InformationsveranstaltungBessere Radwege in Kerpen gefordert
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Kerpen – In gewisser Weise gleicht das Projekt der Quadratur des Kreises: Scheinbar unvereinbare Interessen sollen unter einen Hut gebracht werden. Die Wünsche der Bürger, die viel Geld kosten, die Planungen des Investors, die Einnahmen generieren sollen, die geringen Spielräume der Stadt, die die Möglichkeiten einschränken – das passt irgendwie nicht zusammen. Oder doch?
150 Bürger und Bürgerinnen
Die Stadt hatte eingeladen: „Bürgerinformation und Planungswerkstatt“ in der Willy-Brandt-Gesamtschule. Und 150 Sindorfer Bürgerinnen und Bürger kamen. Das Thema: Ein Investitionsvorhaben rund um die Hüttenstraße und das Vogelruther Feld in Sindorf. Mittendrin: die alte Glashütte, Anfang der 80er-Jahre stillgelegt, deren zum Teil kultige Gebäude, wie das Kranhaus oder die Kathedrale, noch stehen.Auf die Eingangsinformationen folgten Workshops, in denen die Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen einbringen, Kritik üben, miteinander diskutieren konnten. Das wurde eifrig genutzt.
Zusätzliche S-Bahn-Haltestelle
Sie forderten mehr Freiflächen, weniger Versiegelung, eine zusätzliche S-Bahn-Haltestelle nahe dem geplanten Areal, bessere Radverkehrsanbindung, mehr Parkraum, nachhaltiger Umgang mit dem Bestand der alten Glashütte. Die Notwendigkeit neuer Gewerbeflächen zweifelten viele Bürger an.Der Geographie-Student Julian Stolp findet den Beteiligungsprozess gut, hat aber klare Forderungen: Wohnungen für junge Leute sollten dabei sein, die bezahlbar sind. Außerdem E-Ladestationen. Jutta Schnütgen-Weber vom BUND sagt: Vor aller Einzelplanung müssen die Zielvorstellungen formuliert werden. Wie viele neue Einwohner wolle man in Sindorf haben? Die Planung müsse Klimaresilienz im Fokus haben: ÖPNV, kühle Wohnviertel, Durchgrünungszüge. Die Hauptfrage sollte sein, wie man in 40 oder 50 Jahren wohnen wolle.
Tatjana Strucken, Anwohnerin im Vogelruther Feld, wünscht sich eine urbane Mitte mit mobiler Anbindung, mit Aufenthalts- und Begegnungsorten. Ein Murren konnte nicht überhört werden. Heike Klein vom Nabu zeigte sich eher pessimistisch: Die Planung sei schon weit fortgeschritten, die Einflussmöglichkeit seitens der Bürgerinnen und Bürger in Richtung einer umweltgerechten Umsetzung sei eher fraglich. Klaus Ripp, CDU-Fraktionsvorsitzender in Kerpen, sah das anders: Die Politik habe das Planungsrecht, selbstverständlich würden die Ideen und Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger berücksichtigt.