Erftstadt – Seit längerem schon liegt die Klezmer-Rhapsodie „Kinneret“ für Klarinette und Orgel bei Bernd Spehl in der Schublade. Die CD war bereits im Herbst 2019 aufgenommen worden; die ersten Aufführungstermine hatten der Komponist und Klarinettist und der Organist Balthasar Guggenmos für den Sommer vereinbart. Dann durchkreuzte die Corona-Pandemie ihre Pläne.
Konzert am 3. September in Erftstadt-Liblar
Mit zweijähriger Verspätung stellen die Musiker das Werk nun am Samstag, 3. September, im heimischen Liblar vor. Die Vorfreude ist groß, denn „die Konzerte haben einfach gefehlt“, wie die sie einvernehmlich feststellen.
Für Spehl und den aus Bayern stammenden Guggenmos ist es bereits das zweite gemeinsame Projekt. 2015 haben sie die CD „Meron“ herausgebracht. Spehl hat dafür die Eindrücke in Klänge gefasst, die er beim „Lag baOmer“ gewonnen hat, einem gewaltigen Freudenfest am Fuße des Berges Meron in Galiläa, zu dem sich alljährlich im Mai Zehntausende Chassiden und andere jüdische Gruppierungen versammeln.
Bei einem weiteren Besuch in Israel hat er die Gegend um den See Genezareth erkundet und sich an den biblischen Orten zu einer weiteren Klezmer-Rhapsodie inspirieren lassen. „Ich bin zu den Jordan-Quellen gereist und habe den Fluss mit einem Kanu befahren“, berichtet Spehl. „Der See Genezareth liegt wie ein großes Auge im Jordantal“, erzählt der 55-Jährige, der seine Impressionen mit der Kamera eingefangen und „Geschichten und Menschen“ gesammelt hat. Das „galiläische Meer“ ist für Juden und Christen gleichermaßen von historisch herausragender Bedeutung; in der Bibel gibt es viele Hinweise darauf. Der hebräische Name „Kinneret“ hat der einstündigen Klezmer-Rhapsodie den Titel gegeben.
Bernd Spehl hat dafür chassidische Melodien verwendet und lädt die Zuhörer zu einer musikalischen Reise ein, die sich über zwölf Stationen erstreckt. Dabei wechseln sich tänzerische, aufwühlende und sanfte Passagen ab, die vielfältige Bilder beim Zuhörer erzeugen.
In Balthasar Guggenmos, einem Kollegen, den er von seiner Lehrtätigkeit an der Gesamtschule Bornheim kannte, fand der Komponist einen kongenialen Partner, auch wenn der Organist anfangs skeptisch war. „Es gibt da harmonische Wendungen, die man sonst nicht hört, und man muss improvisieren“, erklärt der Kirchenmusiker seine Zweifel.
Letztlich aber war er begeistert von der ungewöhnlichen Instrumentenkombination und der mal dramatischen und lebhaften, mal meditativen und ruhigen Musik.
So etwas noch nie gehört
„Auch die Orgel hat einen großen Melodieanteil“, sagt Bernd Spehl, der es besonders mag, „wenn die Orgel rockig loslegt und ihre ganze Kraft ausspielt“. Das ist etwa der Fall bei den chassidischen Freudentänzen im fünften Stück. Spehl selbst profiliert sich abwechselnd mit sonoren und mit filigranen Klängen.
„So etwas haben wir noch nie gehört“, lautete die Reaktion der Zuhörer bei der Premiere Ende Juli in der Bonner Kirche St. Rochus, wo sie auch die CD aufgenommen haben.Am Samstag, 3. September, 20 Uhr, kann man das Duo in der Pfarrkirche St. Barbara in Liblar erleben. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erbeten.
Einen ersten Eindruck von „Kinneret“ vermittelt ein Trailer auf Spehls Homepage. Dort kann man auch die CD zum Preis von 15 Euro plus Versandkosten bestellen.