LärmschutzMit Tempo 30 durch ganz Rösrath

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Auf den Hauptstraßen in den Rösrather Ortszentren, auch rund um den Sülztalplatz, soll künftig Tempo 30 gelten. Das sieht der Entwurf zu einem neuen Lärmaktionsplan vor.

Auf den Hauptstraßen in den Rösrather Ortszentren, auch rund um den Sülztalplatz, soll künftig Tempo 30 gelten. Das sieht der Entwurf zu einem neuen Lärmaktionsplan vor.

Die Stadt Rösrath soll Tempo 30 auf den Hauptverkehrsstraßen in den Ortszentren einführen. Das schlägt die Verwaltung für einen neuen Lärmaktionsplan vor.

Deutlich überarbeitet hat die Stadtverwaltung ihren Entwurf für einen neuen Lärmaktionsplan. Für Aufsehen sorgt die anvisierte Einführung von Tempo 30 in den Ortszentren Rösrath, Hoffnungsthal und Forsbach. Bisher war die Stadt bei solchen Tempobeschränkungen auf den Hauptverkehrsadern, die allesamt Landesstraßen sind, sehr zurückhaltend. Nun aber ist offenbar geklärt, dass die Handlungsspielräume der Stadt größer sind als in der Vergangenheit gedacht. „Auch wenn die Stadt Rösrath hier nicht Straßenbaulastträger ist, kann sie innerhalb der Ortsdurchfahrt entsprechende Beschränkungen anordnen“, stellt die Verwaltung unter der Regie der Beigeordneten Bianca Lorenz und der neuen Fachbereichsleiterin Kerstin Frey fest.

Im Ortsteil Rösrath soll Tempo 30 auf der Hauptstraße von der Kreuzung Brückenweg bis zum Abzweig Am Sommerberg gelten. In Hoffnungsthal sind Hauptstraße und Bergische Landstraße betroffen, vom Abzweig Am Sommerberg bis zum Einmündung der Gebrüder-Reusch-Straße. Damit soll auf der Ortsdurchfahrt vom Brückenweg bis zur Gebrüder-Reusch-Straße durchgehend Tempo 30 gelten. In Forsbach soll die Temporeduzierung auf der Bensberger Straße gelten, vom Holzmarkt bis zur Gaststätte Altvolberger Hof.

Tempo 30 auch zwischen Rösrath und Hoffnungsthal 

Für Überraschung sorgte der Umstand, dass die Tempo-30-Zonen relativ groß sind – insbesondere auch der Umstand, dass es zwischen Rösrath und Hoffnungsthal keinen Abschnitt mit Tempo 50 gibt. Die Verwaltung hat dies klar begründet: „Durch die bewusste Zusammenführung der Tempo-30-Beschränkungen zwischen den Ortsteilen Hoffnungsthal und Rösrath-Mitte an der Einmündung Am Sommerberg wird ein zusätzliches Beschleunigen und Abbremsen zwischen den geschwindigkeitsreduzierten Bereichen, und somit eine zusätzliche Lärmquelle, vermieden.“

Durch Tempo 30 statt Tempo 50 werde nach Aussagen der Fachliteratur eine „Halbierung der empfundenen Lautstärke“ erreicht. Gleichzeitig werde der Zeitaufwand für die Ortsdurchfahrt nicht wesentlich größer: Für die Strecke vom Sommerberg bis zur Gebrüder-Reusch-Straße würden statt bisher drei Minuten künftig fünf Minuten benötigt. Zudem sei Tempo 30 ein Gewinn für die Verkehrssicherheit – für alle Verkehrsarten.

Großes Echo auf Pläne der Verwaltung

Die Pläne der Stadtverwaltung fanden bereits ein großes Echo. Der Verein Lebenswertes Sülztal, der in der Diskussion um den Lärmaktionsplan bereits sehr aktiv war, begrüßt die überarbeitete Version „ausdrücklich“. Rösrath sei von Straßenverkehrslärm und Fluglärm stark betroffen, der Einfluss der Stadt auf den Fluglärm sei aber „leider begrenzt“. Umso mehr sei entschlossenes Handeln beim Straßenverkehr sinnvoll: „Eine Lärmreduktion entlang der Straßen in den Ortsteilzentren ist durch Tempolimits relativ einfach umzusetzen“, stellt der Verein fest. Das erhöhe auch die Sicherheit des Fahrradverkehrs und fördere die „Belebung der Ortskerne“.

Auch Johannes Thies von der Initiative „Rösrath Velocity“ freut sich über den „frischen Wind“ aus der Stadtverwaltung. Nach Studien sei bei Tempo 30 auch der Verkehrsfluss besser. „Die Stadt ist mittlerweile so verdichtet und der Gesamtverkehr hat so zugenommen – da ist an vielen Stellen Tempo 50 schlicht zu hoch“, so Thies. Angesichts der geplanten weiteren Bebauung in Venauen werde auch dort der Verkehr zunehmen, daher sei Tempo 30 auch zwischen Rösrath-Mitte und Hoffnungsthal angebracht.

Die Initiative "Rösrath for Future" appelliert an alle Beteiligten, die Vorteile durch Tempo 30 zu nutzen: "Wir haben jetzt diese großartige Chance, mit Tempo 30 auf weiten Teilen der Durchgangsstraßen unsere Stadt leiser, gesünder, sicherer und klimagerechter zu gestalten - lasst sie uns ergreifen!" Die Stadtratsfraktion ZLR weist auf die 3000 von Lärm an Hauptverkehrsstraßen betroffenen Menschen in Rösrath hin und sieht Tempo 30 als die „einfachste und schnellste Lösung“. Zudem gebe es eine „zwingende rechtliche Verpflichtung zum Lärmschutz“.

Mit der Gegenposition meldet sich die Fraktion Fors-Park zu Wort. Sie will beim Thema Tempo dem Willen der Bevölkerung folgen und hat daher in der Facebook-Gruppe „Wir in Rösrath“ eine Umfrage gestartet, an der sich in kurzer Zeit rund 700 Personen beteiligten, die sich zu über 80 Prozent für Tempo 50 aussprachen. Fors-Park-Fraktionschef Yannick Steinbach räumt ein, dass die Umfrage nicht repräsentativ ist – „aber nah dran ist sie“, findet er. Er schließt daraus, dass eine große Tempo-30-Zone „in der Bevölkerung nicht erwünscht“ sei und erklärt: „Mit uns – und da sind wir weiter unbeirrt – wird es kein generelles Tempo 30 durch die Ortszentren geben.“ In unübersichtlichen Straßenabschnitten sei es möglich, aber nicht „pauschal“.


Weitere Maßnahmen im Lärmaktionsplan

Neben Tempo 30 in den Ortszentren sind in dem überarbeiteten Entwurf zu einem neuen Lärmaktionsplan auch weitere Maßnahmen zur Stärkung des Radverkehrs vorgesehen — dazu gehören Schutzstreifen, Öffnung weiterer Einbahnstraßen für Radverkehr in zwei Richtungen und Alternativrouten in den Ortszentren. Die Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrsmittel wird vor allem durch die „Mobilstationen“ an den Bahnhöfen betrieben.

Außerdem dringt die Stadt auf weitere Sanierungsmaßnahmen auf den Hauptverkehrsstraßen, um Lärm durch schadhafte Fahrbahnen zu vermeiden. Sie plädiert für geräuschreduzierende Fahrbahnbeläge, „wo immer möglich“. Auch die Lärmschutzwände an der Autobahn A 3 sollen lärmtechnisch saniert werden.

Über den neuen Lärmaktionsplan berät der Bauausschuss am Mittwoch, 12. Juni, 18 Uhr, im Bürgerforum Hoffnungsthal, Bürgersaal. Lärm-Betroffene können möglicherweise zu Wort kommen, wenn sie den Ausschussvorsitzenden Stephan Mohr (Grüne) vor Sitzungsbeginn darum bitten.

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