Erftstadt-Liblar – „Ich gebe mein Bestes, aber garantiere für nichts.“ Tobias Baecker rappt für sein Leben gerne, lässt sich in keine Schublade pressen, will den Beat verbinden mit Texten, die ihm am Herzen liegen, die von seinem Leben, von seinen Überzeugungen handeln.
Der 24-jährige, gebürtige Bliesheimer mit Künstlernamen „Ralle“ (Ralle steht für seinen Zweitvornamen Ralf) sagt es frei heraus: „Spaß am Rappen zu haben, war für mich immer Ansporn.“ Mit 16 Jahren packte ihn die Lust, die Musik zum Teil seines Lebens zu machen.
Anfangs selber abgemischt
„Anfangs habe ich meine Musik noch selber abgemischt“, berichtet er. Die entsprechenden Programme für die Beats lassen sich über spezielle Anbieter aus dem Internet herunterladen und schon wird der Monitor am heimischen Schreibtisch zu einer Art Mischpult. Mit der Zeit wollte Ralle aber mehr, holte sich Hilfe dazu, damit die Lieder professionell gemixt und produziert werden.
Auszug aus „Stets bemüht“Veränderungen sind die Zeichen der ZeitIch wünsche mir, dass andere Leben so leicht sind wie meins
Auszug aus „Privilegiert“All das stellte für mich nie ne Widrigkeit darSpiel das Leben auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad
Auszug aus „Overheadprojektor“, einem Lied über die KindheitDenk ich an meine Kindheit spüre ich sofort MagieDenn ich werde niemals müde von der NostalgieNoch vorhanden ist so vieles nichtNur der Overheadprojektor ist das, was geblieben ist
Auszug aus „Unsere Zeit“, einem Lied über FreundschaftEgal wo, wichtig ist, mit wem du bistIch bin froh, dass wir Teil unseres Lebens sind
Wie kommt er zu seinen Texten, deren Herzstück das Wortspiel ist – mal ironisch, mal lustig, oft nachdenklich stimmend? Die richtigen Worte kommen bei ihm nicht durchs Nachdenken, sondern durch Zufall, aus einer Situation heraus. „Ich sitze in der Bahn oder sonst wo, und dann ist er plötzlich da, der Einfall.
Wortspiel für Song
So wie beim Wortspiel für seinen Song „Ganz klares Jein“. Text kommt bei Tobias Baecker vor der Musik. Der Beat wird sozusagen um die Botschaft herumgebaut. „Viele Rapper machen Stücke, bei denen es sich um Frauen, Drogen und so was dreht.“
Ralles Gegenentwurf ist der Rap zum Hinhören. „Und ja, ich verstehe mich als politischen Musiker“, stellt er klar. Er habe eine phantastische Kindheit erlebt, in einem Elternhaus, wo Homophobie, Rassismus, Diskriminierung jeglicher Art einfach keinen Platz haben. Über die Musik möchte der Rapper aus Erftstadt eben auch das erreichen: große Reichweite , eine Plattform nutzen können, um die Botschaft rüberzubringen, für eine offene, bunte unverkrampfte Gesellschaft einzustehen.
Klare Richtung
Gerne würde er sich da auch mit anderen Rappern zusammen tun, etwa „Disastar" und "Pimf“ oder andere, die klare Richtung vorgeben. Eine Reihe von Bühnenerfahrungen sammelte Tobias Baecker derweil auf Offenen Bühnen für Newcomer, etwa in Köln oder Bonn. Jetzt aber will er einen großen Schritt nach vorne tun. Er präsentiert in Kürze sein eigenes Album „Stets bemüht“. „Auf den 14 Songs sind Einflüsse vieler anderer Musikrichtungen zu hören, von Pop über Rock bis hin zu 80er Synthwave.“
Am Freitag, 3. Juni, ist es dann soweit. Dann wird sein Album mit einem Konzert präsentiert, und zwar im Konzertsaal des Geske-Kulturhauses in Liblar. Einlass ist um 19 Uhr, Beginn um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei, Anmeldungen per Mail werden aber erbeten. Mit auf der Bühne sind Baeckers mitsingende und -rappende Freunde Vera Cöllen (Künstlername VeraLee) und Niklas True.
Bislang zwei Singles
Bislang sind zwei Singles aus dem Album erschienen. Das Album erscheint auf allen gängigen Streamingdiensten und auf CD, die natürlich beim Konzert erhältlich ist.
Wem Tobias Baecker übrigens irgendwie bekannt vorkommt oder meint, ihn schon mal im Rathaus gesehen zu haben, liegt richtig. Von Beruf ist Ralle nämlich Angestellter bei der Stadt Erftstadt.
Nach seinem Abitur am Ville-Gymnasium begann er ein Duales Studio zum Bachelor of Laws, weitere Stationen war dann der Berufseinstieg bei der Stadt in der Schul- und Kulturabteilung , von wo er später dann ins Ratsbüro wechselte. Der Job macht ihm Spaß und genialerweise liegen zwischen Arbeitsplatz und Wohnung nur wenige Meter – das spart Zeit, die Ralle zusätzlich in sein Musikhobby investieren kann.