sozialamt, dass die Zahl der Bedürftigen zunehme. „Auch Altersarmut, unter anderem bei Alleinstehenden, die von Witwenrente leben müssen, steigt zurzeit steiler an als ohnehin üblich.“