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LebensmittelKundschaft der „Kerpener Tafel“ hat sich vervielfacht

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Auch die ehrenamtlichen Helferinnen freuten sich über das zehnjährige Bestehen der Tafel.

Kerpen-Horrem – Im Keller des Horremer Klosters hat alles angefangen. Als Manfred Pillen vor etwa neun Jahren zur Tafel kam, waren 25 Helfer für rund 20 Bedürftige zuständig. „Am Anfang mussten wir noch mit unseren privaten Autos Waren einholen“, erinnert sich der Leiter der Tafel. Doch inzwischen habe sich viel geändert. Die Kerpener Tafel konnte auf ihrer Jubiläumsfeier auf zehn Jahre Essensausgabe an Bedürftige zurückblicken.

Heute holen Sprinter deutlich größere Warenmengen als früher. Auch die Anzahl der Helfer hat sich auf 54 verdoppelt. Die Menge der Bedürftigen ist im gleichen Zeitraum allerdings auf fast 500 angestiegen.

Vieles musste die Tafel daher umstellen. Eine bessere Organisation, etwa der Dienstpläne, war unvermeidlich. Um die Buchhaltung kümmert sich der Sozialdienst katholischer Männer und Frauen. Auch die Informationen prangern jetzt in 14 verschiedenen Sprachen - darunter Arabisch, Französisch, Farsi und Bulgarisch – an der Wand des Tafelladens.

Doch nicht nur der große Flüchtlingszuzug der vergangenen Jahre beschäftigte die Tafelmitarbeiter. Unter den „Kunden“ sind viele Senioren. Oft sind es Witwen, die mit ihrem geringen Einkommen nicht auskommen. Sorgen bereiten den Tafelmitarbeitern auch junge Alleinerziehende. „Das macht uns sehr traurig. Oft sind nämlich schon deren Eltern gekommen. Die Armut wird sozusagen vererbt“, erklärt Pillen.

Früher im Tierschutz engagiert

Zu den Helfern der ersten Stunde gehört Iris Dulcius. Seit acht Jahren hilft sie mittlerweile bei der Tafel aus. „Ich wollte den Menschen hier etwas zurückgeben“, sagt Dulcius, die vorher im Tierschutz tätig war. Besonders stolz mache sie, wenn die von ihr Betreuten in der Gesellschaft oder im Arbeitsleben wieder Fuß fassen können. „Der Sohn einer afghanischen Familie, die ich hier oft betreut habe, geht jetzt studieren. Das freut mich natürlich“.

Hildegard Diekhans, Gründerin der Kerpener Tafel, sieht das ähnlich. Über jeden, der einen Job findet, freut sie sich. Als sie die Tafel 2007 ins Leben rief, ging es ihr allerdings auch um die Verschwendung. „Ich habe fast frisches Obst und Gemüse in den Müllcontainern vor den Supermärkten gesehen. Das fand ich furchtbar“, sagt Diekhans.

Aus gesundheitlichen Gründen musste Diekhans 2016 von ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit zurücktreten. Seitdem leitet Manfred Pillen die Tafel. Das Ideal – Bedürftigen helfen und Verschwendung bekämpfen – hat sich aber nicht geändert. Und zumindest die Verschwendung hat abgenommen, die Supermärkte kalkulieren ihren Bedarf besser. Für die Tafel ist das aber ein Dilemma: Die Supermärkte werfen zwar weniger Lebensmittel weg. Doch die Waren fehlen dann bei der Ausgabe.