Brühl – Die Sorge um ihre Mutter hat Daniela Stehlik in den vergangenen Tagen nicht losgelassen. Seit rund einem Jahr lebt die 82-jährige, an Demenz erkrankte Seniorin im Brühler Haus Wetterstein im betreuten Wohnen. Um viele weitere Belange kümmert sich Stehlik. Angesichts des fortgeschrittenen Alters ihrer Mutter würde sie nur allzu gerne eine zeitnahe Impfung der Seniorin gegen eine Infektion mit dem Coronavirus in die Wege leiten, doch dabei stößt sie an Grenzen.
„Für meine Mutter wäre es eine enorme Belastung, sie aus der gewohnten Umgebung herauszureißen, um sie in ein Impfzentrum zu bringen“, sagt Stehlik. Ihre Hoffnung auf eine Impfung im Haus Wetterstein hat sich bislang jedoch nicht erfüllt. „Dabei würden es die dort Verantwortlichen auch begrüßen, wenn die Bewohner vor Ort ihre Impfung erhielten“, ist sie überzeugt.
Haus Wetterstein: „Ein Dorf mit sehr vielen älteren Bewohnern“
Wetterstein-Geschäftsführer Michael Penning bestätigt diese Einschätzung. Angesichts der rund 560 Bewohner und 300 Mitarbeiter sei man eines der größten Seniorenheime der Region und zugleich in einer heiklen Situation. „Wir sind im Prinzip ein Dorf mit sehr vielen älteren Bewohnern, die ein erhöhtes Risiko haben, schwer zu erkranken“, sagt er. Daher halte er eine zeitnahe, umfassende Impfaktion vor Ort für sehr sinnvoll, selbst wenn man bemüht sei, mit Hygienemaßnahmen und dem Einsatz von Schnelltests das Virus in Schach zu halten.
„Fakt ist, dass es in den vergangenen Monaten Ansteckungen gab und auch Bewohner verstorben sind“, sagt Penning. Er habe sich um einen Impftermin beim Rhein-Erft-Kreis bemüht, aber nach einer ersten Anfrage erfahren, dass dies zunächst nicht vorgesehen sei. Vorrang hätten stationäre Pflegeeinrichtungen.
Rhein-Erft-Kreis: Leiterin des Impfzentrums wirbt um Geduld
Letzteres bestätigt Dr. Nina Gatter, die als ärztliche Leiterin des Kreis-Impfzentrums auch die mobilen Impfteams betreut. Mit der Priorisierung folge man den Vorgaben des Bundes. Doch sie hat gute Nachrichten für die Menschen, die in Einrichtungen des betreuten Wohnens – wie im Haus Wetterstein – leben: „Auch die Bewohner von Seniorenheimen werden von den mobilen Impfteams aufgesucht“, sagt sie. Dies werde definitiv noch im Januar losgehen.
Gatter wirbt aber um ein wenig Geduld. „Es ist eine logistische Mammutaufgabe“, sagt sie. In die Planungen seien die Hausärzte und Heimleitungen einzubinden, die Aufklärung der Impfkandidaten sei zu beachten, Vollmachten müssten vorliegen, viele Daten zusammengetragen werden. Letztlich gehe um eine große Aufgabe, dennoch sei es wichtig, beim Einzelnen inne zu halten, damit alles vernünftig ablaufe.