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1,8 Millionen EuroStadtwerke Erft erhalten Geldspritze hinter verschlossenen Türen

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Ein Arbeiter montiert Photovoltaikmodule auf einem Dach.

Ein Arbeiter montiert Photovoltaikmodule auf einem Dach. (Symbolbild)

Die Städte Bergheim, Bedburg und Elsdorf bewahren ihr kommunales Unternehmen vor einer finanziellen Schieflage.

Die Stadtwerke Erft, ein noch junges Gemeinschaftsprojekt der Städte Bergheim, Bedburg und Elsdorf, haben von ihren Kommunen eine kräftige Finanzspritze erhalten. Die drei Stadträte haben jeweils nichtöffentlich Ende vorigen Jahres beschlossen, das Eigenkapital des kommunalen Unternehmens um bis zu 1,8 Millionen Euro aufzustocken.

Die Hälfte davon fließt zum 1. Februar direkt an die Stadtwerke, weitere 900.000 stehen auf Abruf bereit, sollte im Verlauf des Jahres wieder Geld benötigt werden. Auf Bergheim entfallen knapp 900.000 Euro und auf die beiden kleineren Kommunen jeweils gut 450.000 Euro. Zudem haben die Städte für ein bereits bestehendes Darlehen an die Stadtwerke Erft die Tilgungsfrist verlängert.

Ukraine-Krieg vermiest Stadtwerken Erft das Geschäft

Zwei Gründe hätten vornehmlich die finanzielle Hilfe erforderlich gemacht, teilen die Stadtwerke auf Anfrage mit. „Zum einen läuft aufgrund der Verwerfungen am Energiemarkt – verursacht durch den Krieg in der Ukraine – der Strom- und Gasvertrieb nicht, wie ursprünglich erwartet“, sagt Geschäftsführer Stefan Röder. Andere Sparten hätten den Verlust nicht wettmachen können.

Zum anderen fehlten Gewinne aus der Wassernetzgesellschaft Nordkreis, an der die Stadtwerke mit 49 Prozent beteiligt seien. Die Gewinne aus den Jahren 2022 und 2023 würden aus satzungsrechtlichen Gründen erst zeitversetzt fließen.

Stadtwerke Erft sollen große Rolle bei der Energiewende einnehmen

Die Stadtwerke Erft wurden 2021 von den drei Kommunen gegründet. Sie übernahmen den Geschäftsbereich Strom und Gas von den Stadtwerken Bergheim und sollen eine große Rolle in der Region bei der Energiewende spielen.

Für die unterschiedlichsten Kunden – Kommunen, Privatleute, Gewerbe und Industrie – wollen die Stadtwerke zahlreiche Leistungen anbieten, etwa Planung und Installation von PV-Anlagen, Balkonkraftwerke und E-Ladestationen oder auch die Versorgung ganzer Quartiere mit Wärme. Dabei kommen dann auch regionale Handwerksunternehmen ins Spiel, denn die Stadtwerke, derzeit ausgestattet mit sechs Mitarbeitern, führen die Arbeiten nicht selbst aus.

Man wolle eine Brücke sein zwischen dem Wunsch der Kunden nach passgenauen Energiesystem-Lösungen und der Infrastruktur wie Strom, Gas, Wasser, Breitband oder mehr. Aktuell beliefern die Stadtwerke rund 1000 Kunden. „Davon entfallen in etwa zwei Drittel auf das Segment Strom, ein Drittel auf den Bereich Gas“, sagt Röder.

Ob die Ablösung des früheren Geschäftsführers Matthias Betsch und die Berufung von Röder im vorigen Oktober im Zusammenhang mit der Schieflage der Stadtwerke steht, ließ das Unternehmen mit Hinweis auf ein laufendes Verfahren mit Betsch unbeantwortet. Man könne aber sagen, dass das Unternehmen seinen „Geschäftsbetrieb in äußerst schwierigen Zeiten aufgenommen hat, die geprägt waren durch unvorhersehbare, globale Umstände“. Nun stünden Umstrukturierungen an, im Fokus sei dabei vor allem die Gewinnung von Neukunden in allen Geschäftsbereichen.