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ProzessOberbergischer Polizeichef schnappt nachts barfuß Einbrecher in Rösrath

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Polizeidirektor Sascha Himmel bei einem Pressetermin in Gummersbach.

Polizeidirektor Sascha Himmel, oberster Polizeivollzugsbeamter in Oberberg, hat privat in Rösrath einen Einbrecher geschnappt.

Einen Einbrecher, der in ein Wohnhaus in Rösrath einsteigen wollte, haben der Gummersbacher Polizeichef und seine Lebensgefährtin gefangen.

Gelernt ist gelernt: Höchstpersönlich haben in Rösrath der oberbergische Polizeichef Sascha Himmel und seine Lebensgefährtin einen Einbrecher festgenommen. Der Vorfall ereignete sich bereits in der Nacht zum 30. Dezember 2023 in einem Mehrfamilienhaus in Kleineichen, wo die Lebensgefährtin, ebenfalls Polizistin, wohnt. Am Freitagmittag traten die beiden Beamten vor dem Bensberger Schöffengericht als Zeugen im Prozess gegen den Täter, einen 25-jährigen Wohnungslosen, auf.

Der Angeklagte wurde am Ende wegen versuchten Einbruchsdiebstahls zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Er hatte seit seiner Festnahme in Untersuchungshaft gesessen und kam am Ende der Verhandlung auf freien Fuß. In der zweitägigen Verhandlung hatte er beteuert, er habe keine Beute gesucht, sondern nur ein Bett, was ihm Richterin Britta Epbinder und die Schöffen aber nicht abnahmen.

Nächtliche Geräusche alarmieren Bewohnerin

Am zweiten Prozesstag gegen den Mann hatte zunächst die 56-jährige Polizistin ausgesagt, dass sie gegen Mitternacht in ihrer Wohnung im ersten Obergeschoss „harte Geräusche auf Kies“ gehört und vom Balkon aus nachgeschaut, aber nichts entdeckt habe. Es folgten weitere ungewöhnliche Klänge von einer Mülltonne, die gezogen wurde, und einem Rollladen.

In Pantoffeln und Pyjama stürmte die Beamtin hinunter, rief ihrem Lebensgefährten zu, dass da jemand sei, entdeckte den Eindringling auf dem Erdgeschoss-Balkon und forderte ihn auf, herunterzukommen. Polizeichef Himmel (61) war derweil barfüßig hinterher gestürmt und näherte sich dem Balkon aus einem anderen Winkel, sodass er dem Verdächtigen einen Fluchtweg abschnitt.

Lassen Sie den Mann in Ruhe!
Nachbarin, die die Situation verkennt

Gemeinsam packten die beiden in Nacht- statt in Schutzkleidung gewandeten Beamten den Täter. Sie merkten aber, dass der sich sperrte und kräftig war, und brachten ihn, um ihn besser unter Kontrolle zu halten, lehrbuchmäßig zu Boden. Da hockten sie nun, hatten aber natürlich kein Handy im Pyjama.

Eine Nachbarin rettete die Situation auf ihre Weise: „Lassen Sie den Mann in Ruhe“, forderte sie die beiden auf, und als sie hörte, dass es Polizisten waren, kam sie näher und wollte mit ihrem Handy die Polizei rufen. Da sie aber nicht den Notruf, sondern die Zentralnummer zu wählen versuchte, klappte das nicht so recht, bis schließlich Himmel das Kommando über das Handy übernahm und die rheinisch-bergischen Kollegen unter der 110 anrief, die dann flugs übernahmen.

Angeklagter will nur Schlafplatz für sich gesucht haben

Im Prozess blieb der Angeklagte, Khaled A. (Name geändert), bei seiner Version, er sei nach seiner Ankunft in Köln tagelang durch die Stadt geirrt, habe die Ausländerbehörde gesucht und irgendwo schlafen wollen. Er habe das Haus für unbewohnt gehalten, sagte der nach eigenem Angaben im Waisenhaus in Tunis aufgewachsene Angeklagte, der dort jahrelang als Tänzer und Fotograf gearbeitet hatte, bevor er sich auf die Suche nach einer besseren Zukunft machte.

Die Suche erst nach der Ausländerbehörde und dann nach einem Schlafplatz nahm ihm aber keiner ab. Einfacher hätte er sich doch da irgendwo eine Laube suchen können. Auch sei nicht glaubhaft, dass er sich am späten Freitagabend auf die Suche nach dem Amt gemacht habe. Richterin Epbinder: „Ich habe mal nachgeguckt. Auch in Tunesien sind die Behörden spätestens um 17 Uhr zu!“