Erftstadt-Bliesheim – Nach einer kurzen Einweisung beginnt die neunjährige Hannah Jüssen: Sie greift in den Eimer mit den Blumensamen und wirft sie kräftig und mit weit ausladender Geste auf die vorbereitete Fläche.
Die Sonne scheint auf die etwa zwei mal zehn Meter großen Flächen, die bereits das Interesse einiger Bliesheimer zwischen Spiel- und Sportplatz auf sich gezogen haben: „Ich dachte, da werden Blumen hingepflanzt“, meint eine Passantin.
Hoffen auf Regen
Astrid Mittelstaedt von der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft berichtet, dass zwar nicht gepflanzt, dafür aber gesät werde. Bunte Blumen sollen bald die Menschen und vor allem die Insekten erfreuen. „Jetzt müssen wir nur noch auf ausreichend Regen hoffen“, sagt die 39-jährige Leiterin des Projektes „Na-Tür-Lich Dorf. Naturschutz vor der Haustür“.
Mit Ortsvorsteher Frank Jüssen wurde die Fläche ausgesucht. Jüssen legt wie seine Tochter selbst Hand an – die Samen müssen mit einem Rechen in die oberste Bodenschicht eingearbeitet und dann festgedrückt werden.
Sojaschrot als Hilfe
Den Bau eines Insektenhotels hat Jüssen bereits vorangetrieben. Die Nähe zur Wildblumenwiese ist ideal, denn viele der mehr als 500 Wildbienenarten fliegen nicht so weit und sind auf gut zu erreichende Nahrungsquellen angewiesen.
Immer wieder bleiben Passanten stehen. „An unserem Bienenhotel sind schon die Mauerbienen geschlüpft“, erzählt eine Frau. Hannah ist in der Zwischenzeit schon bei der dritten Einsaatrunde. Das Saatgut ist mit einer „Rieselhilfe“ – in diesem Fall Sojaschrot – vermischt und lässt sich so besser auf großen Flächen ausstreuen.
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Die Samenmischung besteht aus mehr als 80 Arten und stammt aus zertifiziertem Saatgut aus der Region gewonnen und vermehrt wurde. Die Verwendung von „lokalem Saatgut“ ist aus naturschutzfachlicher Sicht am besten. „Wenn ich im Baumarkt oder im Internet Samenmischungen kaufe, weiß ich oft nicht, wo es gewonnen wurde. Streng genommen findet dadurch eine Florenverfälschung statt, da die Genetik der fremden Herkunftsregion sich in die lokale Pflanzenpopulation einbringen kann“, erläutert Mittelstaedt. Oftmals seien es fremdländische Arten, wie etwa Phacelia oder Inkarnatklee. In Bliesheim werden nur heimische Wildpflanzen wachsen, das ideale Angebot für einheimische Insektenarten.