Rhein-Erft-Kreis – Clubs und Bars haben geschlossen, Transfers zum Flughafen sind selten geworden und auch Messen finden derzeit nicht statt. Taxiunternehmen leiden unter den Schließungen – besonders an den Wochenenden.
Der Bundesverband Taxi spricht deutschlandweit von einem Umsatzrückgang von voraussichtlich mehr als zwei Milliarden Euro für das vergangene Jahr. Und das, obwohl die ersten Monate normal verlaufen und auch die Lage im Sommer entspannt gewesen seinen, sagt der Verband. Etwa 200 Millionen Fahrgäste weniger wurden deutschlandweit befördert.
Rhein-Erft: Ältere Menschen nutzen häufiger das Taxi
Auch den Unternehmen im Rhein-Erft-Kreis macht die Pandemie zu schaffen. „Es läuft so mittelprächtig“, sagt Jörg Pohl, Inhaber des Taxiunternehmens Pohl in Brühl, das 1953 gegründet wurde. „Tagsüber habe ich rund 40 Prozent weniger Fahrten, nachts sind es etwa 90 Prozent.“ Silvester waren es gerade einmal 300 Fahrten anstatt der 600 in den Jahren davor. Und auch das Karnevalsgeschäft hat Pohl abgehakt.
Über die Runden zu kommen, sei schwer, auch wenn in der dunklen Jahreszeit die Krankenfahrten zunähmen und ältere Menschen derzeit verstärkt das Anrufsammeltaxi beanspruchten. „Ältere Menschen wollen weniger mit dem Öffentlichen Nahverkehr fahren“, sagt Pohl. Aber die Geschäftskunden und die Fahrten zum Flughafen fehlen. „Ich weiß schon gar nicht mehr, wie der Flughafen aussieht“, sagt Jörg Pohl.
Taxi-Unternehmen in Rhein-Erft müssen Autos stilllegen
Ähnlich geht es seinem Wesselinger Kollegen Peter Schall. „Mein Hauptgeschäft sind Krankenfahrten, die sind aber auch weniger geworden“, berichtet er. Seit 2000 führt Schall das Unternehmen, das er von seinem Vater übernommen hat. Fünf festangestellte Mitarbeiter hat er, die weiterhin im Einsatz sind, allerdings in Kurzarbeit. Die fünf Aushilfskräfte kann er derzeit nicht beschäftigen. „An den Wochenenden fahre ich tagsüber meist selbst, so wenig Anrufe sind es aktuell.“
Die Zahlen
Im Rhein-Erft-Kreis gibt es derzeit 195 Konzessionen, also Genehmigungen, ein Taxiunternehmen zu betreiben. Eine Konzession kostet 130 Euro Verwaltungsgebühr und kann nur bei Veräußerung eines Betriebs oder bei Aufgabe des Unternehmens zurückgegeben werden. Nach Aussage des Kreises ist das im vergangenen Jahr nicht vorgekommen. (jes)
Von seinen sechs Autos hat Schall zwei bei der Versicherung stillgelegt, eins ist in Reserve. „Es sind bis zu 80 Prozent weniger Geschäftsreisen“, berichtet Schall. Und auch sonst sei das „Fahrverhalten eher zurückhaltend“, weil weniger Menschen unterwegs seien. Anfragen von Kunden, die lieber mit dem Taxi als mit Bus und Bahn fahren möchten, hat Schall nicht. „Ich lebe von Ersparnissen“, sagt er. „Meine Lebensversicherung, die mir als Rente dienen sollte, ist zum Teil schon ausgezahlt. Das Geschäft lässt kein Geld zum Leben übrig.“ Ein paar Monate komme er noch über die Runden, dann seien alle Rücklagen aufgebraucht.
Taxiunternehmer: „Wir werden jetzt kaum berücksichtigt“
Jörg Pohl musste noch keines seiner Fahrzeuge abmelden. „Das, was ich damit spare, hilft mir nicht weiter“, sagt er. Auch bei ihm arbeiten nur die Festangestellten, die Aushilfen kann er derzeit nicht beschäftigen. Um seine Fahrer und die Fahrgäste zu schützen, sind seine Mitarbeiter mit FFP2-Masken ausgestattet, nach jedem zweiten Fahrgast desinfizieren sie die Sitze und die Türgriffe im Auto. Bei Krankenfahrten sogar nach jedem Fahrgast. „Für Dialysepatienten haben wir manche Wagen sogar mit einer Trennwand zum Fahrer ausgestattet“, sagt Pohl.
Beide Unternehmer denken von Tag zu Tag und wünschen sich mehr Unterstützung von der Politik. „Die Hilfen im ersten Lockdown waren da. Jetzt werden wir kaum berücksichtig“, sagt Schall. Er hoffe auf schnelle Impfungen und wünsche sich, dass auch Taxifahrer sich frühzeitig Impfen lassen könnten.