Kerpen-Türnich – Die Erfthalle in Türnich ist ein schwieriges Erbe. Das Äußere ist geprägt von Waschbeton, Wandelhallen und umgeben von hochgewachsenen Büschen. Hier und da findet man auch kleinere Schäden. Doch dieser Eindruck verblasst schnell, wenn man die Halle betritt, ein edler Konzertsaal mit einer grandiosen Akustik.
Zugegeben, die Deckenkonstruktion atmet architektonisch den gleichen Geist wie die Waschbetonplatten am Äußeren, doch der Klang ist großartig. Opernarien wurden dort schon gesungen – ohne Verstärker und Mikrofone.
Lange wurde diskutiert, ob die von dichter Wohnbebauung umgebene Erfthalle abgerissen werden solle. Doch dieser Gedanke wurde verworfen. Nun sind sich die Politiker im Rat weitgehend einig, dass der schöne Saal, in dem es sogar einen Orchestergraben gibt, erhalten werden soll. Kürzlich hat sich sogar ein Förderverein gegründet. In der vergangenen Woche trat der neue Förderverein zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Doch es gibt neue Misstöne.
Andere Parteien sollen aus SPD-Antrag abgeschrieben haben
Zunächst meldete sich der SPD-Ortsverein Balkhausen-Brüggen-Türnich zu Wort und kritisierte, dass von den Mitgliedern der CDU, UWG und BBK ein Förderverein zum Erhalt der Erfthalle gegründet worden sei. Dazu sei aus einem SPD-Antrag abgeschrieben worden, gleichzeitig aber sei man als SPD nicht zur Gründung eingeladen worden.
Der Brüggener SPD-Stadtverordnete Willy Deutsch schreibt: „Wenn die Gründung des Fördervereins nicht hinter unserem Rücken passiert wäre, wäre ich natürlich dabei gewesen und hätte selbstverständlich auch, zumindest als Beisitzer, im Vorstand gerne mitgearbeitet. Dazu bin ich im Übrigen immer noch bereit.“
Auch die Grünen sind verärgert, dass man sie nicht direkt mit ins Boot genommen hat. Schon lange forderten sie eine Nutzungskonzept für die Erfthalle, betonte Bernd Krings, der sich mit Jeruscha Herkenhöner, Gero und Ruth Donner „ausgebootet“ fühlt: „Da wird ein Förderverein gegründet, und die Ämter werden mit politischen Vertretern besetzt.
Krings: „Dass hier was passieren muss, predigen wir seit Jahren. Das Sport- und Kulturamt ist chronisch unterbesetzt. Es könnten noch viel mehr Veranstaltungen in Türnich durchgeführt werden.“ Verwundert ist man bei der SPD, dass der Ortsvorsteher von Balkhausen-Brüggen-Türnich, Dietmar Reimann, „der vor einiger Zeit die Erfthalle noch als Räumlichkeit der Türnicher Schule zuschlagen wollte“, den Vorsitz des Fördervereins übernommen hat.
Förderverein weist Partei-Interessen zurück
Reimann weist die Vorwürfe zurück: „Wir haben das überhaupt nicht parteipolitisch gesehen, sondern nur im Freundeskreis und bei Vereinen herumgefragt, wer mitmachen will. Dass ich die Erfthalle schließen wollte, das müsste mir mal einer beweisen.“
Die Tür für weitere Mitglieder sei nicht zu, sagt Reimann: „Das war keine Geheimaktion, die handstreichartig geplant wurde. Jeder kann mitmachen und ist herzlich willkommen. Wir brauchen viele Kräfte.“ Die Halle habe eine gute Qualität und eine „hervorragende Bausubstanz“. Jetzt gelte es, sie weiter mit Leben zu füllen. Der Förderverein werde das Gespräch mit dem Bürgermeister suchen, „um herauszufinden, wie sich der Verein positioniert.“