„Die Stadtverwaltung und ich persönlich haben uns nach Kräften bemüht, eine alternative Fläche für den Zirkus zu finden, um gerade auch in der Corona-Pandemie helfen zu können“, betont Bürgermeisterin Carolin Weitzel. Dank Entgegenkommen des ortsansässigen Bauunternehmers Murat Canönde sei es gelungen, auf dem alten Betriebsgelände der Canönde Tiefbau am Giezenbach in Köttingen Menschen und Tieren des Zirkus eine neue Unterkunft zu geben. Allerdings nur bis Ende März, war zwischen dem Unternehmer und der Zirkusfamilie Neigert vereinbart worden. Canönde war inzwischen von dem Gelände in Köttingen in den Wirtschaftspark umgezogen.
Stadt muss Gelände in Erftstadt sonst räumen
Am Giezenbach wurde inzwischen der Verwaltungstrakt abgebrochen, einige Hallen stehen noch. Hier sind einige Tiere des Zirkus untergebracht, andere stehen auf einer Weide nahe Aachen. Wohnwagen, Campingwagen, Toilettenhaus und Zugmaschinen stehen auf dem alten Canönde-Betiebsgelände. Doch das Areal, auf dem der alte Verwaltungstrakt bereits abgebrochen wurde, soll komplett geräumt werden, da Canönde das Grundstück für eigene betriebliche Zwecke benötigt.
„Die Familie Neigert wurde seither mehrfach aufgefordert, das Gelände zu räumen“, erklärt Weitzel in Absprache mit Canönde. Dieser Aufforderung sei er nicht nachgekommen, obwohl dem Zirkus schon um zwei weitere Monate entgegengekommen worden sei. Die Suche nach alternativen Grundstücken, etwa in Erp oder am Dechant-Lindenweg in Liblar, hätten sich als ungeeignet erwiesen.
Auch Landrat Frank Rock sei um Unterstützung gebeten worden. Benötigt werde eine Fläche von 1000 bis 15000 Quadratmeter, samt Strom- und Wasseranschluss. Sollte der Zirkus sich weigern, zu räumen, sei die Stadt als Bauaufsichtsbehörde verpflichtet, die Räumung anzuordnen. Der Zirkusfamilie sei schließlich eine Fristverlängerung bis Ende Juni eingeräumt worden.
Familie möchte nicht in Erftstädter Unterkunft untergebracht werden
Die Corona-Schutzverordnung erlaube es, die Stadt zu verlassen und sich an einen anderen Ort zu begeben. Um drohender Obdachlosigkeit der Zirkusfamilie vorzubeugen, biete die Stadt Räume in der Unterkunft am Ahremer Lichweg in Lechenich an. Zirkusfirmenchef Eugen Neigert lehnt dieses Angebot ab. „Was mache ich denn dann mit den Tieren“, fragt er und betont: „Wir betreiben den Zirkus schon in siebter Generation und wollen weitermachen.“
Die Familie besteht aus dem Firmenchef und seiner Frau, drei Söhnen und deren Ehefrauen sowie drei Kleinkindern. In eine städtische Unterkunft umzuziehen werfe auch die Frage auf, wo der Fuhrpark hin solle. „Wir können den doch nicht einfach an der Straße parken“, gibt Neigert zu bedenken. Einige Fahrzeuge seien abgemeldet, andere hätten keine gültige TÜV-Plakette mehr. Die Zirkusfamilie wie auch die Stadtverwaltung hoffen nun nach wie vor auf ein kleines Wunder, dass den Neigerts und ihren Tieren ein neues Quartier beschert, um später dann nach fast 20-monatiger Pause endlich wieder Zirkusvorstellungen geben und Einnahmen erzielen zu können.
Denn bis dahin ist die Familie auf staatliche Unterstützung, sowie Futter- und Geldspenden aus der Bevölkerung angewiesen. Neigert seufzt: „Eigentlich kann alles nicht mehr schlechter, sondern nur noch besser werden.“