Bürgermeister-Wahl in ErftstadtAlle fünf Kandidatinnen im Kurzprofil und Überblick
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Bei der Kommunalwahl am 13. September wählt Erftstadt eine Bürgermeisterin.
Fünf Frauen bewerben sich auf das höchste Amt der Stadt, um Amtsinhaber Volker Erner abzulösen.
Alle fünf Kandidatinnen mit ihren politischen Positionen und Werdegang im Kurzprofil.
Erftstadt – Dass die Erftstädter am 27. September zum zweiten Mal zur Wahl schreiten müssen, ist so gut wie sicher. Bei fünf Bewerberinnen ist die Chance, dass eine auf Anhieb die absolute Mehrheit bekommt, äußerst gering. 41.841 Bürger der Stadt sind wahlberechtigt, bei der Kommunalwahl dürfen Jugendliche ab 16 Jahren abstimmen. Amtsinhaber Volker Erner tritt nicht noch einmal an. Fünf Parteien und die Freien Wähler waren bisher im Rat vertreten, die Piraten erreichten mit einer Stadtverordneten keine Fraktionsstärke. Sie treten in diesem Jahr nicht wieder an, aber die Linke will den Sprung ins Stadtparlament schaffen.
22 Wahlbezirke sind zu besetzen, dazu kommen die Nominierungen für die Reserveliste. Bei der CDU steht Fraktionsvorsitzender Thomas Schmalen auf Platz eins, bei der SPD Susanne Loosen, die dem Fraktionsvorstand angehört. Grüne und FDP haben jeweils ihre Bürgermeisterkandidatinnen, Stephanie Bethmann und Gabriele Molitor, an die Spitze der Liste platziert. Die Linke nominiert Nico Miller, die Freie Wählergemeinschaft setzt auf Fraktionsvorsitzenden Raymond Pieper.
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass viele Erftstädter die Möglichkeit nutzen wollen, per Briefwahl abzustimmen – eine Reaktion auf die Gefährdung durch das Coronavirus. Bereits Anfang der Woche waren im Wahlbüro 950 Anträge auf Briefwahl eingegangen.
Die 40-Jährige Diplom-Verwaltungswirtin ist Gleichstellungsbeauftragte in der Erftstädter Stadtverwaltung und Mitarbeiterin des Amtes für Schule, Kultur, Stadtbücherei und Archiv. Sie ist in Köln geboren, in Erftstadt aufgewachsen und verheiratet. Ihre Tochter und ihr Sohn waren das Kinderprinzenpaar der Lechenicher Narrenzunft in der vergangenen Session. In ihrem Zehn-Punkte-Programm für Erftstadt steht an erster Stelle bezahlbarer Wohnraum für alle. In Sachen Bildung will sie die Digitalisierung der Schulen vorantreiben. „Die Sanierung des Schulzentrums Lechenich ist konsequent voranzubringen“, fordert Weitzel. Das Schaffen von mehr Kinderbetreuungsplätzen steht ebenfalls auf ihrer Agenda – als Mutter wisse sie um deren Bedeutung. Sicherheit sei ihr ein Anliegen, sie lege besonderen Wert auf die gute Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung, Feuerwehr und Rettungsdiensten, Polizei und Krankenhaus. Auch die Vernetzung des Campus Rhein-Erft der Technischen Hochschule mit der Stadt wolle sie fördern.
Monika Hallstein, SPD
Die 52-Jährige Diplom-Ingenieurin, Architektin, und Bauassessorin ist Technische Beigeordnete in der Erftstädter Verwaltung. Sie lebt mit Sohn und Tochter in Bonn. Die SPD hat Monika Hallstein nominiert, sie ist aber parteilos. In den sechs Jahren als Beigeordnete habe sie Erftstadt ins Herz geschlossen, sagt sie. Sie wolle die Chancen, die die Ansiedlung der Technischen Hochschule bringe, für alle Stadtteile nutzen. Ein Ziel sei es, die Sachpolitik zu stärken: Ein parteiunabhängiger Zukunftsrat könne Empfehlungen für die Diskussionen im Rat geben. Hallstein möchte Chancengerechtigkeit sichern, bei der Vergabe von bezahlbarem Wohnraum ebenso wie in der frühkindlichen Bildung. Durch eine Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer strebe sie eine Ausbildungsplatzgarantie an. Hallstein schlägt vor, das Lechenicher Freibad mit einer Traglufthalle zu überdachen, damit man dort auch im Winter schwimmen kann. Wenn die Vereine dort trainierten, würden im Liblarer Hallenbad Kapazitäten für andere Schwimmer frei.
Stephanie Bethmann, Grüne
Die 39-Jährige arbeitet als IT-Projektleiterin bei einer Kölner Versicherung. Mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen lebt sie in Erftstadt. Ihr liegt vor allem das Thema Kinderbetreuung am Herzen. In Zusammenarbeit mit der Musikschule und den Vereinen möchte sie eine qualitätvolle Ganztagsbetreuung realisieren, die allen Kindern die Möglichkeit gibt, beispielsweise ein Instrument zu lernen oder Sportarten auszuprobieren. Sie strebt moderne Arbeitsformen in der Stadtverwaltung an, schnelles Internet sei dafür unabdingbare Voraussetzungen. Bethmann sieht die Verwaltung als Dienstleister, möchte sie aufstellen wie ein modernes Unternehmen, mit für den Bürger transparenten Prozessen. Daneben setzt sie auf klassisch grüne Themen: Klimaschutz, Photovoltaik auf allen städtischen Gebäuden, Schulgärten und Mikrowälder statt betonierter Schulhöfe. Ein Projekt, das der Grünen-Kandidatin vorschwebt, ist ein grünes Band, eine bewaldete Verbindung von der Ville bis nach Friesheim.
Gabriele Molitor, FDP
Die 58-Jährige hat Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert und ist als Wissenschaftliche Referentin tätig. Sie hat zwei erwachsene Kinder, Von 2009 bis 2013 war sie Bundestagsabgeordnete, ist Fraktions- und Parteivorsitzende der FDP in Erftstadt. Das Top-Thema für die neue Bürgermeisterin – neben der Aufgabe, Frieden im Rat zu schaffen – sei die Ansiedlung der Technischen Hochschule. Sie müsse, sagt Molitor, nicht nur die Planung auf den Weg bringen, sondern vor allem die Bürger mitnehmen: „Erftstadt soll nicht Hochschulstandort werden, sondern Hochschulstadt.“ Der zweite Punkt auf ihrer Agenda sei die Sanierung des Lechenicher Schulzentrums als ein Baustein, um gute Bildungsvoraussetzungen zu schaffen. Das gehe Hand in Hand mit dem digitalen Ausbau aller Schulen. Bei den Bemühungen um den Wandel in der Mobilität hin zu mehr Klimaschutz müsse man im Auge behalten, dass Erftstadt keine Großstadt sei, sondern ländlich geprägt. Gerade ältere Leute kämen ohne Auto nicht aus, das müsse man in der Diskussion ehrlich sagen. Gabriele Molitors Motto: „Hören was ist, machen was geht.“
Rebecca Ewald, unabhängig
Die 38-Jährige ist in Brühl geboren und lebt in Erftstadt. Sie ist Lehrerin an einer Zülpicher Hauptschule, seit Februar hat sie auch die Fachdienstausbildung Sanitätsdienst und Kooperationslehrerin. Bis zu einem Zerwürfnis saß sie sie für die Grünen im Erftstädter Rat, jetzt ist sie fraktionslos. Sie hat immer dafür plädiert, das Lechenicher Schulzentrum neu zu bauen statt zu sanieren. Trotz dieser Bedenken, heißt es in ihrem Wahlprogramm, wolle sie die Sanierung nun zügig umsetzen. „Transparenz statt Klüngel“ ist ihr Motto. Die Energiewende vor Ort möchte sie vorantreiben, Mobilitätskonzepte und Bebauungspläne müssten ökologisch, nachhaltig und generationenverträglich gestaltet werden. Auch die Technische Hochschule, die einen Campus in Erftstadt gründen will, soll für nachhaltige Bauprojekte gewonnen werden. Der Sachverstand der TH solle sich mit dem Sachverstand der Bevölkerung und der Verwaltung verbinden, um die Infrastruktur zu verbessern.