Der 37-Jährige will für das Bündnis Deutschland in den Bundestag einziehen.
Bundestagswahl 2025Markus Hausmann aus Brühl: „Demokratie lebt von Auseinandersetzung“
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Markus Hausmann vom Bündnis für Deutschland kandidiert für den Bundestag.
Copyright: Kathrin Höhne
Am 23. Februar sind rund 350.000 Wahlberechtigte zwischen Bedburg und Wesseling aufgerufen, ihre Stimme bei der Bundestagswahl abzugeben. In den beiden Wahlkreisen des Rhein-Erft-Kreises bewerben sich 17 Kandidaten um ein Direktmandat. Der Wahlsieg in einem der Wahlkreise wird voraussichtlich für einen Einzug in den Bundestag reichen. Wir stellen in loser Reihenfolge die Bewerber vor – diesmal Markus Hausmann, der im Wahlkreis 91 (Kreis Euskirchen, Brühl, Erftstadt, Wesseling) für das Bündnis Deutschland antritt. Die Fragen stellte Wolfram Kämpf.
Herr Hausmann, wann haben Sie begonnen, sich für Politik zu interessieren? Gab es eine Initialzündung?
Markus Hausmann: Schon relativ früh. Bereits zu Schulzeiten habe ich Nachrichten und die Politik aus Deutschland und der Welt verfolgt. Auch im Freundeskreis haben wir immer auch politisch diskutiert. Da ich in einem sozialdemokratischen Haushalt groß geworden bin, hat mich besonders die Niederlage von Schröder gegen Merkel 2005 sehr bewegt. Ich hielt Merkel damals schon für eine Fehlbesetzung im Kanzleramt und sollte meiner Ansicht nach ja leider Recht behalten.
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Welches politische Ereignis hat Sie in den vergangenen Jahren am meisten bewegt/berührt?
Es waren weniger ganz zentrale Ereignisse, die mich bewegt oder berührt haben. Vielmehr waren es generelle Entwicklungen in der Politik, die mich immer mehr dazu bewegt haben, aktiv zu werden. Neben Entscheidungen wie der Eurorettung oder dem Aussetzen der Wehrpflicht war es vor allem aber der erneute Ausstieg aus der Kernenergie, der meinem Verständnis von Vernunft und Rationalität derart widersprach, dass ich den Glauben an der Politik verloren hatte. Als ich Vater geworden war, war für mich klar, dass ich mich für die Zukunft meiner Kinder einsetzen muss. Da war es dann auch tatsächlich weniger die „Grenzöffnung“ von 2015 als die nur an wirtschaftlichen Belangen ausgerichtete Familienpolitik, die mich in die Politik gebracht haben.
Welcher lebende Politiker/welche lebende Politikerin imponiert Ihnen? Welcher hat Sie geprägt?
Zu Beginn war es der ehemalige Kanzler Gerhard Schröder. Mit abnehmender Performance der SPD und steigendem Alter meinerseits waren es dann immer mehr Protagonisten aus dem klassisch liberal-konservativem Bereich. Dazu gehörten und gehören Carl-Theodor zu Guttenberg, die stellvertretende Leiterin der Denkfabrik R21 Kristina Schröder, Wolfgang Bosbach und Wolfgang Kubicki sowie außerhalb Deutschlands Sebastian Kurz, dessen politisches Comeback ich unseren österreichischen Nachbarn sehr wünsche. Innerparteilich hat mich ganz besonders Jörg Meuthen geprägt, der in seinem Stil und seinen Ansichten genau das vertreten hat, für das ich auch stehe beziehungsweise gestanden habe. Er war auch der Grund, warum ich noch so lange in der AfD geblieben war, weil ich mit ihm immer die Hoffnung auf Mäßigung verknüpft habe.
Markus Hausmann lobt die vielfältigen Möglichkeiten des Rhein-Erft-Kreises
Welcher Politiker hat am meisten für den Rhein-Erft-Kreis geleistet?
Das lässt sich fairerweise wohl kaum auf eine Person reduzieren. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass alle politischen Ebenen vom Bund über Land und Bezirk bis hin zur Kommune auf den Rhein-Erft-Kreis einwirken. Schließlich war der Erftkreis, wie er die meisten seiner 50 Jahre hieß, auch schon Ort der Begegnung von weltweiter Tragweite, als sich 1989 der damalige Kanzler Kohl mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Németh traf und daraufhin die Grenzen geöffnet wurden.
Wie erklären Sie jemandem in Berlin, was der Rhein-Erft-Kreis ist?
Der Rhein-Erft-Kreis ist eine Region voller Natur, Kultur und Energie. Zwischen der Millionenstadt Köln und der Eifel gelegen bietet der Kreis vielfältige Möglichkeiten. Die zehn Städte des Kreises, die seit nunmehr 50 Jahren zusammengehören, sind relativ heterogen. Sowohl Urbanität als auch Natur pur kann man bei uns erleben. Von der Chemieindustrie am Rhein bis zum Braunkohletagebau am westlichen Rand trifft die Vergangenheit stets auf die Zukunft. Besonders erfreulich ist auch das hier vor Ort gelebte Brauchtum. Egal, ob Karneval, Schützenfest, St. Martin oder Weihnachten – bei uns ist immer was los. Bei Freizeitparkfreunden ist der Kreis zudem international bekannt für das Phantasialand. Nicht zu vergessen auch die zahlreichen Schlösser und Burgen, wovon die Schlösser Augustusburg und Falkenlust sogar Unesco-Welterbe-Rang haben.
Was wollen Sie als Abgeordneter in Berlin für den Rhein-Erft-Kreis erreichen?
Es gibt generell viele Themen der Bundespolitik, die direkten Einfluss auf Städte und Kreise haben. Generell muss in meinen Augen vor allem das Konnexitätsprinzip wieder gelten: Wer die Musik bestellt, muss sie auch zahlen. Es kann nicht sein, dass in Berlin Entscheidungen auf dem Rücken der Kommunen gefällt werden, die diese über kurz oder lang handlungsunfähig machen. Hier müssten der Kreis und die Kommunen entlastet werden, um sich wieder ihren Kernaufgaben widmen zu können. Zudem würde ich mich in Berlin für deutlich effizientere und digitale Prozesse in der Verwaltung einsetzen. Wir alle zahlen mit unseren Steuergeldern einen völlig übertriebenen Bürokratie-Apparat, der auch die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort erheblich einschränkt. Ein bisschen Afuera und MEGA, also Make Economy Great again, würde auch uns guttun.
Wie würden Sie einen Nichtwähler davon überzeugen, sein Kreuz auf dem Stimmzettel zu machen?
Nichtwählen bedeutet immer seine Zukunft in die Hände anderer zu legen. Doch gerade jetzt braucht es für einen echten Wechsel jede Stimme. Die allgemeine Politikverdrossenheit ist jedoch auch das Ergebnis jahrelanger Politik, die sich viel zu wenig an den Interessen der Menschen orientiert hat. Dazu beigetragen hat außerdem eine viel zu unausgewogene Berichterstattung in den öffentlich-rechtlichen Medien. Ziel muss es sein, dass das in vielen Köpfen verankerte Gefühl von „denen da oben“ wieder abgebaut wird. Um die Leute wieder stärker an die Politik zu binden, braucht es auch mehr Einflussmöglichkeiten und Partizipation. Wir plädieren daher für Volksentscheide auf Bundesebene nach dem Schweizer Vorbild.
Einen Kanzler mit derartigen Gedächtnislücken wie Scholz kann und darf sich Deutschland keine weiteren Jahre mehr leisten
Wer ist besser als Kanzler geeignet: Merz oder Scholz?
Eindeutig Merz. Nicht nur, weil er sich für den so dringend notwendigen Politikwechsel einsetzt, sondern auch aufgrund seiner besseren Führungsstärke. Einen Kanzler mit derartigen Gedächtnislücken wie Scholz kann und darf sich Deutschland keine weiteren Jahre mehr leisten. Die jüngsten Ereignisse im Bundestag haben gezeigt, dass es Merz offenbar mehr um die Sache, denn um irgendwelche Machtspielchen geht. Eine Entideologisierung politischer Sachfragen befürworten auch wir. Dennoch wird sich Friedrich Merz auch nach der Wahl beweisen müssen. Da fehlt mir bislang die Fantasie, wie er seine Versprechen mit einem roten oder grünen Koalitionspartner realisieren will. So bietet die Union in ihrem Laden lauter Dinge an, die womöglich gar nicht lieferbar sind.
Welchem Ihrer Mitbewerber würden Sie den Einzug ins Parlament gönnen und fachlich zutrauen?
Grundsätzlich würde ich das denjenigen gönnen und zutrauen, die auch bislang als Abgeordnete im Deutschen Bundestag sitzen. Mit Detlef Seif und Markus Herbrand habe ich bereits Podiumsdiskussionen absolviert. Hier hatte ich stets das Gefühl, dass man sich fair und auf Augenhöhe begegnet. Rüdiger Lucassen ist als Experte im Bereich Verteidigungspolitik sicherlich fachlich sehr gut geeignet, auch wenn er sich meines Erachtens vorwerfen lassen muss, negative Entwicklungen in seiner Partei begünstigt zu haben.
Mit welchem Politiker/welcher Politikerin würden Sie niemals ein Bier trinken gehen?
Tatsächlich würde ich niemanden von vorneherein ablehnend gegenüberstehen – zumindest solange es gutes Bier gibt. Die Demokratie lebt von der Auseinandersetzung unterschiedlicher Positionen. Je aktiver der Diskurs stattfindet, desto lebendiger bleibt sie. Hier haben wir leider noch viel Luft nach oben. Wir brauchen viel mehr kontroversen Austausch. Mein Motto lautet: Miteinander statt übereinander reden. Abgrenzung ja, Ausgrenzung nein. Mit der Erfahrung aus meiner Ratsmitgliedschaft empfehle ich, sein eigenes bequemes Schubladendenken immer wieder zu hinterfragen, auch wenn es manchmal schwerfällt.
Markus Hausmann (37) lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Brühl. In seiner Freizeit widmet sich der Leitende Angestellte im Bereich Prozessmanagement dem Bierbrauen, Backen, der Geographie und seinem Engagement im Karnevalsverein. Der gebürtige Viersener war zunächst von 2016 bis 2022 Mitglied der AfD, für die er auch in den Brühler Stadtrat einzog. Inzwischen gehört er dem Bündnis Deutschland an. Für diese Partei will er den Wahlkreis 091, zu dem der Kreis Euskirchen sowie Erftstadt, Brühl und Wesseling gehören, im Bundestag vertreten. Sein besonderes Augenmerk genießen die Familien-, Bildung-, Verkehrs- und Energiepolitik.