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Tierschutz im BlickDieser Erftstädter Laden setzt auf Qualität und Handarbeit

Lesezeit 3 Minuten

Karin Engel-Mewes ist gelernte Fotografin.

Erftstadt-Liblar – Der Moment war denkbar ungünstig. Im November des vergangenen Jahres haben Karin Engel-Mewes und Tommy Mewes ihren Laden an der Liblarer Bahnhofstraße 36 eröffnet. Mitten in der Pandemie also. Wie das Geschäft zu normalen Zeiten laufen würde, können die beiden gar nicht sagen. Und doch strahlen sie Zufriedenheit und Optimismus aus.

Kein Wunder, sind sie doch umgeben von schönen Dingen, freundlichen Farben und dem Geruch nach Leder. „One stitch beyond“, so der Name des Ladens, hat zwei Standbeine: zum einen Wolle zum Stricken oder Häkeln, zum anderen handgemachte Taschen, Brieftaschen und Gürtel.

„Rückkehr zur Qualität“

„Ich glaube, es gibt eine Rückkehr zur Qualität“, sagt Karin Engel-Mewes. Das Reich der gelernten Fotografin sind die Handarbeitswaren. Dass da keine Billigwolle liegt, merkt man spätestens bei Anfassen. Und dass neben der Garnqualität auch Nachhaltigkeit und Tierwohl wichtig sind, erklärt die Geschäftsfrau gern. Stichwort Mulesing: Dabei wird Lämmern ohne Betäubung Haut am Schwanz weggeschnitten, weil sich in den Falten schnell Fliegenmaden ansiedeln. Wolle von so misshandelten Schafen kommt Engel-Mewes nicht ins Regal.

„One Sitch beyond“ heißt das Geschäft von Tommy Mewes und Karin Engel-Mewes. Sie verkaufen Wolle und Lederwaren.

Aber sie hat nicht nur den Tierschutz, sondern auch die Lebensbedingungen der Menschen im Blick. Und kann quasi zu jedem Knäuel etwas erzählen, beispielsweise zu einem flauschigen Produkt in wunderschönem Terrakotta-Ton: „Die wird in Peru von Frauen gesponnen, die mit ihrer Arbeit das ganz Dorf ernähren.“ Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind auch Themen für ihren Mann, der die Lederwaren produziert. Die Haut von Rindern und Wasserbüffeln werde in Europa vegetabil gegerbt, also vorwiegend mit pflanzlichen Mitteln und nur ganz wenig Chemie. „Vor allem chromfrei“, sagt Tommy Mewes. Chrom sei ein Umweltkiller. Seine Taschen und Täschchen näht er Stich für Stich von Hand. „Maschinen nähen schnell und gleichmäßig, das sieht langweilig aus und hält nicht.“ Die Nahtlinien zu markieren, mit dem Prickrad die Löcher vorzugeben und mit dem Schlageisen zu vollenden, das sei „keine Raketentechnik“. Er selbst habe keine Ausbildung in Lederverarbeitung, sondern sei Projektmanager.

Tommy Mewes gibt auch Workshops.

Das Wissen, das er sich im Verlauf vieler Jahre angeeignet hat, gibt Tommy Mewes in Workshops weiter. So genügt ein Sonntagnachmittag, damit jeder Teilnehmer einen selbst gemachten Gürtel mitnehmen kann. Als nächstes ist ein Workshop geplant, in dem ein Hundehalsband – oder besser gesagt, mehrere Halsbänder – entstehen soll. Diese kleineren Veranstaltungen finden alle sechs Wochen statt, Mewes plant aber auch mehrtägige Schulungen sowie eine offene Lederwerkstatt.

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Damit ist er seiner Frau gegenüber klar im Vorteil. Die hat ihre Stickworkshops coronabedingt eingestellt – es hatten sich zu viele Teilnehmerinnen angemeldet.