Ein „Danke“ der besonderen ArtFreiwillige Feuerwehr Kerpen freut sich über Geschenk
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Kerpen-Götzenkirchen – Mein Sohn Malte war schon immer von Sirenen, Feuerwehr und Polizei fasziniert. Von unserem Garten aus können wir in Horrem die Hauptstraße sehen, und Malte wird auch mit seinen fast sechs Jahren immer noch hektisch, wenn er Sirenen hört, lässt alles stehen und liegen und rennt zum Fenster, um zu schauen, welches Fahrzeug (Krankenwagen, Polizei oder Feuerwehr) mit Sirene vorbeikommt.
Als im Frühjahr das Virus alles lahmgelegt hatte, haben wir viele Fahrradausflüge gemacht. Am liebsten fährt er durch den Wald „zur Autobahnbrücke“, um dort den Lkw-Fahrern zu winken, denn oftmals hupen sie, und das ist fast genauso gut wie eine Sirene. Ich musste im Frühjahr viel erklären, was das Virus ist, warum es so schlimm ist, warum er seine Freunde und vor allem Oma und Opa nicht sehen darf (er ist ein sehr soziales Kind und braucht Kontakt), warum es oft kein Klopapier und keine Nudeln im Supermarkt mehr gibt.
Idee kam vorm Seniorenheim
Dabei habe ich ihm, als wir wieder mal auf der Autobahnbrücke standen, erklärt, dass die Lkw-Fahrer im Moment einen schweren Job haben, sie sorgen dafür, dass unsere Regale im Supermarkt gefüllt sind, können aber nirgendwo an einem Rastplatz, Hotel oder ähnlichem anhalten, um zu duschen, weil eben alles geschlossen ist. Mein Sohn wollte den Fahrern irgendwie „Danke“ sagen, und so haben wir zu Hause große Blätter mit den Buchstaben bemalt. Leider haben wir diese an der Brücke nicht befestigen können. Mein Sohn war sehr traurig, und dann haben wir überlegt, was wir mit unseren Schildern stattdessen machen könnten.
Ein paar Tage später fuhren wir mit dem Auto in Horrem an einem Seniorenzentrum vorbei und sahen, wie sich Feuerwehrfrauen und -männer auf offener Straße umzogen. Auch hier musste ich wieder viel erklären, wieso sie sich nicht auf der Wache umziehen, warum sie sich überhaupt umziehen. Da kam ihm die Idee, das Danke-Schild doch bei der Feuerwehr aufzuhängen.
Spritztour wird nachgeholt
Die freiwillige Feuerwehr in Horrem-Götzenkirchen ist sehr aktiv und meinem Sohn bestens bekannt. Einer unserer Nachbarn ist zudem dort Mitglied, und wir haben ihn gefragt, ob wir die Schilder am „Spritzenhaus“ aufhängen dürfen. Unser Nachbar hat Kontakt zu seinem Gruppenleiter aufgenommen, und so wurden wir ein paar Tage später vor der freiwilligen Feuerwehr empfangen. Die Schilder durften wir innen aufhängen, damit sie nicht vom Regen kaputtgehen.
Meinem Sohn wurde versprochen, dass er, wenn Corona „vorbei“ ist, die Feuerwehr besuchen darf und sie dann auch eine Spritztour mit ihm machen. Wir hätten niemals gedacht, dass das Plakat so lange hängen würde. Jedes Mal, wenn wir an der Wache vorbeikommen, muss ich ihm erklären, dass ich nicht weiß, wann Corona „vorbei“ ist und wann er endlich mit der Feuerwehr mitfahren darf.
Für die Kinder ist es wirklich eine schwierige Zeit. Und jetzt soll er sich auch noch für einen Freund oder Freundin entscheiden, mit dem/der er in den nächsten Wochen nachmittags ausschließlich spielen darf, obwohl er jeden Tag morgens mit 20(!) anderen Kindern im Kindergarten spielt.
Als die Zahlen wieder stiegen, erklärte ich ihm, dass er sich nur noch mit Kindern aus seiner Kindergartengruppe verabreden darf. Mit denen ist er eh jeden Tag zusammen. Aber irgendwann gehen einem als Eltern auch die Erklärungen aus.
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