AboAbonnieren

SPD-BürgermeisterkandidatBernhard Schumacher will Bürger in Brühl mitgestalten lassen

Lesezeit 5 Minuten
Zu sehen ist Bernhard Schumacher.

Bernhard Schumacher (58) ist der Bürgermeister-Kandidat der Brühler SPD.

Einer Erweiterung des Freizeitparks Phantasialands steht der 58-jährige Sozialdemokrat grundsätzlich positiv gegenüber.

Die Brühler SPD schickt im kommenden September Bernhard Schumacher (58) ins Rennen um den Bürgermeister-Posten. Der gelernte Erzieher will in die Fußstapfen seines Parteifreunds und Amtsinhabers Dieter Freytag treten. Über seine Ambitionen sprach Wolfram Kämpf mit dem gebürtigen Frankfurter.

Herr Schumacher, seit einigen Tagen sind Sie nun offiziell der Bürgermeisterkandidat der Brühler SPD. Eine so herausragende Rolle hatten Sie bislang noch nicht inne. Spüren Sie bereits einen wachsenden Bekanntheitsgrad?

Bernhard Schumacher: Ja, ich erhalte viele Reaktionen von den Menschen. Obwohl ich bereits in Stadtrat und Ausschüssen tätig bin, werde ich nun offenbar anders wahrgenommen. Das erlebe ich insbesondere in meinem Viertel, Brühl-Vochem. Die Reaktionen sind bislang sehr positiv. Selbst vom politischen Gegner.

Alles zum Thema Phantasialand

Was können Sie den Leuten versprechen, für welche Ideen und Ideale würden Sie als Bürgermeister einstehen?

Mit mir soll Brühl zum Anker und Antrieb für alle werden, die hier ihr Zuhause haben. Ich möchte ein Bürgermeister sein, der zuhört, anpackt und gemeinsam mit den Menschen eine lebenswerte Heimat gestaltet. Brühl soll ein Ort der Geborgenheit und Sicherheit sein, der Menschen die Chance gibt, mitzugestalten.

Schumacher hält Bürgerpark für gelungenes Projekt

Was bedeutet das denn konkret?

Ich will Menschen an den Prozessen beteiligen, die sie betreffen. Ein gutes Beispiel für eine funktionierende Beteiligung ist die Planung des künftigen Bürgerparks in Brühl-Ost. Dort konnten sich Anwohner, junge und ältere Menschen einbringen, auch der Inklusionsbeirat war involviert. Das Ergebnis wird sich sehen lassen können. Eine weitere Möglichkeit, die Menschen mitzunehmen, ist die Spielplatzplanung.

Dort gilt es, die Wünsche der jungen Menschen einbeziehen, in einem Format, das ihrem Alter und ihrer Entwicklung gerecht wird. Grundsätzlich sind die Voraussetzungen, Menschen einzubinden, in Brühl perfekt. Denn hier gibt es eine wunderbare Stadtgesellschaft, mit einem lebendigen Vereinsleben in Sport und Brauchtum und einer aktiven Kulturgesellschaft. Das war für mich auch ein Impuls, mich um die Kandidatur zu bemühen. Nun empfinde ich es als große Ehre, Kandidat in dieser wunderbaren Stadt zu sein.

Als Bürgermeister müssten Sie eine Stadtverwaltung mit rund 900 Mitarbeitenden führen. Trauen Sie sich das zu?

Ja. Selbstverständlich habe ich Respekt vor der Aufgabe, aber sie ist mir nicht völlig fremd. Ich komme zwar aus dem pädagogischen Bereich, war aber bei Schumaneck auch kaufmännischer Leiter und damit für Personalfragen zuständig. Den Vorteil sehe ich darin, dass es in der Verwaltung viele engagierte Menschen gibt, die sich mit ihrem Wissen einbringen wollen. Dieses Potenzial gilt es zu fördern, damit wir zukünftigen Herausforderungen mit Effizienz und Erfolg begegnen.

Dieter Freytag, Ihr Parteifreund und Amtsinhaber, hat stets seine positive Haltung gegenüber einer Phantasialand-Erweiterung betont. Das rot-grüne Mehrheitsbündnis im Rat hat das Projekt jedoch auf Eis gelegt. Welche Haltung vertreten Sie?

Das Phantasialand gehört zu Brühl. Einer meiner ersten Termine wird mich zu den Verantwortlichen führen, um zu erfahren, ob eine Erweiterung notwendig ist, um die Attraktivität des Freizeitparks zu erhalten. Nach vier Jahren Moratorium will ich die Pläne der Verantwortlichen erkunden, mir anhören, wie der Stand ist. Grundsätzlich ist meine Haltung zu einer Erweiterung positiv.

In der Wirtschaft gibt es immer Wechsel und Wandel
Bernhard Schumacher, SPD-Bürgermeister-Kandidat

Sie haben bislang vor allem im sozialen Bereich gearbeitet. Angesichts des Fortzugs namhafter Unternehmen und dem zunehmenden Leerstand in der City sind künftig wohl auch wirtschaftspolitische Weichenstellungen gefragt. Bringen Sie das nötige Know-how mit?

Ja, davon gehe ich aus. Aber ich teile diese negative Einschätzung nicht. In der Wirtschaft gibt es immer Wechsel und Wandel. Renault hat sich mit seiner Zentrale verabschiedet, weil eine Sanierung der Gebäude in Brühl wirtschaftlich keinen Sinn ergeben hätte. Das Gelände wird außerdem weiterentwickelt. Dort soll Mittelstand angesiedelt werden, der Arbeitsplätze schafft. Das ist die zentrale Herausforderung. Es geht darum, Betriebe anzusiedeln, die qualitativ gute Arbeitsplätze bieten. Brühl ist mit seiner Atmosphäre und tollen Stadtgesellschaft einladend für Unternehmen.

Als Mitglied der SPD-Fraktion im Stadtrat gehören Sie dem rot-grünen Bündnis an, das offenbar harmonisch zusammenarbeitet. Wie werden Sie sich im Wahlkampf von den Positionen Ihrer Mitbewerberin Simone Holderried absetzen, die derzeit die Grünen-Fraktion führt?

Diese Koalition hat eine Menge auf den Weg gebracht. Sie hat geliefert und liefert noch. Die Sacharbeit wird nicht unter dem Wahlkampf leiden. Im direkten Vergleich von Schumacher und Holderried gibt es bestimmt einen anderen politischen Ansatz. Daher werden auch Unterschiede zu erkennen sein.

Kandidat will keine Kopie des Amtsinhabers werden

Was macht Ihren Ansatz denn aus?

Für mich ist etwa klar, dass wir unsere Mobilität verändern müssen. Die öffentliche Hand hat dabei Anregungen und Angebote zu machen. Ich will aber niemandem vorschreiben, wie er diese Wende zu bestreiten hat. Bei allen Entscheidungen müssen wir die Menschen mitnehmen. Derzeit sehen wir ja große Frustration, weil sich Leute nicht mitgenommen und verstanden fühlen. Das gilt gerade für die Jugend. Das sollte uns alarmieren. Wir müssen neue Wege gehen, um der Politikverdrossenheit zu begegnen. Als Bürgermeister kann ich nicht alles beeinflussen, aber ich kann transparent agieren und Mitgestaltung ermöglichen.

Sie haben betont, die gute Tradition sozialdemokratischer Bürgermeister in Brühl fortsetzen zu wollen. Gibt es auch Dinge, die Sie völlig anders machen würden als etwa Amtsinhaber Freytag?

Ein Unterschied entsteht allein, weil Dieter Freytag aus der Verwaltung kommt und zuvor Kämmerer war. Ich komme nicht aus der Verwaltung, sondern war Leiter eines Jugendhilfeträgers. Dort habe ich über 20 Jahre lang den Umgang mit der Verwaltung kennengelernt. Diese Perspektive von außen zu kennen, ist meines Erachtens ein Vorteil. Inhaltlich sehe ich keine großen Diskrepanzen zu meinem Parteifreund. Aber ich werde sicherlich keine Kopie von Dieter Freytag sein.


Zur Person

Bernhard Schumacher (58) wuchs in Frankfurt auf. Seit 29 Jahren lebt er in Brühl, wo der gelernte Erzieher sich als Gründer des „Schumaneck“ in Brühl-Nord einen Namen machte. In dieser Einrichtung finden Kinder und Jugendliche aus schwierigen Lebensverhältnissen in familienähnlichen Wohngruppen ein Zuhause. Seit 2020 vertritt er als SPD-Ratsherr den Wahlbezirk westliche Innenstadt. Er ist verheiratet, kinderlos und noch immer im sozialen Bereich tätig.