Am Dienstag läuft die Frist ab, die die Stadtverwaltung der Firma Solmove gestellt hat.
Das Unternehmen soll geklärt haben, wie die technischen Probleme für die auf dem Boden befestigten Module gelöst werden können.
Lesen Sie hier, worum es in dem Streit geht – und warum der Ausbau der Strecke so problematisch ist.
Erftstadt-Liblar – Die Zukunft des bundesweit ersten Solarradwegs bleibt ungewiss. Die Teststrecke führt entlang eines Ackers am Ortsrand des Stadtteils Liblar. Am Dienstag läuft die Frist ab, die die Stadtverwaltung dem Konstrukteur (der Firma Solmove) gestellt hatte. Bis dann sollte abschließend geklärt sein, wie denn nun die technischen Probleme für die auf dem Boden befestigten Module gelöst werden können.
Auf eine Anfrage der FDP-Stadtverordneten Gabriele Molitor hatte die Verwaltung im Betriebsausschuss Straßen den Stand der Dinge erläutert. Beschreite man in der Technik neue Wege, müsse man auch bereit sein, mal ein Risiko einzugehen, sagte Baudezernentin Monika Hallstein.
Solmove müsste Kosten für Rückbau tragen
Bereits Ende August war eine Frist verstrichen, bis zu der ein Zwischenbericht zum Mängelgutachten des Tüv vorliegen sollte – und zwar im Nachgang zu einem Schwelbrand, der auf der Teststrecke ausgebrochen war. Doch der Bericht liegt noch immer nicht vor. „Die Stadtverwaltung musste der Herstellerfirma die Gelegenheit geben, eine Mängelbeseitigung an der Teststrecke vorzunehmen“, teilte Hallstein im Betriebsausschuss Straßen mit. Und diese abschließende Frist endet eben am Dienstag. „Wird die Frist versäumt, kann der Auftrag entzogen werden. Dann ist der Hersteller verpflichtet, sein Gewerk auf eigene Kosten zurückzubauen“, sagte Hallstein.
Dies gelte auch, wenn die Gutachter begründeten, dass die Solarteststrecke in technischer oder wirtschaftlicher Hinsicht nicht wieder instandgesetzt werden könne. Die Kosten für einen möglichen Rückbau habe Solmove zu tragen. „Eine vertragliche Absicherung über die Rückbaukosten wurde nicht geschlossen. Eine solche Regelung ist ungewöhnlich und üblicherweise nicht erforderlich“, erklärte Hallstein.
Teststrecke war öffentlich gefördert worden
Die Stadt verfolge das vorrangige Ziel, den Radweg wieder für die Bürger zu öffnen. Entweder es gebe eine abermalige Fristverlängerung für den Hersteller oder aber den Rückbau. Der Wunsch nach Wiedereröffnung der Strecke sei so groß, dass dies wohl auch bei einer Entscheidung der Stadtverwaltung über das weitere Vorgehen ein „deutliches Gewicht“ habe.
Die Module des Radwegs, die seit Wochen mit einer Plane verdeckt sind, waren am Liblarer Ortsrand auf einer Länge von 90 Metern verlegt worden. Die 150 Kacheln mit einer Fläche von 200 Quadratmetern sollten pro Jahr zwölf Megawattstunden Strom liefern. Zur Eröffnung der Teststrecke war im November des vergangenen Jahres sogar Bundesumweltministerin Svenja Schulze gekommen. Die Teststrecke war öffentlich gefördert worden. Die Summe beläuft sich auf etwa 74 000 Euro.
Solmove-Firmenchef Donald Müller-Judex verweist auf die lange Zeit, die der Tüv für die Überprüfung, Analyse und Vorschläge zur Lösung der technischen Probleme am Radweg benötige. „Der Tüv prüft im Grunde mit Mitteln, die für ausgereifte Produkte geeignet sind, aber nicht für so ein Reallabor“, erläutert der Unternehmer.
Scheitern wäre für Unternehmen existenzbedrohend
Die Teststrecke berge naturgemäß Chancen und Risiken. An die Kommune gewandt sagt der Unternehmer: „Wenn man A sagt, muss man auch B sagen.“ Enttäuscht zeigt Müller-Judex sich von der Stadtverwaltung. „Erftstadt wusste von Anfang an, dass das eine Testanlage ist.“Seit aber Probleme aufgetaucht seien, habe sich die Kommunikation zwischen ihm und der Stadtverwaltung verändert. Er erfahre Neuigkeiten entweder aus der Öffentlichkeit oder über Schreiben des Anwalts der Stadt. „Es wäre schön, wenn die Stadt sich auch an den Kosten für die Prüfung beteiligt“, sagt Müller-Judex.
Schließlich handele es sich um ein innovatives Projekt, mit dem auch Erftstadt für sich werben könne. Solmove habe beträchtlich in das Projekt investiert. Die Summe belaufe sich auf mehr als 400 000 Euro. Das Geld stamme mehr oder weniger aus dem persönlichen Bekanntenkreis, erläutert der Firmenchef. Ein Scheitern des ganzen Vorhabens sei für ihn und das Unternehmen absolut existenzbedrohend. Am Dienstag tagt der Verwaltungsvorstand im Rathaus und berät das weitere Vorgehen in Sachen Solarradweg.